Schwäbische Zeitung (Biberach)
Kinder bitten Jäger, keine Rehe mehr abzuschießen
Am Rande von Mietingen: „Haldenkinder“schreiben einen Brief und bekommen freundliche Antwort
MIETINGEN - Jäger sehen sich in moderner Zeit häufiger Anfeindungen von Tierfreunden und Tierschützern ausgesetzt, die für die Belange und Hintergründe der Jagd kein Verständnis aufbringen. Umso mehr fällt ein Dialog zwischen Kindern und Jägern positiv auf, der sich in fast zarter Manier gerade am Rande von Mietingen entwickelt. Es geht um das Rehwild in der Halde, einem Gemarkungsstück bei Mietingen. Dort wurde im Dezember ein Hochsitz aufgebaut – an dem sich Ende des Jahres plötzlich ein Zettel befand. Daraus könnte mehr werden als nur eine Bitte, es könnte sich ein Austausch entwickeln.
„Lieber Herr Jäger!°
„Lieber Herr Jäger! Bitte nicht unsere Rehe von der Halde erschießen“; steht darauf in dicken Druckbuchstaben zu lesen. Denn: „Wir freuen uns immer so, wenn wir sie sehen.“Unterzeichnet ist der Zettel mit: „Die Haldenkinder“. Dabei dürfte es sich um Kinder aus der angrenzenden Siedlung handeln, die Halde genannt wird. An der Halde heißt eine Straße im nahen Wohngebiet.
In der Kreisjägervereinigung Biberach beschloss man, diese Bitte nicht unbeantwortet zu lassen. Kurz darauf hing ein zweiter Zettel an dem Hochsitz: „Hallo ,Haldenkinder‘“, schreiben die Jäger Samy und Steffi. „Es ist toll, dass Ihr Euch so freut beim Anblick der Rehe! Habt Ihr Lust, mehr über diese Wildtiere zu erfahren?“, fragen sie und nennen für die Kontaktaufnahme ihre Handynummern. „Wir würden Euch gerne mit ins Revier nehmen, um euch ,Spannendes‘ über Rehe zu erzählen.
Wer die Nummern wählt, hat die Jäger Samy Schädler und Steffi Holder am Telefon. Noch habe sich kein Kind bei ihnen gemeldet, erklärt Steffi Holder. Der Laupheimerin kommt die Geschichte aber sehr gelegen, denn als Jägerin und zertifizierte Naturpädagogin im Landesjagdverband möchte sie in nächster Zukunft bei Führungen und in Vorträgen ohnehin über die Zusammenhänge der Natur im Wald aufklären, zum Beispel in Kürze beim Naturschutzbund.
Ein Kontakt mit den „Haldenkindern“kommt ihr entgegen, denn die Kreisjägervereinigung plane verstärkte Öffentlichkeitsarbeit. Um von ihrer Seriosität und Kompetenz zu überzeugen, haben die Jäger auch noch ihre Visitenkarten angehängt. Die Initiative der „Haldenkinder“findet offene Ohren: „Wir sind sehr gespannt. Uns würde es natürlich riesig freuen, wenn die Kinder sich melden.“