Schwäbische Zeitung (Biberach)
„Die Mehrheit hat nicht immer recht“
Als Antwort auf den Leserbrief von Franz Manz „BI Rißtal kämpft nur noch für sich selbst“(SZ vom 5. Dezember), schreibt ein Leser:
Der Leserbrief von Franz Manz sollte nicht unwidersprochen bleiben. Man kann verstehen, dass ein Bürger aus Herrlishöfen sich für das Industriegebiet in Herrlishöfen ausspricht. Es geht ihm um die wirtschaftliche Zukunft der Region Biberach und um die Arbeitsplätze. Ganz und gar unverständlich ist allerdings, dass er den Gegnern des Industriegebiets, insbesondere der BI jegliche sachliche Motivation abspricht und höhnt: „Wie kann die unterstützt werden?“Zu einer fairen Auseinandersetzung würde eine sachliche Argumentation gehören.
Schließlich geht es um Themen wie Erhalt der Natur, Begrenzung des Flächenverbrauchs, Schutz des Grundwassers, Hochwasserschutz und nicht zuletzt darum, welche Lebensqualität der Ort Herrlishöfen in Zukunft noch für seine Bürger hat. Das sollte alle Bürger in der Region Biberach und besonders die in Herrlishöfen interessieren. In der Sache wenig hilfreich ist auch der Hinweis, dass die Bürgerinitiative von der Politik, der Wirtschaft und den Verbänden wenig Unterstützung erfährt. Das muss ja nicht heißen, dass die Anliegen der BI falsch sind. Vielleicht deutet das auch auf eine Blindheit gegenüber den ökologischen und politischen Themen der Zukunft bei Politik und Wirtschaft hin.
Es gibt da ein schönes Beispiel in Stuttgart, aus dem man in Biberach lernen könnte: Stuttgart 21. Das Projekt wurde mit allen Mitteln von Politik und Wirtschaft gegen den Widerstand vieler Bürger durchgesetzt und sogar durch eine Volksabstimmung legitimiert. Heute würden es weder das Land, noch die Stadt und schon gar nicht die Bahn mehr bauen. Woran man sieht: Die Mehrheit hat nicht immer recht. Aber es ist zu spät: Die Milliarden Steuergelder müssen weiter versenkt werden, weil man mal damit angefangen hat. Biberach könnte es noch besser machen.
Josef Buck, Stuttgart