Schwäbische Zeitung (Biberach)
Nur der Schiedsrichter sieht es nicht
Warum sich New Orleans um den Super Bowl betrogen fühlt – Brady jubelt wieder
NEW ORLEANS (SID/dpa/sz) - Eigentlich war schon fast alles angerichtet. Die New Orleans Saints um Quarterback Drew Brees waren fast am Ziel, sie hatten den Super Bowl (3. Februar, 0.45 Uhr, ProSieben und DAZN) vor Augen. Doch dann kam eine Szene, die in die Geschichtsbücher der National Football League eingehen wird. Statt den Saints stehen nun die Los Angeles Rams im Endspiel der NFL. Der Gegner dort: die Legende Tom Brady.
Nur 1:45 Minuten waren in New Orleans noch auf der Uhr, es stand 20:20. Brees warf den Ball kurz vor der Endzone zu Receiver Tommylee Lewis, der von Nickell Robey-Coleman weggerammt wurde, bevor er zupacken konnte. Ein klarer Regelverstoß – Robey-Coleman hatte noch nicht einmal zum Ball geblickt. Lewis flog durch die Luft, den Ball konnte er so nicht mehr fangen. Doch kein Schiedsrichter warf eine Flagge.
Eine Tatsachenentscheidung
Genau das war das Problem für die Saints. Hätten die Unparteiischen die gelbe Flagge geworfen, hätte der Pfiff überprüft werden können. So war es eine Tatsachenentscheidung und ein Videobeweis nicht möglich. „Da werden wir wahrscheinlich nie drüber hinwegkommen“, meinte Saints-Trainer Sean Payton, der an der Seitenlinie kurz davor war, komplett die Fassung zu verlieren. Kein Trost war, dass sich der Schiedsrichterboss nach der Partie telefonisch meldete und den Fehler zugab. Wäre das Foul gepfiffen worden, hätte New Orleans die Partie wohl gewonnen. So gab es Verlängerung – und dort das siegbringende Field Goal von Rams-Kicker Greg Zuerlein zum 26:23 für Los Angeles.
Im Super Bowl in Atlanta kommt es zum Quarterback-Duell der Generationen. Der 24-jährige Jared Goff von den Los Angeles Rams gegen Tom Brady, den 41-jährigen Superstar der New England Patriots und wohl besten Quarterback der NFLGeschichte. 2002 holte Brady – durch einen Sieg gegen die Rams – seinen ersten Super-Bowl-Ring. 2004, 2005, 2015 und 2017 legte er mit den Patriots nach. Im vergangenen Jahr war das Team von Erfolgstrainer Bill Belichick an den Philadelphia Eagles (33:41) gescheitert. Es ist am 3. Februar auch ein Duell der Trainergenerationen: Belichick ist 66 Jahre alt, Rams-Trainer Sean McVay 32.
Auf dem Weg zum möglichen sechsten Titel sind Brady und New England leichter Favorit gegen die Rams. Dabei dürfte ein Großteil der amerikanischen Zuschauer eher gegen die seit Jahren dominanten Patriots sein. Viel lieber hätten die Fans Kansas mit dem jungen Spielmacher Patrick Mahomes (23) im Finale gesehen. Dass viele gegen ihn sind, ist Brady bewusst. Und egal. Nach dem Sieg bei den Kansas City Chiefs (37:31 nach Verlängerung) sagte der Superstar: „Alles hat gegen uns gesprochen.“Wieder einmal hat er den Angriff der neuen Generation abgewehrt. „Das ist verrückt.“
Das dachten sich auch die New Orleans Saints und deren Fans. Allerdings aus einem anderen Grund.