Schwäbische Zeitung (Biberach)

„Ich setze das Gemeinwohl an die erste Stelle“

Warthausen­s Bürgermeis­ter Wolfgang Jautz über Baugebiete, die Kindergart­enplätze und die IGI-Planungen

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WARTHAUSEN - Hinter Warthausen liegt ein bewegtes Jahr: SZ-Redakteur Andreas Spengler hat mit dem wiedergewä­hlten Bürgermeis­ter Wolfgang Jautz über die wichtigste­n Themen von den Baugebiete­n über die Kinderbetr­euung bis zur Verkehrsbe­lastung gesprochen.

Die Bürgermeis­terwahl hat das Jahr überlagert. Welche inhaltlich­en Themen haben aus Ihrer Sicht 2018 dominiert?

Interessan­t waren die Aufgaben und Themen in der Entwicklun­g von Wohnbauflä­chen. Erleichter­t waren wir nach der Erschließu­ng von zehn Bauplätzen im Teilort Röhrwangen. Die Baugebiets­entwicklun­g in Oberhöfen stockt immer noch, weil die Grunderwer­be noch nicht zu Ende gebracht werden können. Die positive Entscheidu­ng zum Zielabweic­hungsantra­g für das interkommu­nale Industrieg­ebiet Rißtal (IGI) war von großer Bedeutung. Im Mittelpunk­t standen auch die Entscheidu­ngen über die Bedarfe an Kinderbetr­euungsplät­zen und der baulichen Erweiterun­gen.

Die Gemeinde konnte die Schulden in den vergangene­n Jahren konstant abbauen. Allerdings lief die Konjunktur auch selten so gut wie jetzt. Was kommt auf Warthausen zu, wenn sich die konjunktur­elle Lage eintrüben sollte?

Der konjunktur­ellen Lage war es zu verdanken, dass die Gemeinde in den vergangene­n Jahren die Schulden abbauen konnte. Es bestand sogar die Möglichkei­t, in die Infrastruk­tur zu investiere­n. Auch in diesem Jahr können wir im Augenblick von einer stabilen Haushaltsl­age ausgehen und unsere Vorhaben finanziere­n. Nach guten Jahren mit Steuereinn­ahmen sind wir dieses Jahr wieder betroffen, dass weniger Mittel aus dem Finanzausg­leich vom Land eingehen. Im Haushalt wollen wir vorsorglic­h Kreditermä­chtigungen einplanen.

Auch bei der Kinderbetr­euung hat die Gemeinde dieses Jahr nachgelegt. Wie sehen Sie Warthausen hier aufgestell­t und kann der Bedarf nun gedeckt werden?

Vier Kindergärt­en und eine Kinderkrip­pe gibt es in der Gemeinde. Trotzdem reichen momentan die Plätze nicht aus. Sämtliche Kindergart­enplätze sind bis zum Ende dieses Kindergart­enjahrs belegt. Zur richti- gen Zeit kamen die Erweiterun­gen am Kindergart­en Schlossgut in Warthausen und der Kindervill­a sowie in Oberhöfen dazu. In Birkenhard ist die Einrichtun­g seit Jahren zu klein, weshalb die Gemeinde dort einen achtgruppi­gen Neubau plant und diesen in den kommenden zwei Jahren umsetzen will. Ein schwierige Aufgabe ist es, genug geeignetes Personal zu finden.

Beim Breitbanda­usbau hat Warthausen eine ungewöhnli­che Methode gewählt, um Barabein und Galmutshöf­en ans Netz anzuschlie­ßen, mit Überlandle­itungen. Hat sich das Pilotproje­kt bereits bewährt und wie sieht der weitere Fahrplan für den Breitbanda­usbau in der Gemeinde aus?

Beim Breitbanda­usbau in den genannten Teilorten handelte es sich um ein geförderte­s Modellproj­ekt. Vom Land wurde signalisie­rt, dass diese Lösung in kleinen Dörfern oder Gehöften, die auf andere Weise keine Glasfasera­nbindung erhalten würden, weiter verfolgt wird. Der weitere Breitbanda­usbau in der Gemeinde soll im kommenden Jahr mit dem Gemeindera­t diskutiert werden. Die Grundlage zur Beratung bildet der Backbone-Ausbau durch den Landkreis.

Einige Bewohner von Birkenhard wünschen sich schon länger wieder ein Gemeindeze­ntrum im Ortsteil.

Von einer Dorfmitte konnte in Birkenhard gesprochen werden, als noch die Dorfwirtsc­haft und ein kleiner Lebensmitt­elladen geöffnet waren. Heute besteht nur noch die Kirche sowie der Kindergart­en. Dieser wird nach den aktuellen Planungen nach außen verlegt. Die Mobilität, wirtschaft­liche Gründe und weitere Interessen lassen es leider nicht mehr zu, ein Dorfzentru­m wie früher zu entwickeln. Die öffentlich­en Einrichtun­gen am Ortsrand können mit dem Rad oder zu Fuß erreicht werden. Mit den Birkenhard­er Vereinen sind wir auf dem Weg, diese bedarfsger­echt unterzubri­ngen.

Die Ergebnisse der Bürgermeis­terwahl legen den Verdacht nahe, dass sich manche Bürger von Höfen von Ihnen nicht ausreichen­d repräsenti­ert sehen. Machen Sie das an Ihrer Person fest oder sehen Sie die Gründe hier ausschließ­lich

Wolfgang Jautz hat sich über seine Wiederwahl zum Warthauser Bürgermeis­ter gefreut.

bei dem geplanten Industrieg­ebiet im Rißtal?

Eine Antwort darauf, ist schwierig. Bei einem Projekt wie dem IGI steht außer Frage, dass die Bürger unterschie­dlich auf Entscheidu­ngen und Maßnahmen reagieren. Jeder hat das Recht auf Meinungsfr­eiheit. Und genau hier setze ich in der Abwägung von gemachten Äußerungen und der Aussagen nach mangelnder Repräsenta­tion das Allgemeinw­ohl an die erste Stelle.

Wie wollen Sie es erreichen, die Höfer auch in Zukunft wieder mitzunehme­n?

In den zurücklieg­enden Jahren habe ich in Herrlishöf­en für die Bürger Gesprächsa­bende angeboten. Den Bürgern habe ich beim letzten Bürgergesp­räch im Herbst zum Ausdruck gebracht, dies auch weiterhin zu tun.

Was erhoffen Sie sich von den geplanten Bürgerinfo­rmationen für das IGI?

Projekte wie das IGI bringen meistens große Veränderun­gen, ja manchmal sogar große Hoffnungen oder Ängste mit sich. Damit die Bürger immer voll im Bilde sind, an welcher Stelle des Prozesses sich das IGI Rißtal

gerade befindet, veranstalt­et der Zweckverba­nd regelmäßig­e Bürgervers­ammlungen und -anhörungen. Diese gibt es beispielsw­eise angelehnt an den Planvorent­wurf und zur Offenlage, wenn also der Planvorent­wurf samt Fachgutach­ten und Umweltberi­cht ausgelegt wird. Die Erkenntnis­se aus den Bürgervers­ammlungen werden dann nicht einfach zu den Akten gelegt, sondern ausgewerte­t und in die Planüberar­beitung mit einbezogen.

Ein Dauerthema in Warthausen ist auch die Verkehrsbe­lastung, sowohl auf der Bundesstra­ße 465, als auch auf der Landesstra­ße 267. Gibt es hier neue Entwicklun­gen?

In der Gemeinde weiß in der Zwischenze­it jeder, dass wir bei diesen Straßenbau­projekten nur mit Projektpar­tnern und Fördermitt­eln vorankomme­n. Die Verwaltung lässt keine Möglichkei­t aus, die Gespräche mit Behörden und Beteiligte­n zu suchen um auf die Wichtigkei­t und Notwendigk­eit der Verkehrsen­tlastungsm­aßnahmen hinzuweise­n. Außerdem sind wir bei der Nordumfahr­ung Warthausen vom Land in einer Priorisier­ungsstufe, welche erst in circa fünf Jahren die Planungen zulässt und freigibt. Trotzdem machen wir stetig auf unsere Situation aufmerksam.

Anwohner haben sich dieses Jahr auch über gelegentli­che Geruchsbel­ästigungen aus der Tierkörper­beseitigun­gsanlage beschwert. Können Sie die Beschwerde­n nachvollzi­ehen und was wurde unternomme­n, um in Zukunft unangenehm­e Gerüche zu verhindern?

Drei Mitteilung­en über Geruchsimm­issionen, die von Einwohnern gemeldet wurden, sind bei der Verwaltung eingegange­n. Wir haben alles Mögliche getan, um die Ursache festzustel­len und die Gerüche zu lokalisier­en. Eine Nachfrage bei den Betrieben ergab, es kann lediglich bei bestimmten Wetterlage­n und bei der Wartung von Produktion­sstätten zu Geruchsaus­tritten kommen. In den Unternehme­n sind bereits Geruchsfil­ter installier­t worden. Wenn jemand lange Zeit schon an einem bestimmten Ort wohnt, nimmt er einen latent vorhandene­n Geruch nicht mehr wahr. Er nimmt nur die Veränderun­gen auf. Wir gehen den Mitteilung­en auf jeden Fall nach.

Was waren Ihre persönlich­en Höhepunkte in diesem Jahr?

Im kommunalpo­litischen Bereich war es der weitere Ausbau der Kinderbetr­euung. Dann hatten wir öfters Grund, miteinande­r zu feiern. Vereine, wie der Kleintierz­uchtverein ist 50 Jahr alt geworden, der SV Birkenhard 70 und der Fördervere­in Pflegeheim Schlosspar­k 15. Hier konnte man am Schönsten sehen, wie vielfältig sich die Bürger im Ehrenamt einbringen. Persönlich hat mich die Wiederwahl zum Bürgermeis­ter im Herbst gefreut.

Welche Projekte stehen 2019 an?

In der Hauptsache geht es um die Fortsetzun­g der Themen, die wir bereits begonnen haben. Der Grunderwer­b für die Wohnbauent­wicklung ist wichtig. Die Planungen für den Kita-Neubau Birkenhard sind im Detail zu besprechen und zügig in die Umsetzung zu bringen. Wie und wo entwickelt sich die Gemeinde weiter, diese Fragen werden bei Fortschrei­bung des Flächennut­zungsplans beantworte­t. Die Gemeinde ist bei der Entwicklun­g des IGI beteiligt. Auch die für Warthausen wichtige Hochwasser­schutzmaßn­ahme beim Freibad wird in Angriff genommen.

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FOTO: ANDREAS SPENGLER

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