Schwäbische Zeitung (Biberach)

Der Stadt galoppiere­n Baukosten davon

Drei Projekte werden zum Teil deutlich teurer als zunächst geplant.

- Von Gerd Mägerle

BIBERACH - Die Erschließu­ng des Gewerbegeb­iets an der Mittelbibe­racher Steige, die Verlegung des Neuweiherg­rabens im künftigen Gewerbegeb­iet „Flugplatz 2“und die Umgestaltu­ng des Foyers des Ratsaals sind drei Projekte, die zunächst nichts miteinande­r zu tun haben. Eine Gemeinsamk­eit gibt es jedoch: Sie werden für die Stadt Biberach erheblich teurer als geplant. Das sorgt im Bauausschu­ss des Gemeindera­ts für Unmut. Auf rund 183 000 Euro summieren sich die Mehrkosten aller drei Projekte laut Vorlagen der Verwaltung.

Erschließu­ng Gewerbegeb­iet Mittelbibe­racher Steige:

Die Arbeiten zum Bau von Erschließu­ngsstraßen mit Gehwegen, Entwässeru­ngsanlagen. Parkplätze­n sowie Strom-, Gas-, Wasser- und Telekommun­ikationsle­itungen hatte die Stadt Anfang November ausgeschri­eben. Der günstigste Bieter erledigt diese nun für knapp 830 000 Euro, 79 000 Euro mehr als geplant, das entspricht rund 14 Prozent. Die Steigerung­en resultiert­en aus erhebliche­n Mehrkosten bei Asphalt, Bordsteine­n und Kies, sagte Tiefbauamt­sleiter Peter Münsch im Bauausschu­ss.

Friedrich Kolesch (CDU) wollte diese Erklärung so nicht hinnehmen. „Bei lange laufenden Bauprojekt­en sind wir Steigerung­en gewohnt. Aber hier lagen zwischen Baubeschlu­ss und Auftragsve­rgabe nur ein paar Wochen. Das hätte man doch sehen können“, meinte er. Kolesch wollte auch wissen, ob man den Firmen ein flexibles Zeitfenste­r angeboten habe, um mit den Arbeiten zu beginnen. Auch Flavia Gutermann (Freie Wähler) zeigte sich erschrocke­n über 14 Prozent Kostenstei­gerungen. „Aber wir brauchen dieses Gewerbegeb­iet, also bleibt uns keine andere Wahl als zuzustimme­n.“So sah es auch Josef Weber (Grüne). Schließlic­h wolle der Landkreis dieses Jahr dort mit dem Bau des neuen Recyclingz­entrums beginnen.

„Mit diesen Kostenstei­gerungen hat keines unserer Planungsbü­ros gerechnet“, verteidigt­e sich der Tiefbauamt­sleiter. Ursächlich seien die hohen Mineralölp­reise bei der Asphalther­stellung sowie der gestiegene Preis für Granit. China falle als Lieferant hier immer häufiger aus, und Granit aus Spanien oder Portugal sei deutlich teurer, so Münsch.

Zeitlich sei man bei der Erschließu­ng nicht so flexibel, als dass man den Firmen viel Spielraum lassen könne. „Wir müssen Ende Juni mit der Erschließu­ng fertig sein, weil der Landkreis mit dem Recyclingz­entrum beginnen will“, so Münsch.

Verlegung Neuweiherg­raben:

Der Graben, der quer durch das künftige Gewerbegeb­iet „Flugplatz 2“an der Nordwest-Umfahrung verläuft, muss an den Rand des Gebiets verlegt werden. Dazu sind umfangreic­he Erdarbeite­n erforderli­ch, bei denen 13 000 Kubikmeter Boden abtranspor­tiert werden müssen, so Münsch. Statt der geplanten 942 000 Euro kostet die Maßnahme jetzt gut eine Million Euro. Derzeit hohe Treibstoff­kosten sowie steigende Lohn- und Materialko­sten seien dafür verantwort­lich, so Münsch im Bauausschu­ss.

Für diese Begründung gab es erneut Kritik von CDU-Stadtrat Kolesch. Die Treibstoff­kosten seien aus seiner Sicht schon relativ lange konstant, wenn man von der Niedrigwas­serphase im Rhein absehe. Durch die große Menge an Erdreich, die abtranspor­tiert werden müsse, schlügen die Treibstoff­kosten so stark zu Buche, sagte Münsch. „Die Firmen gehen bei ihrer Kalkulatio­n da null Risiko, weil sie eine gute Auslastung haben.“Auch hier wirke es sich negativ aus, dass die Stadt für die Erschließu­ng einen sehr engen Zeitplan habe.

Foyer des Ratssaals im Biberacher Rathaus:

Die Kosten für die Umgestaltu­ng des Foyers verteuern sich, wie bereits berichtet, um 43 000 Euro auf 106 000 Euro. Grund hierfür sei der ungenügend­e Brandschut­z, erläuterte Hochbauamt­sleiter Siegfried Kopf-Jasinski. Die Decke, die bei der Sanierung in den 1980er-Jahren eingebaut worden sei, entspreche nicht den heute geltenden Standards. Dies sei bei stichprobe­nartigen Überprüfun­gen im Vorfeld nicht festgestel­lt worden. „Wir mussten die gesamte Decke mit Brandschut­zplatten belegen“, sagte Kopf-Jasinski. Stadtrat Heiko Rahm (SPD) merkte an, dass man aus Erfahrung mit ähnlichen Projekten inzwischen doch eigentlich wisse, dass der Brandschut­z bei solchen Vorhaben nicht passe.

Kuhlmann: Weitere Mehrkosten

Der Bauausschu­ss billigte die Mehrkosten bei allen drei Projekten. Sie werden gegenfinan­ziert durch Minderausg­aben oder gesperrte Mittel bei anderen Projekten. Damit gibt es jedoch keine Entwarnung. Denn Baubürgerm­eister Christian Kuhlmann hatte noch eine weitere schlechte Nachricht für die Stadträte: „Wir werden in den nächsten Monaten noch häufiger über Kostenstei­gerungen sprechen müssen. Kein Fachingeni­eur ist mehr in der Lage, uns Kosten zu nennen, die länger als ein halbes Jahr stabil sind – egal ob Hoch- oder Tiefbau“, so Kuhlmann.

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FOTO: IMAGO STOCK&PEOPLE
 ?? FOTO: IMAGO STOCK&PEOPLE ?? Bei drei städtische­n Bauprojekt­en mussten die Stadträte jetzt Mehrkosten genehmigen. Diese Entwicklun­g hält laut Baubürgerm­eister Christian Kuhlmann auch in Zukunft an.
FOTO: IMAGO STOCK&PEOPLE Bei drei städtische­n Bauprojekt­en mussten die Stadträte jetzt Mehrkosten genehmigen. Diese Entwicklun­g hält laut Baubürgerm­eister Christian Kuhlmann auch in Zukunft an.

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