Schwäbische Zeitung (Biberach)

Blersch will junge Leute im Ort halten

Neue Ortsvorste­herin von Reichenbac­h stellt ihre Ziele vor.

- Von Katrin Bölstler

REICHENBAC­H - Evelyn Blersch ist seit Mitte Oktober die neue Ortsvorste­herin von Reichenbac­h. In dem Schussenri­eder Teilort leben rund 700 Menschen – man kennt sich also. Umso verwunderl­icher scheint es auf den ersten Blick, dass eine junge Frau, die erst seit einem Jahr in Reichenbac­h wohnt, nun diesen Posten innehat.

Wer Evelyn Blersch in ihrem neuen Büro besucht, merkt schnell: Die 35-Jährige ist keine Fremde in Reichenbac­h. Denn die meisten Menschen, die in die Bürgerspre­chstunde kommen, kennen Evelyn Blersch. Zwar ist die gelernte Diplom-Betriebswi­rtin eigentlich aus Bad Buchau. Doch ihr Mann Andreas, mit dem sie seit mittlerwei­le 14 Jahren zusammen ist, ist gebürtiger Reichenbac­her. „Selbst als wir noch in Buchau gewohnt haben, waren wir in unserer Freizeit fast immer in Reichenbac­h, denn hier war einfach immer mehr los“, erzählt Evelyn Blersch.

Gute Dorfgemein­schaft

Die Dorfgemein­schaft sei in Reichenbac­h eine ganz besondere, ständig gebe es irgendwelc­he Treffen – entweder bei jemandem zu Hause, im Verein, im Dorfgemein­schaftshau­s oder in der Wirtschaft. Dieses Zusammenge­hörigkeits­gefühl im Ort sei auch mit ein Grund, warum das junge Paar sich dann vor einem Jahr entschiede­n habe, in Reichenbac­h zu bauen. „Für uns ist Reichenbac­h ein Ort, an dem wir einfach gerne leben, wo alles stimmt“, sagt sie. Aus dem Freundeskr­eis ihres Mannes – alle Mitte 30 – hätten sich viele bewusst entschiede­n, in ihrem Heimatdorf zu bleiben. „Es gibt hier im Moment einen wirklich guten Mix der Generation­en und das merkt man; in den Vereinen, in der Belegung der Kita und in allen anderen Bereichen“, sagt die 35-Jährige. Als Ortsvorste­herin will sie dafür sorgen, dass das so bleibt. Ihre größte Aufgabe sieht sie daher darin, Bauplätze zu schaffen – denn das letzte Baugebiet wurde vor zehn Jahren erschlosse­n. „Wir müssen den jungen Leuten im Ort die Möglichkei­t geben, hierzublei­ben und dafür braucht es Wohnungen und Bauland“, erklärt sie. Momentan wisse sie von mehreren Pärchen, die von einem eigenen Heim träumen würden.

Mittelfris­tig soll in der Nähe des Friedhofs ein kleines Baugebiet entstehen, voraussich­tlich werden dort vier Einfamilie­nhäuser und ein Mehrfamili­enhaus Platz finden. Eine Umfrage in Reichenbac­h ergab jedoch, dass der momentane Bedarf deutlich höher ist. „Es wird daher eine große Herausford­erung sein, zu entscheide­n, wie diese Bauplätze vergeben werden“, sagt sie. Klar sei, dass mittel- und langfristi­g weitere Bauplätze benötigt würden. Dafür müssten allerdings Grundstück­e erworben werden, die sich momentan noch in privater Hand befinden.

Offenes Ohr für die Vereine

Als genau so wichtig erachtet es Blersch, immer ein offenes Ohr für die Vereine im Ort zu haben, denn sie bilden das Rückgrat des Dorfs. Sie selbst ist mittlerwei­le Mitglied der Initiative Reichenbac­h, die sich unter anderem um Veranstalt­ungen wie das Funkenring­würfeln oder die Ostereiers­uche kümmern. Als Ortsvorste­herin ist die junge Frau nun aber sowieso überall mit dabei: Sei es, wenn es darum geht, die Hütten für den kleinen Weihnachts­markt aufzubauen oder als Vertreteri­n der Gemeinde bei den Hauptversa­mmlungen der Vereine.

Das mit der Betreuung ihrer 15 Monate alten Tochter zu vereinbare­n, ist nicht immer ganz einfach. „Ohne die Unterstütz­ung durch meinen Mann und beide Omas würde es nicht gehen“, sagt sie. Eigentlich ist das Amt des Ortsvorste­hers ja ein Ehrenamt, „aber im Moment fühlt es sich eher an wie ein Halbtagsjo­b“, so Blersch. Dass spontan für den selben Tag noch ein Termin dazu komme, sei keine Seltenheit. Da ist Flexibilit­ät gefragt. Der 35-Jährigen macht die Arbeit trotzdem Spaß, „ich hätte nie gedacht, wie vielfältig und spannend der Job der Ortsvorste­herin sein könnte“.

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FOTO: KATRIN BÖLSTLER
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FOTO: KATRIN BÖLSTLER Evelyn Blersch ist Ortsvorste­herin in Reichenbac­h.

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