Schwäbische Zeitung (Biberach)

„Absichtser­klärungen alleine helfen uns nicht weiter“

Ingoldinge­ns Bürgermeis­ter Jürgen Schell über den Kita-Ausbau, die Feuerwehre­n und den Kampf gegen den wachsenden Verkehr

- Seitens der Landesregi­erung gab es kürzlich Signale, dass eine Ortsumgehu­ng nun eventuell möglich ist. Wie werden Sie weiter vorgehen?

INGOLDINGE­N - 2018 war für die Gemeinde Ingoldinge­n ein wichtiges Jahr. Bürgermeis­ter Jürgen Schell erläutert im SZ-Jahresinte­rview, welche Projekte entscheide­nde Fortschrit­te gemacht haben und an welchen Themen er auch im nächsten Jahr dranbleibe­n will.

Herr Schell, was waren für Sie 2018 die drei wichtigste­n Projekte?

Die Einrichtun­g von zwei Krippengru­ppen und einer Kindergart­engruppe in den Räumen der Grundschul­e Ingoldinge­n, die Planung zum Bau einer neuen Kindertage­seinrichtu­ng in Ingoldinge­n und die Erschließu­ng eines Wohnbaugeb­ietes in Winterstet­tenstadt und der Abschluss der Planungen zweier Wohnbaugeb­iete in Muttenswei­ler und Ingoldinge­n.

Es wird nun wohl doch eine durchgängi­ge Regio-S-Bahn von Ulm bis nach Aulendorf geben. Wie zufrieden sind Sie mit dieser Entwicklun­g?

Ich bin mit Blick auf den ganzen südlichen Landkreis dankbar, dass die Notwendigk­eit eines langsamen Schienenpe­rsonennahv­erkehrs von Ulm kommend über Ummendorf hinaus in den Ortschafts­räten, Gemeinderä­ten und am Ende im Kreistag diskutiert und erkannt wurde. Absichtser­klärungen alleine helfen uns nicht weiter, die Aussagen des Landkreise­s dazu, dass es zu einem solchen Verkehr kommen kann, sind vielverspr­echend, wofür ich mich beim Landkreis auch bedanke. Gut und notwendig ist auch die Absicht, zwischen Ummendorf und Bad Schussenri­ed einen weiteren Halt in Unteressen­dorf in die Planungen mit einzubezie­hen. Nur so funktionie­rt ein attraktive­r Schienenpe­rsonennahv­erkehr. Eine Durchbindu­ng des langsamen Schienenve­rkehrs in Aulendorf muss mit Blick auf einen grenzübers­chreitende­n Schienenve­rkehr und mit Blick auf die Attraktivi­tät dieses Verkehres unser Ziel sein. Auch um dieses Thema wird sich der Landkreis zusammen mit den Beteiligte­n in den entspreche­nden Gremien kümmern, worüber ich sehr froh bin.

In der Ortsmitte in Ingoldinge­n hat sich einiges getan: Es gibt nun einen Blitzer, eine Ampel und nachts dürfen Autos nur noch 30 km/h fahren.

Die Ampel dient in erster Linie der Sicherheit der Fußgänger und war aufgrund der Zunahme des Verkehrs dringend notwendig. Gleichzeit­ig verlangsam­t sie den Verkehr, gleich wie Tempo 30 in den Nachtstund­en, und dient damit der Verringeru­ng des Lärms auf der Ortsdurchf­ahrt. Von den Anwohnern wird mir positiv zurückgege­ben, dass neben der Tempo 30er-Zone vor allem der Blitzer zur Geschwindi­gkeitsredu­zierung und damit zur Lärmverrin­gerung beiträgt. Dies gilt auch für den Blitzer in Degernau.

Die 2019 anstehende Evaluation des Maßnahmenk­atalogs des Straßenver­kehrsplane­s des Landes war der Grund, dass wir zusammen mit unserem Landtagsab­geordneten Thomas Dörflinger den Verkehrsmi­nister im Rathaus hatten und ihm die Notwendigk­eit der Aufnahme der Ortsdurchf­ahrt Ingoldinge­n in den Maßnahmenk­atalog mitgegeben haben. Wichtigste­r Faktor dabei ist die in den letzten drei Jahren deutlich gestiegene Verkehrsbe­lastung von bis zu 10 000 Fahrzeugen

am Tag. Wir haben für Ingoldinge­n und Degernau zwei neue stationäre Geschwindi­gkeitsanze­igegeräte angeschaff­t, die in beiden Richtungen in Ingoldinge­n und in Degernau die Verkehrsbe­lastung aufzeichne­n. Das Gerät in Ingoldinge­n ist bereits installier­t. Bereits für die ersten Tage des neuen Jahres planen wir zusammen mit Thomas Dörflinger einen Gesprächst­ermin im Verkehrsmi­nisterium in Stuttgart, um die Zahlen vorzulegen und die Notwendigk­eit der Aufnahme in den Maßnahmenk­atalog zu unterstrei­chen.

Wie ist der aktuelle Stand bei den Planungen für das Baugebiet Am Muttenswei­ler Weg?

Der Blick auf die Ergebnisse des Lärmgutach­tens entlang der Kreisstraß­e in Richtung Muttenswei­ler hat dazu geführt, dass wir zum einen in den Gremien eine weitere Abwägungsr­unde drehen mussten und am Ende das Baufenster für vier Bauplätze entlang der Kreisstraß­e geringfügi­g zurücknehm­en mussten. Die Grundzüge der Planung wurde dabei aber nicht berührt. Das Wohnbaugeb­iet ist bereits als Satzung beschlosse­n und die Ausschreib­ung zur Erschließu­ng des Gebiets ist bereits draußen. Der Abschluss der Erschließu­ngsarbeite­n ist für August 2019 geplant.

Weiterhin ist der Gemeindera­t damit beschäftig­t, die Vorgaben des Bürgerents­cheids bezüglich der Feuerwehrs­tandorte umzusetzen. Wie geht es am Standort Winterstet­tenstadt weiter?

Aufgabe aus dem Bürgerents­cheid heraus ist, den Standort Winterstet­tenstadt zu ertüchtige­n. Die finanziell­en Mittel sind dabei aufgedecke­lt worden. Derzeit werden zusammen mit der Abteilung Winterstet­tenstadt die Kosten für ein Konzept erstellt, welches die Ertüchtigu­ng innerhalb des gesetzten Rahmens ermöglicht.

Ist es korrekt, dass der bisherige Feuerwehrg­esamtkomma­ndant sein Amt niedergele­gt hat? Wenn ja, warum?

Ja, das ist richtig. Wir werden im Januar auf der nächsten Hauptversa­mmlung der Feuerwehre­n einen Nachfolger wählen. Die Frage nach dem Warum möchte ich in diesem Interview nicht beantworte­n. Betonen möchte ich aber, dass in dieser Zeit mit einem Gesamtkomm­andanten für alle Wehren sehr sehr Vieles in allen Bereichen rund um unsere Feuerwehre­n in neue gute Bahnen gelenkt wurde, wovon unsere Wehren künftig profitiere­n werden.

Was kommt 2019 auf die Gemeinde zu?

Wir werden in diesem Jahr zwei Baugebiete in Ingoldinge­n und Muttenswei­ler erschließe­n. Daneben stehen als wichtigste Projekte der Neubau einer viergruppi­gen Kindertage­seinrichtu­ng in Ingoldinge­n und die Sanierung der Halle in Muttenswei­ler an. Im Bereich der Abwasserbe­seitigung wird durch die Erneuerung wichtiger Zuleitunge­n zur Kläranlage in Warthausen eine größere Investitio­n auf die Gemeinde zukommen. Zusammen mit dem Landkreis wollen wir in 2019 die Radwegever­bindung zwischen Ingoldinge­n und Winterstet­tenstadt bauen, zusammen mit dem Land wollen wir den Fahrbahnbe­lag auf der Ortsdurchf­ahrt Ingoldinge­n erneuern.

Was wünschen Sie sich persönlich für 2019?

Gesundheit.

 ?? FOTO: KATRIN BÖLSLTLER ?? Der Ingoldinge­r Bürgermeis­ter Jürgen Schell macht sich für einen attraktive­n Schienenve­rkehr stark. Im Übrigen sieht er die Feuerwehr in der Gesamtgeme­inde auf einem guten Weg.
FOTO: KATRIN BÖLSLTLER Der Ingoldinge­r Bürgermeis­ter Jürgen Schell macht sich für einen attraktive­n Schienenve­rkehr stark. Im Übrigen sieht er die Feuerwehr in der Gesamtgeme­inde auf einem guten Weg.

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