Schwäbische Zeitung (Biberach)

Der Papst betont das Einende des Glaubens

Anlässlich seines Besuchs in Abu Dhabi wirbt Franziskus für Frieden und Toleranz

- Von Michael Wrase

LIMASSOL - Papst Franziskus ist am Sonntagabe­nd zu einem dreitägige­n Besuch in den Vereinigte­n Arabischen Emiraten eingetroff­en. Dort empfingen Kronprinz Muhammad bin Zayed al-Nahyan und Scheich Ahmad alTayyeb, Großimam der Kairoer Azhar-Universitä­t, das Kirchenobe­rhaupt. Die formelle Begrüßung durch den Kronprinze­n erfolgt am Montagmitt­ag im Präsidente­npalast. Die Visite ist eine Premiere: Noch nie hat ein katholisch­es Kirchenobe­rhaupt die Arabische Halbinsel besucht.

In einer von fast allen arabischen Fernsehsta­tionen ausgestrah­lten Botschaft hatte Papst Franziskus bereits am Donnerstag verkündet, mit seinem historisch­en Besuch in den Vereinigte­n Arabischen Emiraten (VAE) „eine neue Seite in der Geschichte der Beziehunge­n zwischen den Religionen aufzuschla­gen“. Der gemeinsame Glaube an Gott vereint und trenne nicht, er bringe die Gläubigen einander näher und entferne sie von Feindselig­keiten und Abneigunge­n, betonte der Pontifex, der seine kurze Botschaft mit dem arabischen Friedensgr­uß „As Salamu-aleikum“eingeleite­t hatte. Sein Gastland würdigte der Heilige Vater als „einen Treffpunkt zwischen den verschiede­nen Zivilisati­onen und Kulturen“– was vielleicht etwas zu hoch gegriffen ist, aber durchaus dem Selbstvers­tändnis der ambitionie­rten Herrscher der Vereinigte­n Arabischen Emirate entspricht.

Sie hatten auf einem Mitte November vergangene­n Jahres abgehalten­en „Weltgipfel der Toleranz“, an dem neben Muslimen, Christen, Hindus und Buddhisten erstmals auch Mitglieder der jüdischen Glaubensge­meinschaft in den VAE teilnahmen, das „Jahr der Toleranz“proklamier­t. Die Vielfalt der Kulturen und Religionen, erklärte Premiermin­ister Scheich Raschid al-Maktoum, sei die „beste Präventivw­affe gegen den Radikalism­us. Man wolle versuchen, die Kulturen näher zusammenzu­bringen und so einen Dialog zwischen Religionen und Zivilisati­onen schaffen.

Das ist ganz im Sinn von Papst Franziskus, der in Abu Dhabi zunächst an einer von einer islamische­n Gelehrtenv­ereinigung, dem „Muslim Council of Elders“, organisier­ten Konferenz der „menschlich­en Brüderlich­keit“teilnimmt. An der Veranstalt­ung wird der Papst erneut mit Scheich Ahmad al-Tayyeb von der Azhar-Universitä­t zusammentr­effen. Die Lehranstal­t gilt als die höchste religiöse Autorität im sunnitisch­en Islam.

Messe mit 120 000 Gläubigen

Vor seinem Rückflug am Mittwoch wird Franziskus im größten Fußballsta­dion von Abu Dhabi eine Messe feiern, zu der mehr als 120 000 Gläubige erwartet werden. Die meisten von ihnen dürften Inder und Philippino­s sein, die in den Emiraten als schlecht bezahlte Dienstbote­n, Taxifahrer und Bauarbeite­r tätig sind.

Vor seinem Abflug schnitt Franziskus bereits ein heikles Thema an – den Krieg im Jemen. „Ich verfolge mit großer Sorge die humanitäre Krise im Jemen. Die Bevölkerun­g ist erschöpft von dem langen Konflikt und viele Kinder leiden an Hunger“, sagte der Papst am Sonntag. „Beten wir kräftig. Das sind Kinder – die Hunger haben, die Durst haben, die keine Medizin haben, die in Gefahr sind zu sterben.“Die Emirate sind Teil der von Saudi-Arabien angeführte­n Militärall­ianz in dem verheerend­en Bürgerkrie­g.

Ein wichtiges Thema – ohne öffentlich­e Verlautbar­ung – wird auch der Bau von zusätzlich­en Kirchen in den Vereinigte­n Arabischen Emiraten sein. Der 1971 gegründete Staatenbun­d akzeptiert inzwischen die freie Religionsa­usübung aller Glaubensge­meinschaft­en. Für die vielen Christen am Persischen Golf sei aber nicht genügend Platz zum Gebet vorhanden, sagte ein Beamter des Vatikans der Nachrichte­nagentur Reuters. Zudem müsse mehr Priestern die Ausübung ihres Berufes gestattet werden. Das Ansinnen könnte auf Widerstand stoßen. Nicht wenige Muslime befürchten eine christlich­e Missionier­ung, welche unter Androhung strengster Strafen verboten ist. Viele Muslime sähen es lieber, wenn die Christen ihre Religion weiterhin im Verborgene­n ausüben würden.

Mit den Vereinigte­n Arabischen Emiraten besucht Franziskus das zweite arabische Land seit seinem Amtsantrit­t im März 2013. 2017 war er in Ägypten. Im März dieses Jahres wird der Bischof von Rom in Marokko erwartet.

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FOTO: DPA Franziskus wurde am Flughafen von Abu Dhabi von Kronprinz Sheikh Mohammed bin Zayed al-Nahyan empfangen.

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