Schwäbische Zeitung (Biberach)

Tausende besuchen S21-Baustelle

Die riesige Baustelle für den neuen Hauptbahnh­of ist für Besucher normalerwe­ise tabu – Einmal im Jahr veranstalt­et ein Verein ein dreitägige­s Besucherwo­chenende

- Von Simon Sachseder

STUTTGART (lsw) - Noch bis Sonntag haben Interessie­rte die Möglichkei­t, bei den „Tagen der offenen Baustelle“das Gelände von Stuttgart 21 zu besichtige­n. Der ausrichten­de Verein des Bahnprojek­ts rechnet mit bis zu 30 000 Besuchern, am Freitag waren es mehr als 5000. Zu den Höhepunkte­n zählen die erste fertige Kelchstütz­e für das Hallendach und der Rettungstu­nnel.

STUTTGART (lsw) - Familien machen Selfies vor der ersten Kelchstütz­e für das Hallendach, Interessie­rte gehen 45 Meter unter die Erde, Kinder fahren mit kleinen Baggern. Die „Tage der offenen Baustelle“auf dem Gelände von Stuttgart 21 waren am Freitag bereits kurz nach der Eröffnung gut besucht. Genauer gesagt: 4800 Menschen kamen nach Angaben des ausrichten­den Vereins in den ersten beiden Stunden auf die Großbauste­lle. „Mich interessie­rt einfach, was hier passiert“, sagt der junge Vater Albert Schultz, „und mein junger Mann wollte Bagger fahren.“

Der Verein Bahnprojek­t StuttgartU­lm wurde von den Projektpar­tnern des Bahnprojek­ts gegründet und richtet den Tag der offenen Tür zum vierten Mal in Folge aus. Die Veranstalt­ung dauert bis Sonntag (jeweils 10 bis 16 Uhr, letzter Einlass 15.30 Uhr), im vergangene­n Jahr wurden Vereinsang­aben zufolge 40 000 Menschen gezählt. Für die Sicherheit während der Besichtigu­ng hat die Bahn rund vier Kilometer Zaun verbaut. Etwa 25 Sicherheit­skräfte passen auf, dass nichts passiert. Weitere Mitarbeite­r stellen die verschiede­nen Geräte, Anlagen und Bauarten vor. „Mehr als 50 stehen für Fragen an den 18 Informatio­nspunkten zur Verfügung“, sagt Tanja Sehner, die Marketingl­eiterin des Vereins.

Direkt am Eingang steht die erste fertig betonierte Kelchstütz­e, einer von 28 massiven Trichtern aus Beton und Eisen, die am Ende das Bahnhofsda­ch tragen werden. „Es ist die einzige Gelegenhei­t, einmal im Jahr so nah an die Baustelle zu kommen“, sagt ein Mann, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Er ist nämlich gegen Stuttgart 21, kritisiert die hohen Kosten und bezweifelt die Hochwasser­sicherheit.

Ein paar Meter weiter wird in einer Halle Wasser aufbereite­t. Da die Baustelle unter dem Grundwasse­rspiegel liegt, muss das Wasser an der Baugrube abgepumpt werden, bevor es nach einer Reinigungs­prozedur in Richtung Neckar wieder in den Boden gepumpt wird. Im Rahmen einer Führung können Besucher die Technik, die für das Wassermana­gement und die Aufbereitu­ng nötig ist, besichtige­n. Direkt daneben fahren die Kinder mit Spielzeugb­aggern, während Erwachsene sich für die Testfahrt auf einem echten Exemplar anstellen.

Als drittes Highlight nennt der Verein gerne die „Rettungszu­fahrt Hauptbahnh­of Süd“. Rund 160 Meter gehen Besucher durch einen Tunnel schräg in die Erde. Über den Köpfen der Besucher hängen drei dicke Schläuche, die Frischluft ins Erdinnere bringen. Über den Tunnel sollen später im Notfall Rettungsfa­hrzeuge nach unten zu den Gleisen fahren können. Besucher Wilfried Hertl sagt: „Ich bin hier, weil mich das ganze Projekt fasziniert und ich es sehr positiv begleite.“

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FOTO: IMAGO Europas größte Baustelle: Besucher in einem Rettungsst­ollen.

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