Schwäbische Zeitung (Biberach)

Lebenslang­er Kampf für die Umwelt

Trauer um TV-Journalist Horst Stern

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PASSAU (dpa) - Der Umweltschü­tzer und Fernsehjou­rnalist Horst Stern ist im Alter von 96 Jahren in Niederbaye­rn gestorben. Das bestätigte sein Sohn am Montag auf Anfrage.

Mit eindrucksv­ollen, teils drastische­n Filmaufnah­men und Kommentare­n hatte Stern schon vor mehr als 40 Jahren vor einem gedankenlo­sen Umgang mit der Natur gewarnt und Missstände aufgedeckt. Seine ARD-Sendung „Sterns Stunde“ist vielen älteren Fernsehzus­chauern auch heute noch ein Begriff. 1975 gründete er unter anderem mit Bernhard Grzimek den Bund für Umwelt und Naturschut­z Deutschlan­d (BUND). Zuletzt lebte er zurückgezo­gen in Passau. Er starb bereits am vergangene­n Donnerstag.

Der BUND-Vorsitzend­e Hubert Weiger sagte am Montag: „Wir haben einen großen Naturschüt­zer für Deutschlan­d verloren, der bereits in den 1970er-Jahren durch seine Filme die Grundlage gelegt hat für die heutige Bedeutung des Natur- und Umweltschu­tzes.“

Seine oft sehr pointierte Kritik brachte ihm den Ruf eines Kronzeugen für die ökologisch­e Bewegung ein. Main-Donau-Kanal oder Tiere in der Pharmafors­chung: Horst Stern meldete sich zu Wort und prangerte an. Er warnte auch frühzeitig vor den Gefahren des Alpen-Tourismus und vor dem Waldsterbe­n.

Geboren wurde er 1922 in Stettin (heute Szczecin/Polen). Nach einer Banklehre wechselte er zum Journalism­us und begann 1950 bei den „Stuttgarte­r Nachrichte­n“. 1974 erhielt er die Ehrendokto­rwürde der Universitä­t Stuttgart. 1984 zog sich Stern aus der aktuellen Berichters­tattung zurück, machte aber als freier Schriftste­ller auf sich aufmerksam, unter anderem mit „Mann aus Apulien“(1986) und „Jagdnovell­e“(1989).

In einem Interview Mitte der 1990er-Jahre wirkte er resigniert: Er habe seine hochgestec­kten Ziele nicht erreicht. „Nichts hat sich geändert. Die Legebatter­ien sind nicht kleiner geworden, die Kälber stehen noch in der Dunkelbox, die Tierquäler­ei hat sogar zugenommen.“Er habe den Menschen den Charakter ihrer Gesellscha­ft vorführen wollen, sagte Stern und fügte hinzu: „Aber man hat mich unterm Strich für einen Tierfilmer gehalten.“

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FOTO: OBS/SWR SÜDWESTRUN­DFUNKSWR/HUGO JEHLE Kronzeuge der ökologisch­en Bewegung: Horst Stern im Studio.

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