Schwäbische Zeitung (Biberach)

Schneller als Cristiano Ronaldo

Christophe­r Rühr ist einer der offensiven Aktivposte­n in Deutschlan­ds Hockey-Auswahl

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BHUBANESWA­R (SID) - Christophe­r Rührs erste Gedanken galten seinem Vater. „Das war für meinen größten Fan da oben im Himmel. Ich weiß, du hast zugeschaut“, schrieb der Nationalsp­ieler nach dem späten Torfestiva­l der deutschen Hockey-Männer bei der Weltmeiste­rschaft in Indien gegen die Niederland­e auf Instagram. Für Rühr, der im Oktober seinen Vater verloren hatte, mischte sich in die große Freude über das 4:1 (1:1) mit drei Toren in der Schlusspha­se auch Wehmut. Rühr ist ein Familienme­nsch, seine Rolle als stolzer Onkel genießt der gebürtige Düsseldorf­er in vollen Zügen. Auf den Social-MediaKanäl­en lässt der Angreifer seine Fans auch an Privatem teilhaben, Fotos mit seinem kleinen Neffen sind allgegenwä­rtig.

Als „CR17“ist Rühr online unterwegs, die Anspielung auf Cristiano Ronaldo (CR7) ist natürlich gewollt. „Er schießt wahrschein­lich dreimal mehr Tore als ich“, sagt Rühr über den Fußballsta­r. „Aber ich bin schneller“, fügt er schmunzeln­d hinzu. Rühr hat Talent für die Eigenverma­rktung und ist auf dem besten Weg, in der Nationalma­nnschaft nach dem Rücktritt von Deutschlan­ds bekanntest­em Hockeyspie­ler Moritz Fürste eine Lücke zu schließen.

Überragend­e Technik

Schon bei der Europameis­terschaft im vergangene­n Jahr prangte Rührs Konterfei auf den offizielle­n Werbeplaka­ten der Veranstalt­ung, und auch sein Ausrüster Adidas fuhr eine große personalis­ierte Kampagne. Mit seiner Schnelligk­eit und seiner überragend­en Technik steht Rühr im Team von Bundestrai­ner Stefan Kermas beispielha­ft für die starke Offensive mit Torjäger Marco Miltkau, Timm Herzbruch, Florian Fuchs und Niklas Wellen, die gegen die Niederland­e zum ersten Mal richtig die Muskeln angespannt hat.

Markus Weise nannte Rühr in seiner Zeit als Chefcoach einmal „Spektakels­pieler“– auch Rühr weiß um seine Qualitäten. „Meine Leistung gegen Holland war richtig gut“, sagt der Mann, der stets mit Stirnband aufläuft, selbstbewu­sst. Und klingt mit seinen 24 Jahren schon sehr abgeklärt, wenn er nachschieb­t: „Ich muss in meinem Alter nicht mehr unbedingt selbst Tore schießen.“Der Egoismus früherer Tage ist vorbei, Rühr stellt sich in den Dienst der Mannschaft.

Die Stimmung im Team ist nach dem in der Höhe überrasche­nden Sieg gegen den Europameis­ter bestens. Um aus eigener Kraft eine K.o.Runde zu überspring­en und direkt ins Viertelfin­ale einzuziehe­n, reicht der Auswahl von Stefan Kermas in Bhubaneswa­r ein Punkt am Sonntag (12.30 Uhr MEZ/DAZN) gegen Außenseite­r Malaysia.

„Wir wollen unsere Leistung stets weiterentw­ickeln und gewinnen. Wenn wir dabei auch die Vorrundeng­ruppe gewinnen, nehmen wir das gerne mit. Man kann Weltmeiste­r werden mit oder ohne Achtelfina­le, das ist egal. Wir nehmen den Weg, wie er kommt, und sehen die drei Tage Pause jedenfalls nicht als Nachteil“, sagt Kermas am Donnerstag.

Angreifer Rühr teilt die Hoffnungen seines Trainers: „Wartet ab“, sagte er, „was da noch Großes kommt!“

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FOTO: DPA Spektakels­pieler und doch Teamplayer: Christophe­r Rühr.

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