Schwäbische Zeitung (Biberach)
Ummendorf prüft weitere Bauplätze im Kienlen
Rat leitet Bebauungsplanverfahren ein, um Realisierbarkeit zu klären – Bagger rücken wohl nicht so schnell an
UMMENDORF - Im neuen Wohngebiet Heidengäßle steht noch kein Haus, da prüft die Gemeinde Ummendorf schon, unter welchen Bedingungen sich im Anschluss daran ein weiteres Wohnviertel im Gewann Kienlen realisieren ließe. Mit dem Aufstellungsbeschluss hat der Gemeinderat das Verfahren für einen Bebauungsplan eingeleitet. Bürgermeister Klaus Bernd Reichert betonte ausdrücklich, es sei „völlig unklar“, wann hier Bagger anrücken: „Es wird nicht morgen angefangen zu bauen.“Auch mehrere Räte wollten bei Häuslebauern, die im Heidengäßle keinen Bauplatz ergattert hatten, keine falschen Hoffnungen wecken.
Dass die Gemeinde dennoch das Gebiet jetzt konkret ins Visier nimmt, hat mehrere Gründe: „Sie haben selbst gesehen, wie groß die Nachfrage beim Heidengäßle war“, wandte sich Reichert an die Räte. Dort gab es für 33 Bauplätze 159 Bewerbungen, darunter unerwartet viele aus dem Ort. Hinzu kommt, dass es an anderer Stelle momentan nun mal nicht weitergeht. Zum einen wird wohl frühestens 2021 geklärt, ob dank einer supermodernen Löschanlage in der Galvanikanlage der Bundeswehr künftig Wohnhäuser entlang des Wettenberger Wegs möglich werden – was unter städtebaulichen Gesichtspunkten die bevorzugte Variante wäre. Zum anderen scheitern Baugebiete an anderer Stelle am Grunderwerb.
Signal an Eigentümer
Die bisherige Kuhweide im Kienlen dagegen, nordwestlich der Viertel Mühlbergle und Heidengäßle, ist verfügbar. Sogar ein angrenzendes Grundstück wurde der Gemeinde „vor Kurzem ... zum Kauf angeboten“, heißt es in der Sitzungsvorlage, weshalb eine Langfristperspektive für künftige Erweiterungen gleich mit abgefragt werden soll. Vor diesem Hintergrund bezeichnete Reichert das Ziehen der Option Kienlen unumwunden „auch als Signal an andere, was die Preisgestaltung von Bauland angeht“. Wenn Wohngebiete an mehreren Stellen denkbar sind, verbessert
das die Verhandlungsposition der Gemeinde gegenüber Eigentümern.
Die Räte unterstützten diese Erwägungen mit großer Mehrheit. Ulf Politz und Franz-Josef Burrichter stimmten mit Nein. Die Argumente waren ähnlich schon bei der Aufnahme des Gebiets Kienlen in den Flächennutzungsplan gefallen; dieser ist Reichert zufolge inzwischen rechtskräftig. Politz sprach von einem „Dammbruch“und äußerte die Furcht, dass „ein Naherholungsgebiet unwiederbringlich verloren geht“. Den Gegenpol vertrat Rolf Schrodi: Die Gemeinde sei „im Interesse der Bürger in der Pflicht“, auf den großen
Bedarf nach Eigenheimen zu reagieren, „und dort gibt es eben die Möglichkeit“. Johannes Lutz sprach von einer schwierigen Güterabwägung: Das bisher naturbelassene Gebiet anzutasten, würde ihm wehtun; „auf der anderen Seite gibt es viele junge Leute, die sich ein Nest bauen wollen“. Es zumindest zu prüfen, trage er mit. Stefan Schuler ist ebenfalls dafür, sich diesen Plan B offenzuhalten; es müsse aber klar sein, dass es hier um eine Art Voruntersuchung gehe.
Der Beschluss ist nur der Startschuss. Im nächsten Schritt werden die Behörden angehört, um eventuelle Auflagen abzuklären. Thema könnte
unter anderem die Beeinträchtigung des Landschaftsbilds zwischen Ortsrand und Bühl unterhalb der Prälatenhöhe werden. Vom Artenschutz her erwartet Reichert wenig Probleme, deutete er an.
Klarheit über Alternativen 2021
Die Gemeinde nutzt das beschleunigte Verfahren nach Paragraf 13b Baugesetzbuch, bei dem bestimmte Gutachten weniger ausführlich ausfallen können – nicht müssen. Rolf Schrodi sprach sich „ganz eindeutig“hierfür aus, wenn die Politik schon mal die kommunalen Klagen wegen der vielen Hemmnisse erhört habe. Der Haken ist, dass diese Erleichterungen befristet gelten, ein Bebauungsplan müsste bis Ende 2021 beschlossen sein. Aber erst bis Frühjahr 2021 will die Bundeswehr die Sprinkleranlage in der Galvanik installieren. Rudolf Walter drängte, alles vorzubereiten, um danach schnell Klarheit über die erhoffte Verringerung des Achtungsabstands für Neubaugebiete zu erhalten. Unausgesprochen schwingt die Hoffnung mit, dass die städtebaulich favorisierte Wohnbebauung in der Nähe der Bundeswehrkaserne das Wohngebiet Kienlen vielleicht doch noch überflüssig machen könnte.