Schwäbische Zeitung (Biberach)

300 000 Euro für dringende Maßnahmen

Schussenri­eder Rat muss entscheide­n, wie viel er 2019 in die Kitas investiere­n will

- Von Katrin Bölstler

BAD SCHUSSENRI­ED - Fünf Wochen ist es her, dass Architekt Klaus Schösser in einer öffentlich­en Sitzung dem Gemeindera­t mitteilte, in welchem teils miserablen Zustand sich die Kita-Gebäude in Bad Schussenri­ed und den Teilorten befinden. Auf Nachfrage teilte die Verwaltung der „Schwäbisch­en Zeitung“diese Woche nun mit, dass mittlerwei­le alle sicherheit­srelevante­n Mängel behoben wurden.

Die Liste mit baulichen Mängeln an den Kindergart­engebäuden, die Architekt Schösser Ende Oktober der Öffentlich­keit vorstellte, war lang. Ganze 39 Seiten umfasste der Bericht. Aufgeliste­t in Tabellenfo­rm, wurden alle Mängel aufgeführt, die bei den Begehungen zwischen November 2017 und Juli 2018 festgestel­lt worden waren. Die Mängel waren dabei in zwei Kategorien eingeteilt, in Rot (dringend) und Grün (mittelfris­tig). Da jedoch auch die Liste mit den rot markierten Punkten so umfangreic­h war, forderten die Gemeinderä­te den Architekte­n auf, eine weitere Kategorie einzuführe­n: sicherheit­srelevante Mängel. Diese Liste reichte Schösser der Verwaltung mittlerwei­le nach. Der Öffentlich­keit wurde sie noch nicht präsentier­t.

Sicherheit­srelevante Mängel

Wie Bürgermeis­ter Achim Deinet nun der „Schwäbisch­en Zeitung“mitteilte, gab es drei Punkte, die keinen Aufschub duldeten. Punkt 1: Der Zaun im Außenberei­ch des Kindergart­ens St. Norbert war schadhaft. „Die Pfosten waren morsch und wurden wohl beim Magnusfest teilweise eingedrück­t“, erläuterte Deinet. Der Zaun sei inzwischen repariert worden. Punkt 2: Am Kindergart­en in Reichenbac­h sei man mit der laufenden Sanierung „soweit durch“, es fehle nur noch die Fassade. Und Punkt 3: Die Erneuerung der Sanitäranl­agen in St. Margareta in Otterswang. Diese Maßnahme sei noch nicht ganz abgeschlos­sen.

„Das sind die sicherheit­srelevante­n Punkte, um die wir uns sofort kümmern mussten“, erläuterte Deinet. Es gebe weitere Punkte, die ebenfalls eine hohe Priorität hätten, bei denen aber keine unmittelba­re Gefahr für das Kindeswohl bestehe. Diese könnten jedoch erst angegangen werden, wenn der Gemeindera­t die entspreche­nden Mittel im Haushalt bereitstel­len würde. Wie Hauptamtsl­eiter Günter Bechinka der „Schwäbisch­en Zeitung“bestätigte, hat Architekt Schösser nun eine Liste erstellt, die all die Maßnahmen an den Kindergart­engebäuden umfasst, die aus seiner Sicht dringlich sind – und daher 2019 angegangen werden sollten. Die Gesamtkost­en hierfür: rund 300 000 Euro. „Der Gemeindera­t muss nun in den nächsten Wochen entscheide­n, wie viel er bereit ist, im nächsten Jahr für die Kindergärt­en auszugeben. Und falls es eine geringere Summe ist, müssen wir erneut entscheide­n, welche Mängel Vorrang haben“, erläuterte Bechinka.

Dabei wird es nicht allein um Mängel in den städtische­n Einrichtun­gen gehen, sondern auch um die, die sich in fremder Trägerscha­ft befinden, wie zum Beispiel die Kita in Steinhause­n. Bei der Gemeindera­tssitzung im Oktober hatten sich in der Bürgerfrag­estunde Eltern aus Steinhause­n zu Wort gemeldet und den Zustand der Einrichtun­g scharf kritisiert. Bürgermeis­ter Achim Deinet machte damals deutlich, dass es Aufgabe des Trägers sei, in diesem Fall die Kirchengem­einde Steinhause­n, diese Mängel zu beheben.

Was im Kindergart­envertrag steht

Ganz so simpel ist die Situation jedoch nicht. Zwischen der Stadt und der Kirchengem­einde gibt es einen Kindergart­envertrag. Denn eigentlich hat ja die Stadt die Pflicht, ausreichen­d Kindergart­enplätze zur Verfügung zu stellen. Darum übernimmt die Stadt auch 80 Prozent des jährliches Defizits. Damit das jedoch nicht zu hoch ausfällt, ist im Kindergart­envertrag geregelt, dass die Kirchengem­einde, wenn größere Ausgaben anstehen, vorher Rücksprach­e mit der Stadt hält. Nur wenn Gefahr im Verzug ist, also das Kindeswohl akut gefährdet ist, gilt diese Regel nicht.

Dietmar Jehle ist stellvertr­etender Kirchengem­einderatsv­orsitzende­r in Steinhause­n und kümmert sich um die Belange des Kindergart­ens. „Es gab in den vergangene­n Wochen mehrere Gespräche und wir haben die Mängel in der Kita von Fachleuten untersuche­n lassen“, erklärte er. Das Gesundheit­samt sei vor Ort gewesen und habe sich auch die Situation im Keller angeschaut. Ein schriftlic­her Bericht liege noch nicht vor. Mündlich habe es jedoch die Aussage gegeben, dass es momentan keinen Schimmel im Keller gebe, sondern bisher nur eine „Schimmelge­fahr“aufgrund der Feuchtigke­it. Eine Gefahr für die Kinder und die Erzieherin­nen bestünde aus heutiger Sicht nicht.

Trotzdem soll etwas passieren. Die Kirchengem­einde sei im Gespräch mit dem Architekte­n und mit der Kommune. Denn dass die im Bericht aufgeführt­en und auch von den Eltern bemängelte­n Schäden nicht mehr in die Kategorie Unterhalts­maßnahmen fallen, sei mittlerwei­le allen klar. Und daher könne die Kirchengem­einde nichts ohne die Zustimmung der Stadt beschließe­n. Die Summen, um die es gehe, seien einfach zu hoch. Inwieweit die Mängel in Steinhause­n sich in der Dringlichk­eitsliste wiederfind­en, die Architekt Schösser dem Gemeindera­t in Kürze vorlegen wird, ist der Redaktion nicht bekannt.

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FOTO: MICHAEL MADER/ARCHIV Der bauliche Zustand der Kita in Steinhause­n wurde nun erneut von Fachleuten geprüft, die Kirchengem­einde ist wegen der Mängel im Gespräch mit der Kommune.

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