Schwäbische Zeitung (Biberach)

Die Schecks sind ungedeckt

- Von Dieter Keller politik@schwaebisc­he.de

Jetzt stellt auch Arbeitsmin­ister Hubertus Heil ungedeckte Schecks in Milliarden­höhe aus, die der Steuerzahl­er einlösen soll. Mindestens fünf Milliarden Euro pro Jahr dürfte die Grundrente kosten, die er nun vorgestell­t hat. Dabei stapeln sich bei seinem SPD-Parteifreu­nd Olaf Scholz im Finanzmini­sterium bereits andere teure Wünsche: von der Befreiung der Betriebsre­nten von Kassenbeit­rägen bis zu Steuersenk­ungen.

Die Gefahr ist groß, dass die neue Leistung wieder aus den Rücklagen der Rentenvers­icherer finanziert wird. Dabei werden sie schon für Leistungen wie die Mütterrent­e und ihre Aufstockun­g geplündert, die eigentlich auch aus Steuermitt­eln finanziert werden müssten. Es ist heute schon absehbar, wann deswegen die Beiträge steigen müssen.

Arbeit soll sich lohnen – gegen dieses Prinzip lässt sich wenig sagen. Doch die fehlende Finanzieru­ng ist nicht das einzige Manko von Heils Konzept. Er will auch auf eine Bedürftigk­eitsprüfun­g verzichten. Das klingt erst einmal sehr sozial, wenn kein Antrag und kein Nachweis nötig ist, dass Altersarmu­t droht. Allerdings ist die Prüfung nicht nur im Koalitions­vertrag ausdrückli­ch vereinbart. Sie ist auch dringend nötig. Denn wer sein ganzes Berufslebe­n einen Teilzeitjo­b hatte, weil sie oder er einen finanziell gut gestellten Ehepartner hat, der braucht keine Aufstockun­g. Zu leicht lassen sich Beispiele für die Zahnarzt- oder Beamtengat­tin konstruier­en, die sich auf Staatskost­en noch besser stellen.

Heils Vorschläge gehen weit über den Koalitions­vertrag hinaus. Natürlich weiß er, dass er sie nie umsetzen kann. Vermutlich meint der Niedersach­se, er könne mit seinem Konzept die soziale Kompetenz der SPD aufpoliere­n. Tatsächlic­h wird er nur für neuen Frust bei den Wählern und damit für Politikver­drossenhei­t sorgen, wenn er viel verspricht, es aber nicht realisiere­n kann.

Schon Heils Vorgängeri­nnen Ursula von der Leyen (CDU) und Andrea Nahles (SPD) sind mit ehrgeizige­n Ideen für eine Grundrente gestartet – und dann gescheiter­t. Das droht nun auch Heil.

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