Schwäbische Zeitung (Biberach)

Plastikpro­duzent gewinnt Umweltprei­s

Scheplast zeigt: Kunststoff­e und Umweltschu­tz müssen sich nicht ausschließ­en

- Von Christoph Dierking

HÖRENHAUSE­N - In den Meeren schwimmt Verpackung­smüll, umweltbewu­sste Menschen versuchen mit großem Eifer, Plastik aus dem Alltag zu verbannen. Doch einfach ist das nicht: „Kunststoff ist der Werkstoff des 21. Jahrhunder­ts“, sagt Daniel Schenk, Geschäftsf­ührer bei Scheplast. Das Unternehme­n aus Hörenhause­n hat sich der nachhaltig­en Produktion von Kunststoff­teilen verschrieb­en. Und das mit Erfolg: Umweltmini­ster Franz Unterstell­er (Grüne) hat Scheplast den „Umweltprei­s für Unternehme­n“überreicht.

In der Produktion­shalle rattern die Maschinen. Vom Fließband fallen nach und nach fertige Kunststoff­teile in eine Kiste. „Die werden in Röntgenger­äten verbaut“, erzählt Daniel Schenk. Im November hat er die Geschäftsf­ührung übernommen und damit seinen älteren Bruder, Jens Schenk, abgelöst. Das Unternehme­n beschäftig­t 50 Mitarbeite­r und stellt unter anderem Bauteile für die Möbelbranc­he, Autoindust­rie und Medizintec­hnik her. „Es war schon immer unser Anspruch, etwas für Natur und Umwelt zu tun“, sagt Jens Schenk. Die Familie lebe noch heute auf dem Land und fühle sich mit der Natur verbunden. Auch Regionalit­ät spiele eine große Rolle: Scheplast beliefert nur Unternehme­n im Umkreis von 200 Kilometern. „Warum sollten wir Kunststoff­teile in Hamburg vertreiben, wenn es auch dort Firmen gibt, die diese herstellen?“, fragt sich der 46-Jährige.

Nachhaltig­keit und Recycling

Nebenprodu­kte, die bei der Herstellun­g entstehen und nicht zum fertigen Bauteil gehören, leitet die Maschine zurück in den Produktion­skreislauf. Vollkommen automatisc­h. „So gehen keine Rohstoffe verloren“, erklärt Daniel Schenk. Scheplast setze auf Wiederverw­ertung und sorge dafür, dass der Berg von Plastikmül­l nicht weiter wächst: „Wir verarbeite­n auch Abfälle aus der Faserindus­trie, zum Beispiel aus der Nylonprodu­ktion.“Ebenfalls im Fokus des Unternehme­ns:

Kunststoff aus nachwachse­nden Rohstoffen. „Der basiert nicht auf Erdöl, sondern beispielsw­eise auf Rizinusöl“, erklärt Jens Schenk. Die Aufbereitu­ng sei zwar umständlic­her, dafür aber im Sinne der Umwelt. Etwa ein Viertel der 800 Tonnen Kunststoff, die im Jahr verarbeite­t werden, würden so hergestell­t. Der Strom, der dafür benötigt wird, sei ausschließ­lich Ökostrom. „Einen Teil davon steuert auch die Photovolta­ik-Anlage auf dem Dach bei.“

Plastikver­packungen im Supermarkt, die nach einmaligen Gebrauch im Müll landen, sind Jens Schenk ein Dorn im Auge: „Ich bin ein leidenscha­ftlicher Hasser von allem, was doppelt und dreifach verpackt ist“, sagt er. Auch sein Bruder hält ein Umdenken für geboten: „In vielen Fällen ist Pappe eine gute Alternativ­e.“Kunststoff solle dort eingesetzt werden, wo er lange seinen

Dienst tut. Und wenn dies nicht mehr möglich ist, komme es darauf an, ihn zu recyceln. „Mehrweg ist ein Mehrwert für die Umwelt.“

Umweltbewu­sster Standort

Nicht nur die Produktion, auch das Arbeitsumf­eld insgesamt hat die Jury dazu bewogen, Scheplast in der Kategorie „Unternehme­n mit weniger als 250 Mitarbeite­rn“auszuzeich­nen. Die vielen Aktivitäte­n, welche die biologisch­e Vielfalt auf dem Betriebsge­lände fördern, seien ins Gewicht gefallen, teilt das Umweltmini­sterium in Stuttgart mit. „Gemeinsam mit Grundschül­ern haben wir heimische Pflanzen ausgesät“, erzählt Jens Schenk. „Und wir haben den Kindern den Betrieb gezeigt und ihnen den nachhaltig­en Umgang mit Kunststoff erklärt.“Eine weitere Besonderhe­it des Standorts: Geheizt wird fast ausschließ­lich mit der Abwärme der Maschinen.

„Diese gelangt über eine Fußbodenhe­izung in die Büros.“

Über die Verwendung des Preisgelde­s in Höhe von 10 000 Euro sollen die Mitarbeite­r mitbestimm­en, erzählt der Geschäftsf­ührer. Er sei für Ideen offen, fest stehe lediglich: „Vorgesehen ist das Geld für Umweltproj­ekte.“

Mit dem Umweltprei­s zeichnet das Land Baden-Württember­g Unternehme­n aus, die Ideen für eine umweltscho­nende Wirtschaft­sweise umsetzen. In diesem Jahr gab es 51 Bewerbunge­n in vier Kategorien: „Handel und Dienstleis­tung“, „Handwerk“, „Unternehme­n mit weniger als 250 Mitarbeite­rn“sowie „Unternehme­n mit mehr als 250 Mitarbeite­rn“. Der Preis wurde erstmals 1993 verliehen.

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FOTO: JACEK BILSKI Umweltmini­ster Franz Unterstell­er (Grüne) würdigte das Engagement von Scheplast: Geschäftsf­ührer Daniel Schenk, Thilo Klaiber und Jens Schenk (von rechts) nahmen den Umweltprei­s entgegen.

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