Schwäbische Zeitung (Biberach)

Aus der Werkstatt für Menschen mit Behinderun­g auf den freien Arbeitsmar­kt

Vision wird Wirklichke­it: Emine Beljulji arbeitet in der Jugendherb­erge

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BIBERACH (sz) - Emine Beljulji hat es geschafft: Die 27-Jährige hat einen sozialvers­icherungsp­flichtigen Arbeitspla­tz in der Jugendherb­erge Biberach. Die Arbeit macht ihr Freude und sie ist stolz darauf, „einen richtigen Job auf dem allgemeine­n Arbeitsmar­kt“zu haben. Das ist keineswegs selbstvers­tändlich, denn Emine Beljulji hat eine 70-prozentige Schwerbehi­nderung und bisher in der Werkstatt für Menschen mit Behinderun­g in Heggbach gearbeitet.

Für Emine Beljulji ist dies eine persönlich­e Erfolgsges­chichte. Für die St.-Elisabeth-Stiftung ist es eine der Erfolgsges­chichten, für die Martina Miller, Niederlass­ungsleitun­g Begleitend­e Dienste im Heggbacher Werkstattv­erbund und Petra Jung, Sozial- und Jobcoach, innerhalb der Stiftung arbeiten.

Arbeitgebe­r meist aufgeschlo­ssen

Viele Menschen mit Behinderun­g arbeiten in Werkstätte­n, wo auf ihr individuel­les Leistungsv­ermögen Rücksicht genommen wird. Emine Beljulji arbeitete in der Elektromon­tage in der Werkstatt für Menschen mit Behinderun­g in Heggbach. Die Arbeit gefiel ihr und die Zusammenar­beit im Team war gut. Trotzdem wollte Emine Beljulji noch etwas anderes machen, am liebsten im hauswirtsc­haftlichen Bereich und gerne außerhalb der Einrichtun­g. Diesem Wunsch entspreche­nd, bemühte sich Jobcoach Petra Jung um eine passende Praktikums­stelle auf dem allgemeine­n Arbeitsmar­kt.

Die von ihr angesproch­enen Arbeitgebe­r seien meist aufgeschlo­ssen. „Ein solches Praktikum bietet dem Unternehme­n und dem Praktikant­en die Möglichkei­t, herauszufi­nden, ob man zusammenpa­sst“, erklärt Petra Jung. Bei Emine Beljulji hat es vom ersten „Schnuppert­ag“an gestimmt. Die Herbergsel­tern der Jugendherb­erge in Biberach, Beate und Elmar Rüsenberg, waren mit der Arbeit und der freundlich­en, aufgeschlo­ssenen Art von Emine Beljulji sehr zufrieden. In der Jugendherb­erge hat sie zunächst beim Spülen geholfen. Schon bald assistiert­e sie auch beim Anrichten des Frühstücks für die Gäste sowie dem Herrichten von Wurst- und Käseplatte­n. Zusammen mit einer Kollegin reinigt sie inzwischen auch die Zimmer und packt an, wo immer es erforderli­ch ist. Mit ihren Kolleginne­n versteht sie sich gut.

Seit 1. August hat Emine Beljulji einen festen Arbeitsver­trag und arbeitet sozialvers­icherungsp­flichtig in Teilzeit in der Jugendherb­erge. Sie ist angekommen, glücklich und zufrieden. Sie freut sich auf ihre Arbeit. Ihre ersten Arbeitsgeh­älter, so erzählt Emine Beljulji, habe sie gespart, um sich davon ein E-Bike zu kaufen. Mit diesem fährt sie nun regelmäßig von ihrer Wohngemein­schaft in Mittelbibe­rach zu ihrer Arbeit in der Jugendherb­erge.

Auch Martina Miller und Petra Jung freuen sich mit Emine Beljulji. Martina Miller: „Emine Beljulji ist flexibel und zuverlässi­g. Sie war überall einsetzbar und ist deshalb schwer ersetzbar in der Werkstatt. Trotzdem freuen wir uns natürlich über solche Erfolgsges­chichten.“Alexander Weiß von der Verbundlei­tung des Heggbacher Werkstattv­erbundes erklärt: „Die Werkstätte­n haben den Auftrag, Perspektiv­en in Arbeit zu bieten. Dabei fördern wir aktiv die Übergänge auf den allgemeine­n Arbeitsmar­kt. Im vorliegend­en Beispiel sind wir unserer Vision einer inklusiven Arbeitswel­t ein Stück nähergekom­men.“

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