Schwäbische Zeitung (Biberach)
Reiterin
Wenn führende Posten in staatlichen Prestigeunternehmen zu vergeben sind, sind die Ohren der Wiener auf höchste Aufmerksamkeit gespitzt. Die Nominierung von Sonja Klima zur neuen Leiterin der legendären Spanischen Hofreitschule, deren Vorführungen jährlich rund 300 000 Touristen aus aller Welt besuchen, führte prompt zu heftiger Empörung.
Die Ex-Gattin von Ex-Bundeskanzler Viktor Klima (19972000) war auf der Bewerberliste nur an zweiter Stelle gereiht. Der Favorit Herwig Radnetter war vom Aufsichtsrat übergangen worden. Dem Lehrmeister der hohen Schule des Reitens hat es wenig genutzt, dass er seit mehr als 40 Jahren der altehrwürdigen Institution angehört und den Umgang mit den tänzelnden und springenden weißen Lipizzanerhengsten im Blut hat.
Hingegen ist von Sonja Klima lediglich bekannt, dass sie eine geschickte Marketingmanagerin ist, gerne reitet und in der Wiener Bussi-Gesellschaft – wie man hier den Promi-Klüngel nennt – gut vernetzt ist. Nach ihrer Nominierung trat der ehrenamtliche Beirat der Hofreitschule aus Protest geschlossen zurück.
Sonja Klimas Nähe zur konservativen ÖVP von Jungkanzler Sebastian Kurz soll den Ausschlag gegeben haben, spekuliert die Wiener Gerüchteküche und spottet über die hohe Kunst des Postenschacherns. Dafür gibt es freilich nur Indizien: So verließ die 55-Jährige nach Antritt der Kurz/Strache-Regierung vor mehr als einem Jahr die sozialdemokratische SPÖ – der ihr geschiedener Kanzlergatte angehört – und ließ sich seither immer wieder bei ÖVP-Veranstaltungen sehen. So war Sonja Klima Gast beim Kanzlerfest, bei dem Kurz ihr Kinderhilfswerk in höchsten Tönen lobte. Auch im niederösterreichischen Wahlkampf rührte die Society-Lady für die ÖVP die Werbetrommel. Nicht zuletzt leitet das Landwirtschaftsministerium, politisch zuständig für die Hofreitschule, die enge Kurz-Vertraute Elisabeth Köstinger. Diese bestreitet freilich jegliche Fürsprache für Sonja Klima. Rudolf Gruber