Schwäbische Zeitung (Biberach)
Frischen Wind in den Kreistag bringen
Eine Wahlliste eigens für junge Menschen – Erste Kandidaten sind gefunden.
BIBERACH/LAUPHEIM - Wenn am 26. Mai die Kommunalwahlen über die neue Zusammensetzung der Gemeinderäte und des Kreistags bestimmt, dann wird da auf den Wahlscheinen eine Liste stehen, die weniger einem bestimmten politischen Lager zuzuordnen ist, sondern vor allem einer Altersgruppe unter den 196 000 Einwohnern des Kreises Biberach: den jungen Menschen. Der Name „Aktiv, jung, politisch“soll Programm sein. So plant das jedenfalls eine Gruppe junger Leute, die ihr Projekt bereits über das Stadium einer bloßen Idee gehoben haben.
Für den Wahlkreis Biberach Stadt fanden sich bisher vier Bewerber, für das Laupheimer Land steht indes bereits eine Liste, – darauf auch die Initiatorin Carina Mäschle. „Wir wollen ein bisschen frischen Wind in den Kreistag bringen“, sagt sie selbstbewusst. In Biberach werden noch Kandidaten gesucht.
Initiatorin ist 18 Jahre alt
Mit ihren 18 Jahren hat die junge Frau aus Oberholzheim es geschafft, eine Gruppe junger Leute zum Mitmachen zu animieren – und damit einen Gedanken umzusetzen, der als Frage bereits in den Reihen der Jungen Union kursierte: einen Weg zu finden, Jugend für Politik zu interessieren. In der JU ist sie bereits seit Jahren Mitglied, stieß auf die Jugendorganisation, als sie mit 16 ein Betätigungsfeld suchte. „Ich habe mich schon früh für Politik interessiert“, erklärt die Verwaltungsauszubildende im Landratsamt. Sie wolle lernen und Zusammenhänge verstehen, erklärt sie ihren Einsatz in der Politik. Außerdem wollte sie auch mit Mandatsträgern diskutieren und ihre eigene Meinung an einer Stelle kundtun, an der sie vielleicht etwas bewegt.
Indes: „Jeder schimpft, aber keiner macht etwas.“Das hat vielleicht auch den Grund, so sinniert Carina Mäschle, dass Politik so stark von der älteren Generation bestimmt wird. „Der Altersdurchschnitt im Kreistag ist zu hoch, es fehlen junge Menschen.“
Die Liste „Aktiv, jung, politisch” soll daran etwas ändern – und zwar unabhängig von der politischen Ausrichtung. Darauf legt die Initiatorin Wert: Die Liste sei unabhängig, getragen vor allem von der Gemeinsamkeit der Jugend. Das soll Unterschiede überbrücken. „Ich glaube, dass die jungen Leute oft die gleiche Meinung haben.“Wesentliche Voraussetzung zur Teilnehme ist daher ein Alter zwischen 18 und 30 Jahren.
Die Initiative konnte im Wahlbezirk Laupheim Land prompt die nötigen sieben Bewerber für eine Liste gewinnen. Dazu zählen Florian Bailer, 30, aus Stetten, Lucas Bammert, 22, und Niklas Vollmann-Schippers aus Schemmerhofen, Melissa Schneider aus Obersulmetingen, der 18-jährige Schüler Ralf Salamon aus Untersulmetingen und Carina Mäschle selbst.
In Biberach fanden sich bislang erst vier Bewerber. Heißt: Die Liste für den Wahlkreis Laupheim Land sei fast vollständig. Im Wahlkreis Biberach Stadt sei man noch auf Kandidatensuche. „Wir freuen uns über jeden, der Interesse zeigt und mitmachen mag“, meint Florian Bailer, der älteste Bewerber auf der Liste. Sollten sie gewählt werden, wollen diese Kandidatinnen und Kandidaten das Leben im Kreis aktiv mitgestalten und nach dem Motto „mitsprechen, mitdiskutieren“die Interessen junger Menschen im Kreis vertreten. Aus eigener Erfahrung, so ihr Credo, wissen sie, was junge Menschen bewegt.
Es gebe einige Themen, die vor allem die Jugend im Kreis betreffen, meint die Intitiatorin, die demnächst 19 Jahre alt wird. So hinterfragt sie den Sinn teurer Bauprojekte wie das Laupheimer Hallenbad, während sowohl Jugendvertretung als auch -arbeit in Laupheim nicht der Rede wert seien. Auch die Biberacher Jugend habe aktuelle Themen: der öffentliche Personenahverkehr etwa, Verschwendung in den Berufsschulen. „Junge Leute haben oft ganz andere Themen und Prioritäten als die Älteren“, findet sie. Nebenbei hoffe sie auch auf rege weibliche Beteiligung, weil junge Frauen auf der Liste ebenfalls eigene Akzente setzen könnten.
Weitere Wahlkreise seien im Gespräch, verlautet die Jugendliste. Wo sie überall antreten wird, sollen die kommenden Wochen zeigen. In der Zeit sollen Werbemaßnahmen wirken: über eine eigene Website, die gerade erstellt wird, über soziale Medien, über Flyer. Dann ist eine Nominierungsversammlung geplant – und mit dem Votum im Rücken soll die Liste offiziell zur Teilnahme angemeldet werden.
Es gehe ihr und ihren Mitstreitern aber auch um einen zweiten Gedanken, erklärt Carina Mäschle: „Wir wollen junge Leute animieren, am 26. Mai wählen zu gehen.“Denn: „Demokratie ist nicht so selbstverständlich, wie alle denken.“
MEHR DAZU IM INTERVIEW UNTEN.
Wer Interesse hat, kann sich per E-Mail anmelden unter aktiv-jung-politisch@outlook.de