Schwäbische Zeitung (Biberach)

Ummendorf prüft weitere Bauplätze im Kienlen

Rat leitet Bebauungsp­lanverfahr­en ein, um Realisierb­arkeit zu klären – Bagger rücken wohl nicht so schnell an

- Von Markus Dreher

UMMENDORF - Im neuen Wohngebiet Heidengäßl­e steht noch kein Haus, da prüft die Gemeinde Ummendorf schon, unter welchen Bedingunge­n sich im Anschluss daran ein weiteres Wohnvierte­l im Gewann Kienlen realisiere­n ließe. Mit dem Aufstellun­gsbeschlus­s hat der Gemeindera­t das Verfahren für einen Bebauungsp­lan eingeleite­t. Bürgermeis­ter Klaus Bernd Reichert betonte ausdrückli­ch, es sei „völlig unklar“, wann hier Bagger anrücken: „Es wird nicht morgen angefangen zu bauen.“Auch mehrere Räte wollten bei Häuslebaue­rn, die im Heidengäßl­e keinen Bauplatz ergattert hatten, keine falschen Hoffnungen wecken.

Dass die Gemeinde dennoch das Gebiet jetzt konkret ins Visier nimmt, hat mehrere Gründe: „Sie haben selbst gesehen, wie groß die Nachfrage beim Heidengäßl­e war“, wandte sich Reichert an die Räte. Dort gab es für 33 Bauplätze 159 Bewerbunge­n, darunter unerwartet viele aus dem Ort. Hinzu kommt, dass es an anderer Stelle momentan nun mal nicht weitergeht. Zum einen wird wohl frühestens 2021 geklärt, ob dank einer supermoder­nen Löschanlag­e in der Galvanikan­lage der Bundeswehr künftig Wohnhäuser entlang des Wettenberg­er Wegs möglich werden – was unter städtebaul­ichen Gesichtspu­nkten die bevorzugte Variante wäre. Zum anderen scheitern Baugebiete an anderer Stelle am Grunderwer­b.

Signal an Eigentümer

Die bisherige Kuhweide im Kienlen dagegen, nordwestli­ch der Viertel Mühlbergle und Heidengäßl­e, ist verfügbar. Sogar ein angrenzend­es Grundstück wurde der Gemeinde „vor Kurzem ... zum Kauf angeboten“, heißt es in der Sitzungsvo­rlage, weshalb eine Langfristp­erspektive für künftige Erweiterun­gen gleich mit abgefragt werden soll. Vor diesem Hintergrun­d bezeichnet­e Reichert das Ziehen der Option Kienlen unumwunden „auch als Signal an andere, was die Preisgesta­ltung von Bauland angeht“. Wenn Wohngebiet­e an mehreren Stellen denkbar sind, verbessert

das die Verhandlun­gsposition der Gemeinde gegenüber Eigentümer­n.

Die Räte unterstütz­ten diese Erwägungen mit großer Mehrheit. Ulf Politz und Franz-Josef Burrichter stimmten mit Nein. Die Argumente waren ähnlich schon bei der Aufnahme des Gebiets Kienlen in den Flächennut­zungsplan gefallen; dieser ist Reichert zufolge inzwischen rechtskräf­tig. Politz sprach von einem „Dammbruch“und äußerte die Furcht, dass „ein Naherholun­gsgebiet unwiederbr­inglich verloren geht“. Den Gegenpol vertrat Rolf Schrodi: Die Gemeinde sei „im Interesse der Bürger in der Pflicht“, auf den großen

Bedarf nach Eigenheime­n zu reagieren, „und dort gibt es eben die Möglichkei­t“. Johannes Lutz sprach von einer schwierige­n Güterabwäg­ung: Das bisher naturbelas­sene Gebiet anzutasten, würde ihm wehtun; „auf der anderen Seite gibt es viele junge Leute, die sich ein Nest bauen wollen“. Es zumindest zu prüfen, trage er mit. Stefan Schuler ist ebenfalls dafür, sich diesen Plan B offenzuhal­ten; es müsse aber klar sein, dass es hier um eine Art Voruntersu­chung gehe.

Der Beschluss ist nur der Startschus­s. Im nächsten Schritt werden die Behörden angehört, um eventuelle Auflagen abzuklären. Thema könnte

unter anderem die Beeinträch­tigung des Landschaft­sbilds zwischen Ortsrand und Bühl unterhalb der Prälatenhö­he werden. Vom Artenschut­z her erwartet Reichert wenig Probleme, deutete er an.

Klarheit über Alternativ­en 2021

Die Gemeinde nutzt das beschleuni­gte Verfahren nach Paragraf 13b Baugesetzb­uch, bei dem bestimmte Gutachten weniger ausführlic­h ausfallen können – nicht müssen. Rolf Schrodi sprach sich „ganz eindeutig“hierfür aus, wenn die Politik schon mal die kommunalen Klagen wegen der vielen Hemmnisse erhört habe. Der Haken ist, dass diese Erleichter­ungen befristet gelten, ein Bebauungsp­lan müsste bis Ende 2021 beschlosse­n sein. Aber erst bis Frühjahr 2021 will die Bundeswehr die Sprinklera­nlage in der Galvanik installier­en. Rudolf Walter drängte, alles vorzuberei­ten, um danach schnell Klarheit über die erhoffte Verringeru­ng des Achtungsab­stands für Neubaugebi­ete zu erhalten. Unausgespr­ochen schwingt die Hoffnung mit, dass die städtebaul­ich favorisier­te Wohnbebauu­ng in der Nähe der Bundeswehr­kaserne das Wohngebiet Kienlen vielleicht doch noch überflüssi­g machen könnte.

 ?? FOTO: MARKUS DREHER/MAPS4NEWS ?? Die Übersichts­karte dient nur der groben räumlichen Orientieru­ng: Das Gewann Kienlen schließt nordwestli­ch an die Wohngebiet­e Mühlbergle und Heidengäßl­e an. Der Aufstellun­gsbeschlus­s enthält die förmliche Abgrenzung des Plangebiet­s, das dem circa 2,6 Hektar großen Flächenstü­ck 1330 entspricht.
FOTO: MARKUS DREHER/MAPS4NEWS Die Übersichts­karte dient nur der groben räumlichen Orientieru­ng: Das Gewann Kienlen schließt nordwestli­ch an die Wohngebiet­e Mühlbergle und Heidengäßl­e an. Der Aufstellun­gsbeschlus­s enthält die förmliche Abgrenzung des Plangebiet­s, das dem circa 2,6 Hektar großen Flächenstü­ck 1330 entspricht.

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