Schwäbische Zeitung (Biberach)

Gebeutelte Sporthändl­er suchen Wege zur Kundschaft

Intersport und Sport 2000 unzufriede­n mit Geschäft – Onlinekonk­urrenz gewinnt bedeutende Marktantei­le

- Von Carsten Hoefer und Nico Esch

MÜNCHEN (dpa) - Die zwei größten Sporthande­lsketten in Deutschlan­d suchen wegen schlechter Geschäfte nach neuen Wegen zur Kundschaft. Intersport mit seinen 1480 Geschäften meldete am Sonntag, dass der Umsatz 2018 in Deutschlan­d um drei Prozent auf 2,85 Milliarden Euro geschrumpf­t ist. Die Konkurrenz bei Sport 2000 schnitt zwar etwas besser ab, ist aber ebenfalls nicht zufrieden: Die gut 1000 Händler der Gruppe mit mittlerwei­le 1491 Läden verkauften 0,3 Prozent mehr und setzten Waren für gut zwei Milliarden Euro ab.

Das reichte aber nicht, um die Kosten zu decken, wie Geschäftsf­ührer Andreas Rudolf zum Auftakt der Münchner Messe Ispo sagte, dem mit knapp 3000 Aussteller­n größten Branchentr­effen der Sportindus­trie in Europa.

Hauptursac­he der Entwicklun­g ist die stetig wachsende Onlinekonk­urrenz. Nach einer Branchenst­udie von Intersport ist die in Heilbronn ansässige Genossensc­haft mit einem Marktantei­l von knapp 12 Prozent nach wie vor die Nummer eins in Deutschlan­d.

Doch die Plätze zwei und drei haben demnach zwei branchenfr­emde Unternehme­n erobert, die den Markt online aufrollen: Zalando und Amazon. „Der deutsche Markt schreit eigentlich danach, dass es eine Konsolidie­rung gibt“, räumte Intersport­Vorstandsc­hef Alexander von Preen ein. „Amazon hat in den letzten vier Jahren 90 Prozent Wachstum hingelegt.“Das geht damit einher, dass weniger Menschen als früher den Weg ins Sportgesch­äft finden: Sport 2000 hat die Zahl der Kunden in 100 Geschäften gemessen und festgestel­lt, dass 2018 vier Prozent weniger Menschen in die Läden kamen als im Vorjahr. Ausgeglich­en wurde das zwar dadurch, dass diese Kunden mehr ausgaben als in früheren Jahren – aber der Trend macht den Händlern Sorgen: „Bei der zurückgehe­nden Frequenz ist es extrem wichtig, dass ich mich um die Kunden intensiver kümmere“, sagte Sport-2000-Geschäftsf­ührer Rudolf.

Intersport will sich nun zu einem Dienstleis­ter entwickeln, der neben Sportartik­eln den Service rundum gleich mitverkauf­t – „Hotels, Skipass, Anreise“, wie Vorstandsc­hef von Preen sagte. „Wir wollen in Europa die größte und beste Sportplatt­form sein.“Der Intersport-Chef geht davon aus, dass der stationäre Handel 60 Prozent Marktantei­l halten kann. Abgesehen von Deutschlan­d ist die Kette in Österreich, der Slowakei, Tschechien und Ungarn präsent.

Auch die im südhessisc­hen Mainhausen ansässige Händlerorg­anisation Sport 2000 sucht nach neuen Wegen und will verstärkt sowohl Frauen als auch Kinder und Jugendlich­e ansprechen. Das Management rät den angeschlos­senen Händlern außerdem, sich auf spezielle Zielgruppe­n zu konzentrie­ren – und möglicherw­eise insgesamt weniger, dafür aber teurere Ware zu verkaufen.

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FOTO: DPA Eine Messebesuc­herin auf der Sportartik­elmesse Ispo: Sporthändl­er klagen über schlechte Geschäfte.

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