Schwäbische Zeitung (Biberach)
Prozess wegen Anschlags auf Ulmer Moschee beginnt
Landgericht verhandelt gegen sechs Angeklagte
ULM (mö) - Vor dem Landgericht Ulm beginnt am Donnerstag, 13. Dezember, der Prozess gegen sechs Angeklagte, die für den Brandanschlag auf eine türkische Moschee in Ulm im März verantwortlich sein sollen. Drei der Angeklagten wird, wie eine Sprecherin des Landgerichts am Dienstag mitteilte, versuchter Mord mit versuchten Brandstiftungsdelikten, zwei Angeklagten Beihilfe hierzu und einem weiteren Angeklagten Verabredung zu der Tat vorgeworfen.
Zudem haben sich die Männer wegen des Vorwurfs des gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr zu verantworten: Laut Anklage sollen die türkisch- und kurdisch-stämmigen Angeklagten am 18. März dieses Jahres beschlossen haben, aus Protest gegen den Einsatz der türkischen Armee im Syrien-Krieg verschiedene Aktionen in Ulm durchzuführen. Darauf sollen sie gegen 20 Uhr ein Bahngleis am Hauptbahnhof Ulm besetzt haben. Ein einfahrender IC habe deswegen eine Schnellbremsung einleiten müssen.
Abgesprochen sei auch gewesen, einen Brandanschlag auf eine türkische Moschee durchzuführen, die sich in einem auch als Wohnhaus genutzten Gebäude am Rande der Ulmer Innenstadt, am Ehinger Tor, befindet.
Kurz vor 3 Uhr am 19. März hätten zwei der Angeklagten jeweils einen Molotow-Cocktail, also eine mit Benzin gefüllte Bierflasche mit Lunte gegen das Gebäude geworfen, um es in Brand zu stecken, während ein dritter Angeklagter sie vor Entdeckung abgesichert habe. Anschließend seien sie geflohen.
Durch das brennende Benzin wurden zwei Kunststoffkörbe eines benachbarten Geschäfts beschädigt, am Gebäude selbst entstanden nur Rußantragungen. Zur Tatzeit sollen acht Personen in den Wohnungen im Haus übernachtet haben, deren Tod die Angeklagten in Kauf genommen hätten.
Die Jugendkammer ist zuständig, da zwei der Angeklagten zum Tatzeitpunkt 18 Jahre alt waren. Fünf der Angeklagten befinden sich in dieser Sache in Untersuchungshaft.
Derzeit sind 15 Verhandlungstage vorgesehen. Der Prozess soll Ende Mai 2019 beendet werden.