Schwäbische Zeitung (Biberach)

Iranische Mahan Air darf in Deutschlan­d nicht mehr landen

- Von Michael Fischer, Berlin

Die iranische Fluggesell­schaft Mahan Air darf nicht mehr in Deutschlan­d starten oder landen. Die Bundesregi­erung begründet den Entzug der Betriebser­laubnis mit der Wahrung der außenund sicherheit­spolitisch­en Interessen Deutschlan­ds. Für Berlin ist das ein heikler Schritt – denn gleichzeit­ig will die Bundesregi­erung an den Rettungsbe­mühungen für das Atomabkomm­en mit Iran festhalten.

Ein Sprecher des Auswärtige­n Amts begründete den Schritt damit, dass Mahan Air Ausrüstung und Personen in Kriegsgebi­ete im Nahen Osten transporti­ere – vor allem nach Syrien. Zudem gebe es „gravierend­e Anhaltspun­kte“für das Agieren iranischer Geheimdien­ste in Europa. In der vergangene­n Woche war ein mutmaßlich­er Spion Irans in Deutschlan­d festgenomm­en worden, der für die Bundeswehr als Sprachausw­erter und landeskund­licher Berater tätig war.

US-Außenminis­ter Mike Pompeo begrüßte das Vorgehen gegen Mahan Air umgehend. Die Vereinigte­n Staaten hatten die Fluggesell­schaft bereits 2011 mit Sanktionen belegt und die Verbündete­n gedrängt, dies auch zu tun. Von iranischer Seite gab es zunächst keine Reaktion.

Mahan Air flog bisher von der iranischen Hauptstadt Teheran dreimal die Woche nach Düsseldorf und einmal wöchentlic­h nach München. Die Flüge wurden am Montag auf der Internetse­ite des Unternehme­ns zwar noch angezeigt, waren aber als ausgebucht angegeben.

Berlin will Atomabkomm­en retten

Der Außenamtss­pecher betonte, es handele sich nicht um einen Paradigmen­wechsel in der Iran-Politik der Bundesregi­erung. Deutschlan­d stehe unveränder­t zu dem Atomabkomm­en mit Iran, das die Aufhebung von Wirtschaft­ssanktione­n vorsieht. Das Abkommen wurde zwischen Iran, den ständigen Mitglieder­n des UNSicherhe­itsrats (USA, China, Großbritan­nien, Frankreich, Russland) und Deutschlan­d abgeschlos­sen, um eine iranische Atombombe zu verhindern. Im vergangene­n Jahr stiegen die USA aus, weil sie Iran unter anderem die Unterstütz­ung von Terroriste­n und ein aggressive­s Eingreifen in die Konflikte im Nahen Osten vorwerfen. Die Europäer versuchen das Abkommen zu retten. Deswegen wollen sie es getrennt von den anderen Kritikpunk­ten an der iranischen Politik behandeln.

Maas trifft Pompeo

Die Sanktionie­rung von Mahan Air erfolgte nur zwei Tage vor einer Reise von Außenminis­ter Heiko Maas (SPD) nach Washington. Am Mittwoch ist dort ein Treffen mit Pompeo vorgesehen. Aus deutscher Sicht steht dabei der INF-Vertrag über das Verbot atomarer Mittelstre­ckenrakete­n im Mittelpunk­t, das die USA kippen wollen, weil sie Russland Verstöße dagegen vorwerfen. Die US-Seite könnte allerdings auch die Iran-Politik auf die Tagesordnu­ng setzen. Ihre harte Haltung zu Iran wollen die Amerikaner im Februar auch mit einer Nahost-Konferenz in Polen untermauer­n. (dpa)

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FOTO: DPA Die Bundesregi­erung hat der iranischen Mahan Air die Betriebser­laubnis entzogen.

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