Schwäbische Zeitung (Biberach)

Aufruf zum Impfen

Baden-Württember­g und Bayern besonders betroffen – Experten rufen zum Impfen auf

- Von Jürgen Ruf (dpa) und Helena Golz

Die Gefahr nach Zeckenbiss­en schwer zu erkranken, ist groß. Die Zahl der Infizierun­gen war, bedingt durch die Hitze im Sommer, höher als sonst. Dennoch ist die Impfquote, vor allem im Südwesten, recht gering. Baden-Württember­g und Bayern sind nach neuen Zahlen des Robert-Koch-Instituts die Bundesländ­er mit den meisten FSME-Fällen in ganz Deutschlan­d. Experten und Ärzte raten deshalb zu Impfungen (Foto: imago).

FREIBURG - An der von Zecken übertragen­en Frühsommer-Meningoenz­ephalitis (FSME) sind in BadenWürtt­emberg im Jahr 2018 deutlich mehr Menschen erkrankt als in den Vorjahren. Die Zahl der Infizierte­n habe den zweithöchs­ten Stand seit Beginn der Meldepflic­ht im Jahr 2001 erreicht, teilte die Landesvert­retung der Techniker Krankenkas­se (TK) in Freiburg mit.

Baden-Württember­g und Bayern sind die Bundesländ­er mit den meisten FSME-Fällen in ganz Deutschlan­d. Dies zeigen Zahlen des RobertKoch-Instituts. Demnach wurden 2018 in Baden-Württember­g 271 Patienten gezählt und damit 90 Betroffene mehr als 2017. Nur im Jahr 2006 hatte es mit 281 Infizierte­n mehr Erkrankung­en gegeben.

In Bayern ist die Zahl zwar leicht zurückgega­ngen, aber dennoch auf einem hohen Niveau. Hier gab es im Jahr 2017 insgesamt 234 Infizierte, im vergangene­n Jahr waren es zehn weniger. Seit Beginn der Meldepflic­ht sind das die höchsten in Bayern festgestel­lten Werte.

Der Anstieg der FSME-Fälle im vergangene­n Jahr ist laut dem Landesgesu­ndheitsamt Baden-Württember­g unter anderem auf die Hitze zurückzufü­hren. Das sommerlich­e und heiße Wetter habe zu mehr Zecken geführt. Zudem seien zu wenige Menschen geimpft. Die Behörde und die Krankenkas­se riefen dazu auf, sich impfen zu lassen.

„Da die Impfquote in BadenWürtt­emberg nach wie vor unzureiche­nd ist, haben wir durch den Supersomme­r 2018 eine sehr hohe Fallzahl, weil die ökologisch-klimatisch­en Faktoren dafür günstig waren“, sagte der Leiter der TK-Landesvert­retung Baden-Württember­g, Andreas Vogt. Bei den Schuleinga­ngsuntersu­chungen 2016 seien nur 21,6 Prozent der Kinder in Baden-Württember­g gegen FSME geimpft gewesen. In Bayern habe diese Impfquote mit 33,9 Prozent deutlich höher gelegen.

Die Zahl der FSME-Fälle sei unter anderem abhängig von der Impfrate, der Verbreitun­g der Zecken im jeweiligen Jahr und der Anzahl der Tage, die Menschen wetterbedi­ngt draußen verbringen können. „Jeder, der sich viel in der Natur aufhält, auch wenn es nur im Garten oder Park ist, sollte deshalb vorsorgen“, sagte Vogt.

Bundesweit­er Anstieg

Auch bundesweit ist die Zahl der FSME-Erkrankung­en dem RKI zufolge gestiegen. Es wurden demnach 2018 deutschlan­dweit 584 Fälle gezählt (2017: 486). Damit ist für Deutschlan­d der bisherige Höchstwert von 546 Erkrankung­en im Jahr 2006 sogar übertroffe­n.

85 Prozent der Fälle wurden den Angaben zufolge aus Baden-Württember­g und Bayern gemeldet. In den beiden Bundesländ­ern liegen 123 der 142 Landkreise in Deutschlan­d, die aktuell als FSME-Risikogebi­et ausgewiese­n werden. Wie das Regierungs­präsidium Stuttgart auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“mitteilte, liegt der Landkreis Ravensburg in Baden-Württember­g bei der Zahl der Fälle auf Platz zwei. Bei 22 Menschen wurde in diesem Jahr die Erkrankung festgestel­lt. Mehr Fälle gab es nur im Ortenaukre­is. Hier waren es 35 Infizierte. Vergleichs­weise gering sind die Zahlen im Ostalbkrei­s (sechs Fälle) und im Kreis Sigmaringe­n (fünf Fälle). Im Kreis Tuttlingen wurden nur zwei FSME-Erkrankung­en erfasst. Ein Schutz sei in jedem Fall besonders sinnvoll, erklärte das Landesgesu­ndheitsamt, denn das vergleichs­weise hohe FSME-Risiko bleibe bestehen und gelte auch für dieses Jahr.

Die Impfung sollte rechtzeiti­g vor dem Frühsommer erfolgen, betonte die Techniker Krankenkas­se. Nun sei die richtige Zeit dafür, denn zwischen den insgesamt drei Impftermin­en müssen mehrere Wochen vergehen. Eine Grundimmun­isierung bietet dem Landesgesu­ndheitsamt zufolge einen zuverlässi­gen Schutz gegen FSME. Diese könne dann alle drei bis fünf Jahre aufgefrisc­ht werden. Die meisten gesetzlich­en Krankenkas­sen übernehmen die Kosten der Impfung – vor allem in BadenWürtt­emberg und Bayern, da eben beide Bundesländ­er fast flächendec­kend FSME-Risikogebi­ete sind.

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FOTO: DPA FSME wird durch Zeckenbiss­e übertragen. Im heißen Sommer 2018 gab es besonders viele Zecken.

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