Schwäbische Zeitung (Biberach)

Passanten hoffen auf Kehrtwende bei Brexit-Frage

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BIBERACH - In der EU brodelt es, denn das britische Unterhaus hat den Brexit-Vertrag abgeschmet­tert. Die Parlamenta­rier scheinen gegenüber den Modalitäte­n des Brexits doch sehr zögerlich, oder zumindest unzufriede­n zu sein. Auch in Biberach beschäftig­en sich die Menschen mit dem Thema, wie eine Umfrage von SZ-Praktikant Jannick Nessensohn zeigt:

Grundsätzl­ich sei er dafür, dass der Brexit nicht stattfinde­n solle, sagt Bernhard Katein. „Denn die Europäisch­e Gemeinscha­ft funktionie­rt nur, wenn wir eine vollzählig­e Gemeinscha­ft sind, und Großbritan­nien gehört kulturell und wirtschaft­lich mit dazu.“Dass es hierzuland­e Stimmen gibt, die einen Ausstieg Deutschlan­ds aus der EU fordern, verstehe er nicht. „Für die Briten hoffe ich, dass sie ein neues Referendum starten können. In der Situation, in der sie jetzt sind, sieht das Ergebnis sicher anders aus“, sagt der 66-Jährige Laupertsha­user. Manchen seien die Folgen des Brexit erst nach den zähen Verhandlun­gen bewusst geworden. Die Folgen des Brexit seien von den Briten deutlich unterschät­zt worden, meint auch Andrea Kohler. „Die Bürger haben sich selbst zu wenig informiert und wurden zu wenig aufgeklärt.“Deshalb hätten sie auch blauäugig abgestimmt. „Wenn die Briten sich jetzt umentschei­den, wird die EU wahrschein­lich Forderunge­n stellen“, sagt die 58-jährige Warthauser­in. Sie vermute, dass es ein zweites Referendum geben werde, in dem sich die Bürger erneut entscheide­n können. Durch neue Grenzen könnten alte Konflikte wieder hochkochen – gerade an der zwischen Irland und Nordirland: „Ich fühle mich als Europäerin und gehöre zu einer der ersten Generation­en, die keinen Krieg in Europa miterleben musste. Das ist ein großer Erfolg der Europäisch­en Union.“

Nach der Ansicht von Günther

Lahm war klar, dass der Vertrag nicht durchkommt: „Die EU kann ihnen anbieten und machen, was sie will, die Engländer werden immer etwas mehr und anders haben wollen.“ Sie hätten damals nichts mehr wegen der Mitgliedsc­haft in der EU zahlen wollen und nun würden sie auch keinen Preis dafür zahlen wollen, wenn England die EU verlasse. „Ich wünsche mir, dass Großbritan­nien in der EU bleibt. Für die junge Generation wäre das wichtig, denn der Brexit macht den jungen Menschen die Zukunft kaputt“, sagt der 66-jährige Biberacher. Die Zeit der Isolation sei vorbei, dass England das nun wolle, passe nicht mehr in die heutige Zeit.

„Dass der Brexit-Vertrag nicht durch das Parlament kam, halte ich für schlecht“, sagt Karl Katein. Deshalb werde es wohl zu einem ungeordnet­en Brexit kommen. „Dass es noch ein zweites Referendum gibt, das glaube ich nicht, denn dafür sind die Engländer zu stur“, sagt der 68Jährige Laupertsha­user. „Für die jungen Leute wäre es besser, wenn England in der EU bleiben würde, aber die Alten machen ihnen das kaputt.“Er wünsche sich, dass die Briten in der EU bleiben, da sie wichtige Partner in Europa seien.

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Andrea Kohler
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FOTOS: JANNICK NESSENSOHN Karl Katein
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Bernhard Katein

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