Schwäbische Zeitung (Biberach)
Tausende besuchen S21-Baustelle
Die riesige Baustelle für den neuen Hauptbahnhof ist für Besucher normalerweise tabu – Einmal im Jahr veranstaltet ein Verein ein dreitägiges Besucherwochenende
STUTTGART (lsw) - Noch bis Sonntag haben Interessierte die Möglichkeit, bei den „Tagen der offenen Baustelle“das Gelände von Stuttgart 21 zu besichtigen. Der ausrichtende Verein des Bahnprojekts rechnet mit bis zu 30 000 Besuchern, am Freitag waren es mehr als 5000. Zu den Höhepunkten zählen die erste fertige Kelchstütze für das Hallendach und der Rettungstunnel.
STUTTGART (lsw) - Familien machen Selfies vor der ersten Kelchstütze für das Hallendach, Interessierte gehen 45 Meter unter die Erde, Kinder fahren mit kleinen Baggern. Die „Tage der offenen Baustelle“auf dem Gelände von Stuttgart 21 waren am Freitag bereits kurz nach der Eröffnung gut besucht. Genauer gesagt: 4800 Menschen kamen nach Angaben des ausrichtenden Vereins in den ersten beiden Stunden auf die Großbaustelle. „Mich interessiert einfach, was hier passiert“, sagt der junge Vater Albert Schultz, „und mein junger Mann wollte Bagger fahren.“
Der Verein Bahnprojekt StuttgartUlm wurde von den Projektpartnern des Bahnprojekts gegründet und richtet den Tag der offenen Tür zum vierten Mal in Folge aus. Die Veranstaltung dauert bis Sonntag (jeweils 10 bis 16 Uhr, letzter Einlass 15.30 Uhr), im vergangenen Jahr wurden Vereinsangaben zufolge 40 000 Menschen gezählt. Für die Sicherheit während der Besichtigung hat die Bahn rund vier Kilometer Zaun verbaut. Etwa 25 Sicherheitskräfte passen auf, dass nichts passiert. Weitere Mitarbeiter stellen die verschiedenen Geräte, Anlagen und Bauarten vor. „Mehr als 50 stehen für Fragen an den 18 Informationspunkten zur Verfügung“, sagt Tanja Sehner, die Marketingleiterin des Vereins.
Direkt am Eingang steht die erste fertig betonierte Kelchstütze, einer von 28 massiven Trichtern aus Beton und Eisen, die am Ende das Bahnhofsdach tragen werden. „Es ist die einzige Gelegenheit, einmal im Jahr so nah an die Baustelle zu kommen“, sagt ein Mann, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Er ist nämlich gegen Stuttgart 21, kritisiert die hohen Kosten und bezweifelt die Hochwassersicherheit.
Ein paar Meter weiter wird in einer Halle Wasser aufbereitet. Da die Baustelle unter dem Grundwasserspiegel liegt, muss das Wasser an der Baugrube abgepumpt werden, bevor es nach einer Reinigungsprozedur in Richtung Neckar wieder in den Boden gepumpt wird. Im Rahmen einer Führung können Besucher die Technik, die für das Wassermanagement und die Aufbereitung nötig ist, besichtigen. Direkt daneben fahren die Kinder mit Spielzeugbaggern, während Erwachsene sich für die Testfahrt auf einem echten Exemplar anstellen.
Als drittes Highlight nennt der Verein gerne die „Rettungszufahrt Hauptbahnhof Süd“. Rund 160 Meter gehen Besucher durch einen Tunnel schräg in die Erde. Über den Köpfen der Besucher hängen drei dicke Schläuche, die Frischluft ins Erdinnere bringen. Über den Tunnel sollen später im Notfall Rettungsfahrzeuge nach unten zu den Gleisen fahren können. Besucher Wilfried Hertl sagt: „Ich bin hier, weil mich das ganze Projekt fasziniert und ich es sehr positiv begleite.“