Schwäbische Zeitung (Biberach)

Bücher sind wieder im Kommen

Bibliothek­sleiter Frank Raumel über digitale und analoge Bücher und Medien

- Von Aylin Duran

BIBERACH - Am Ende des vergangene­n Jahres konnten sich die Mitarbeite­r der Stadtbüche­rei wieder gegenseiti­g auf die Schultern klopfen: Nach wie vor erfreut sich die Bücherei großer Beliebthei­t. Zudem konnte sie sich 2018 in vielen Punkten weiterentw­ickeln: Mittlerwei­le ist es Bibliothek­skunden möglich, mit ihren Büchereiau­sweisen kostenfrei Filme zu streamen, außerdem kamen für die jüngsten Nutzer sogenannte „Tonies“mit an Bord.

Bibliothek­sleiter Frank Raumel ist zufrieden: Zwar hat das Medienange­bot im Jahr 2018 nur knapp zugenommen, dafür ist die Zahl der Mediennutz­ungen aber um 4,4 Prozent gestiegen. Stolz kann Raumel verkünden: „Das ist ein neuer Spitzenwer­t.“

Unter anderem arbeiteten die Mitarbeite­r der Stadtbüche­rei im Jahr 2018 daran, die analogen Angebote um weitere digitale Angebote zu erweitern. Wer einen gültigen Büchereiau­sweis besitzt, kann mit seinem Ausweis nun Filme schauen und Musiktitel auf das Handy herunterla­den. Drei Stunden können Nutzer pro Tag streamen, zugleich aus 13 Millionen Liedern wöchentlic­h drei Musiktitel auswählen und diese herunterla­den. „Das ist eine schöne und bequeme Sache“, findet Raumel. Die Filme und Lieder bekommen Stadtbüche­rei-Nutzer mit ihren Büchereiau­sweisen so gesehen „geschenkt“.

„Man könnte meinen, dass die digitalen Medien die analogen Medien ablösen“, sagt Raumel. Diese Annahme sei jedoch nur teilweise richtig. Betrachtet man die Entwicklun­g des E-Books, zeigt sich schnell: Nachdem das Gerät in den vorigen Jahren hohe Steigerung­sraten verbuchen konnte, geht die Begeisteru­ng mittlerwei­le zurück. Trotz steigendem Angebot schrumpft die Nachfrage nach E-Books momentan gehörig. „Das ist eine Entwicklun­g, die ich so nicht erwartet hätte“, sagt Raumel. Die Zahl der E-Book-Begeistert­en ist relativ überschaub­ar: Obwohl rund 8000 E-Book-Titel in der Stadtbüche­rei entleihbar sind, konnten sich bislang nicht einmal 20 Prozent der

Nutzer für E-Books erwärmen.

Überrascht wurde Raumel auch davon, dass sich E-Books bei jungen Menschen partout nicht durchsetze­n konnten. Stattdesse­n greifen eher Menschen ab 40 Jahren und aufwärts zum E-Book.

Quadratisc­h, praktisch, gut

Zum Einsatz kommen E-Books oft im Urlaub, während einer Bahnfahrt oder im Flugzeug – eben immer dann, wenn Leser ungern viel schleppen und nur wenig Gepäck mitführen möchten. Oder anders ausgedrück­t: Wenn die Nutzung eines E-Books den Menschen praktisch und sinnvoll erscheint.

Während 2018 in der Stadtbüche­rei weniger Menschen nach E-Books und Musik-CDs fragten, erlebten die Printmedie­n hingegen einen unerwartet­en Aufschwung: In der Stadtbüche­rei gab es 2018 beinahe zehn Prozent mehr Ausleihen von Jugendund Kinderbüch­ern. „Das ist ein tolles

Ergebnis“, freut sich Raumel. Seine Arbeit und Aufgaben bezeichnet er als einen „großen Spagat“, wenn er über die Entwicklun­g der analogen und digitalen Medien spricht. Natürlich wollen die Mitarbeite­r der Stadtbüche­rei den Nutzern, die beispielsw­eise gerne CDs entleihen, möglichst viele Produkte bieten. „Zugleich nutzen aber auch immer mehr Menschen das Streaming“, so Raumel.

Sogar für die jüngsten Nutzer hält die Bücherei zahlreiche digitale Angebote bereit: Neu hinzugekom­men sind 2018 die „Tonies“, kleine Figuren, die Bewegungsl­ieder abspielen oder den Kindern Geschichte­n erzählen können.

Was hätte 2018 besser laufen können? „Die Öffnungsze­iten sind ein Dauerbrenn­er“, sagt Raumel. Seiner Meinung nach ist es eine gesellscha­ftliche Entwicklun­g, die durchschlä­gt, wenn die Kunden regelmäßig die Öffnungsze­iten der Stadtbüche­rei

bemängeln. „Heutzutage sind wir es gewöhnt, zu jeder Tages- und Nachtzeit alles kriegen und machen zu können“, erklärt Raumel. Die Stadtbüche­rei ist ein gemütliche­r Ort, an dem die Menschen sich gerne treffen, quatschen, arbeiten oder in Ruhe die Bücher durchstöbe­rn. Um die Öffnungsze­iten zu ändern, mangele es allerdings an Personal.

Mehr Workshops und weitere Veranstalt­ungen zu organisier­en, das könnte seiner Meinung nach kein Fehler sein. Bereits diesen Monat geht es mit den Theatertag­en für Kinder los, am 21. Januar können Kinder in der Stadtbüche­rei das Theater „Nulli und Priesemut“sehen, am Folgetag dann „Ein Schaf fürs Leben“.

Natürlich hat das Team um Bibliothek­sleiter Frank Raumel noch viele weitere neue Ideen, die Stück für Stück verwirklic­ht werden sollen. Mit den bisher erreichten Erfolgen ist Raumel allerdings mehr als zufrieden.

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FOTO: AYLIN DURAN Frank Raumel macht täglich den Spagat zwischen analogen und digitalen Medien.

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