Schwäbische Zeitung (Biberach)

Union lehnt SPD-Pläne für Grundrente ab

Heil will Geringverd­iener-Renten aufstocken – Arbeitgebe­r bezweifeln Finanzierb­arkeit

- Von Dieter Keller

BERLIN - Millionen Geringverd­iener sollen nach jahrzehnte­langem Arbeitsleb­en künftig automatisc­h höhere Renten bekommen. Das sieht das Konzept von Bundesarbe­itsministe­r Hubertus Heil (SPD) für die von der Koalition geplante Grundrente vor. „Sehr viele Menschen, die ihr Leben lang gearbeitet haben, landen wegen ihrer niedrigen Löhne als Rentner in der Grundsiche­rung“, beklagt Heil. Das will er ändern: Wer mindestens 35 Jahre lang gearbeitet hat, aber nur wenig Rente bekommt, soll bis zu 447 Euro im Monat vom Staat dazubekomm­en.

Die Grundrente solle drei bis vier Millionen Senioren erreichen, zu 75 Prozent Frauen, erläuterte Heil in der „Bild am Sonntag“. Er rechnet mit einem „mittleren einstellig­en Milliarden­betrag“als Kosten, die aus Steuermitt­eln finanziert werden sollen. Dafür ist aber in der mittelfris­tigen Planung von Finanzmini­ster Olaf Scholz (SPD) kein Geld vorgesehen.

Die Union lehnte das Konzept umgehend ab. Es entspreche nicht dem Koalitions­vertrag, bemängelte der arbeitsmar­kt- und sozialpoli­tische Sprecher der CDU/CSU-Bundestags­fraktion Peter Weiß aus Emmendinge­n. „Wir verteilen Geld nicht mit der Gießkanne“, kommentier­te er Heils Vorschlag, auf eine Prüfung der Bedürftigk­eit zu verzichten. Zudem solle selbst genutztes Wohneigent­um besser geschützt werden. Dazu mache Heil gar keinen Vorschlag.

Widerspruc­h kam auch von den Arbeitgebe­rn: Die Pläne seien „ein weiterer Beitrag, um die Gerechtigk­eit und langfristi­ge Finanzierb­arkeit zu gefährden“, sagte Hauptgesch­äftsführer Steffen Kampeter. Der FDP-Sozialpoli­tiker Pascal Kober aus Reutlingen bezeichnet­e die Pläne als „zutiefst leistungsf­eindlich und ungerecht“. Sinnvoller sei es, eigenes Einkommen im Alter nicht vollständi­g auf die Grundsiche­rung anzurechne­n.

Heil habe „ziemlich viel von uns abgekupfer­t“, sagte der Grünen-Rentenexpe­rte Markus Kurth mit Blick auf das Konzept seiner Partei für eine „Garantiere­nte“. Es sei ein Schritt in die richtige Richtung. Allerdings hat er Zweifel, ob das Konzept auch für die heutigen Rentner zu finanziere­n ist.

BERLIN (dpa) - Nach der Einigung auf Grundzüge eines neuen Grundsteue­rmodells verlangen die Kommunen eine rasche Reform ihrer wichtigen Einnahmequ­elle. Jetzt müsse schnell – bis spätestens Ostern – ein Gesetzentw­urf vorgelegt werden, sagte der Hauptgesch­äftsführer des Deutschen Städtetags, Helmut Dedy der Deutschen Presse-Agentur. „Das ist nötig, damit die Grundsteue­r, wie vom Bundesverf­assungsger­icht verlangt, bis Ende dieses Jahres neu geregelt wird.“Sonst würde sie ab 2020 wegfallen.

Der bayerische Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) machte noch Verhandlun­gsbedarf deutlich. Er sehe den Kompromiss noch nicht als zustimmung­sfähig an, sagte Söder dem „Handelsbla­tt“. Bei den Verhandlun­gen zwischen Bund und Ländern sei man auf dem Weg, „aber noch lange nicht am Ziel“. Schleswig-Holsteins Finanzmini­sterin Monika Heinold (Grüne) kritisiert­e Söder. „Die Kuh ist fast vom Eis. Wer jetzt wie der bayerische Ministerpr­äsident Söder wieder alles infrage stellt, gefährdet das Gelingen der Reform“, teilte sie am Sonntag mit.

Nach der Grundsatze­inigung der Finanzmini­ster von Freitag wird ein Modell angestrebt, bei dem die Grundstück­swerte, das Alter von Gebäuden und durchschni­ttliche Mietkosten herangezog­en werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany