Schwäbische Zeitung (Biberach)
Finanzjongleur
Mosambiks ehemaliger Finanzminister Manuel Chang kämpft gegen seine Auslieferung an die USA. Die Ankläger in New York machen ihn mit weiteren Verdächtigen für einen der größten Kreditbetrugs- und Schmiergeldfälle Afrikas verantwortlich. Seit seiner Festnahme am 29. Dezember in Johannesburg auf der Grundlage eines internationalen Haftbefehls steht der 63-Jährige deswegen in Südafrika vor Gericht.
Offenbar war der Politiker der mosambikanischen Regierungspartei Frelimo nur ein Rädchen bei der dubiosen Kreditbeschaffung, aber ein wichtiges: Er soll die nötigen Unterschriften unter die drei Staatsgarantien gesetzt haben, mit denen sich Mosambik zur Rückzahlung verpflichtete. Dafür soll Chang laut Anklageschrift rund zwölf Millionen Dollar bekommen haben. Diese Dollar-Transfers wurden in New York überwacht, deswegen fühlt sich die Staatsanwaltschaft dort zuständig.
Ohne Changs Unterschriften hätten Banken und Anleger kaum mitgezogen bei der Finanzierung von drei staatlichen Firmen, die in Küstenschutz, Fischerei und Werften Millionengewinne einfahren sollten – tatsächlich aber wohl nur als Kulisse dienten, um die dubiosen Deals in Gang zu setzen. Bedienen kann Mosambik die Kredite nicht. Das Land zählt zu den ärmsten Ländern der Welt – und nun auch zu den am höchsten verschuldeten.
Symbolisch für das Debakel sind 27 Fischtrawler, die im Hafen von Maputo vor sich hin dümpeln, ohne auch nur einen Dollar einzufahren. Sie wurden ohne die nötige Ausschreibung und nach Ansicht von Wirtschaftsprüfern viel zu teuer beschafft. Insgesamt gehen die US-Ankläger von Bestechungssummen und illegalen Provisionen in Höhe von mindestens 200 Millionen Dollar aus.
Im Regierungsapparat in Maputo dürfte die Festnahme Changs Schockwellen ausgelöst haben, denn keiner weiß, wen er belasten wird. Nicht zufällig hat inzwischen auch Mosambik die Auslieferung Changs beantragt. Sollte er in Maputo vor Gericht gestellt werden, ist mit weiteren Enthüllungen kaum zu rechnen. Stefan Ehlert/epd