Schwäbische Zeitung (Biberach)
Heidel in Gefahr
Für den Schalke-Manager wird es eng
GELSENKIRCHEN (dpa/SID) - Genießen konnte Christian Heidel den wichtigen Sieg nicht. Nur wenige Minuten nach dem 2:1 (1:1) über den VfL Wolfsburg ließ der Manager des FC Schalke mächtig Dampf ab. Mit grimmiger Miene kommentierte er einen Medienbericht, demzufolge die Risse zwischen ihm und Aufsichtsratschef Clemens Tönnies immer größer werden und der Ex-Leverkusener Jonas Boldt als Nachfolger gehandelt wird. „Es wird zwischen Clemens Tönnies und mir niemals ein Problem auftauchen. Niemals. Und nun teilweise zu unterstellen, er wäre sauer auf mich, das ist wirklich komplett an den Haaren herbeigezogen“, klagte Heidel.
Der Auftritt des Sportvorstandes ließ tief blicken. Auch nach zwei Siegen in Serie und dem Sprung auf Platz zwölf kommt der abgerutschte Vizemeister nicht zur Ruhe. Anders als Heidel verspürte Tönnies wenig Lust, auf die Schlagzeilen über seine angebliche fehlende Bereitschaft zur Verlängerung des bis 2020 datierten Heidel-Vertrages einzugehen. „Ich freue mich, dass wir gewonnen haben“, sagte der Unternehmer nur.
Dass das Verhältnis der Führungskräfte so harmonisch ist wie von Heidel dargestellt, wird von vielen Beobachtern bezweifelt. Schließlich hatte es schon im Dezember Schlagzeilen über angebliche Tönnies-Pläne gegeben, dem Manager einen Kaderplaner zur Seite zu stellen. Laut Heidel ist die Sache abgehakt: „Wir haben darüber gesprochen und uns später in den Armen gelegen und nicht gestritten.“Trotzig forderte er die Medienvertreter zur Rücksprache mit Tönnies auf: „Fragt ihn doch mal, wie sein Verhältnis zu mir ist. Ich weiß nicht, ob er jemals ein offeneres Verhältnis zu einem seiner Angestellten hatte.“
Nicht nur der Auftritt von Heidel sorgte für Aufregung. Ebenso heftig wurde über die Entscheidung von Trainer Domenico Tedesco diskutiert, den 30 Jahre alten Stammkeeper Ralf Fährmann durch den acht Jahre jüngeren Alexander Nübel zu ersetzen. Von den Fans im Internet erntete Tedesco einen Shitstorm, doch die Personalrochade fiel dem Coach nicht leicht. Schließlich ist Fährmann Kapitän und einer der Meinungsführer im Team. „Ein Masochist bin ich nicht“, sagte Tedesco, „in den letzten Spielen aber waren Unsicherheiten dabei, wir hatten das Gefühl, dass Ralf nicht frei im Kopf ist.“Der Wechsel blieb ohne negative Folgen, ebenso wie das Fehlen von Dribbelkünstler Amine Harit (Faserriss), Heidels bis dato bestem Einkauf. Der Marokkaner steht nach diversen Eskapaden und nächtlichen Ausflügen ohnehin auf der Verkaufsliste. „Er muss massiv an seiner Professionalität arbeiten“, warnte Tedesco den 21-Jährigen.