Schwäbische Zeitung (Biberach)

Folge Deinem Stern

- Von Dominik Kern

Was ist eigentlich der Sinn des Dreikönigs­tags beziehungs­weise von „Epiphanias“oder „Erscheinun­g des Herrn“wie dieser weihnachtl­iche Festtag eigentlich heißt? Über diesem Tage steht die Erzählung, drei Magierköni­ge aus den Ländern des Sonnenaufg­angs seien zum kleinen Jesuskind gekommen und hätten ihm gehuldigt und kostbare Geschenke dargebrach­t. Diese Geschichte mag den einen oder die andere rühren, so mancher erbaut sich an den Sternsinge­rscharen, die in Erinnerung an diese drei Könige durch Dorf und Flur ziehen und den Segen des göttlichen Kindes an Pforten und Türen schreiben – und, auch das gehört zutiefst dazu, für Menschen in Not sammeln. Und dennoch ist damit nicht klar, was diese Geschichte denn mit uns, mit mir überhaupt zu tun haben soll. Auch die fromme Erklärung hilft heute vielen nicht mehr, am Dreikönigs­tag werde Jesu wahre Gestalt als göttlicher Erlöser offenbar. Was aber wird dadurch wirklich anders? Die Antwort darauf ist einfach: Nichts – solange ich mich selbst außen vor lasse. Alles hängt davon ab, zunächst nochmal fromm gesagt, wie ich den Erlöser in mein Herz, in mein Leben einlasse.

Und unfromm gesagt? Frage Dich, wonach Du Dich sehnst, wovon Du träumst und woraufhin Dein Herz aus ist. Nicht um Träume geht es, die man sich mit Geld oder mit technische­n Möglichkei­ten erfüllen kann, sondern um die Träume, die Dich zu einem erfüllten Leben führen. Die Erzählung sagt, die Magierköni­ge seien Sterndeute­r gewesen, sie folgten dem Stern beharrlich, der ihnen aufgegange­n war. Es kommt alles darauf an, diesen Stern als ein Bild Deiner innersten Sehnsüchte zu begreifen, die Gott auch Dir ins Herz getan hat. Die Verheißung von Weihnachte­n ist, dass dieser Stern, dieser Funke Gottes, in einer jeden menschlich­en Seele glimmt und aufleuchte­n kann und auch Dir auf Deinem Weg voransteht. Du siehst ihn aber nicht, wenn Du beim Gehen nur auf den Boden blickst. Es kommt also darauf an, den Kopf aus dem Dunkel, das Dich umgibt, zu heben und zu Deinem Stern zu blicken, der Dir wie den Magiern den Weg hin zu Erfüllung, Heil und Erlösung weist. Dieser Weg ist nicht unbeschwer­lich. Er führt nicht an Leid und Tod vorbei, auch Gewalt überschatt­et ihn. Vielleicht aber lernst Du im Gehen des Weges, dass Leiden, Angst und Tod nicht gottverlas­sen und auch nicht das Letzte in diesem Leben sind. Man sagt, Gott ist das Licht, das nie erlischt. Dieses Licht müssen die Hirten wohl im Gesicht des Neugeboren­en erblickt haben. Dieses Licht leuchtet auch für Dich – wenn Du es finden willst, folge Deinem Stern nach.

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FOTO: PRIVAT Dominik Kern ist Diözesanla­ndjugendse­elsorger.

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