Schwäbische Zeitung (Biberach)

Der Sammler als Galerist

Die Galerie Lutze in Friedrichs­hafen besteht seit 40 Jahren

- Von Harald Ruppert

FRIEDRICHS­HAFEN - Die Galerie Lutze in Friedrichs­hafen wird 40 Jahre alt, und aus diesem Anlass legt sie einen „Rechenscha­ftsbericht“vor. So nennt Bernd Lutze die aktuelle Ausstellun­g, in der er die Einladungs­karten aller bisherigen 160 Ausstellun­gen zeigt. Jede einzelne wirkt wie ein Lesezeiche­n in der Geschichte dieser etwa 60 Quadratmet­er großen Galerie.

Den bescheiden­en Ausmaßen stehen große Namen gegenüber: Zehn Einzelauss­tellungen von Gerhard Richter hat Lutze seit seiner Gründung gezeigt. Regelmäßig auch Joseph Beuys, Sigmar Polke, Georg Baselitz, Raimer Jochims und Horst Antes, dessen Privatsekr­etär er bis 1976 war. Der Erfolg eines Künstlers war für Lutzes Galeristen­tätigkeit aber nie das entscheide­nde Kriterium. „Ich vertrete die Künstler, die ich immer geliebt habe. Egal, ob aus einem Künstler nun eine Berühmthei­t wurde wie Richter, oder ob er am entgegenge­setzten Ende der Skala stand, wie Claus Peter Wittig“, sagt Lutze.

Kunst ist seine Leidenscha­ft

Am Kunst-Jetset hat Bernd Lutze kein Interesse. Das Geschäft mit der Kunst rangiert weit hinter seiner Leidenscha­ft für sie. „Dass ich Sammler bin, ist der Grund für die Existenz der Galerie. Sonst hätte ich das hier nicht angefangen“, sagt er und lässt den Blick durch die Galerie wandern. Die langjährig­e Zusammenar­beit mit Künstlern ist bei Bernd Lutze die Regel. „Das liegt an meiner Starrköpfi­gkeit: Ich möchte sehen, wie sich ein Werk weiterentw­ickelt“, sagt der 78Jährige. Und so kehren über die Jahre die Namen zyklisch wieder: Johannes Brus, Jochen Gerz, Werner Knaupp, Jürgen Bordanowic­z, Gus- tav Kluge und zahlreiche weitere. Die Galerie bildet die Entwicklun­g „seiner“Künstler ab, weil Bernd Lutze sie mitmacht. Selbstvers­tändlich ist das nicht, denn Galeristen, sagt man, lebten von der gut eingeführt­en Handschrif­t eines Künstlers besser als von ihren neuen Wegen.

Als Bernd Lutze nach zehn Jahren bei Antes 1977 von Karlsruhe nach Friedrichs­hafen gekommen war, hatte er zunächst keine Kontakte zur Kunst in der Region. Aber das änderte sich. Heute zählen Thom Barth, Romane Holderried Kaesdorf, Peter Mell, Burkhart Beyerle, Josef Felix Müller und Jürgen Schiertz zu seinem festen Künstlerst­amm. Die Übergänge zwischen dem Galeristen und dem privaten Kunstliebh­aber Bernd Lutze sind fließend: Besonders in den letzten Jahren greift er zunehmend auf seine eigene Sammlung zurück. „Auf diese Weise kann ich kleine Retrospekt­iven machen – weil ich recht kontinuier­lich Arbeiten der Künstler dazugekauf­t habe“, sagt Bernd Lutze.

Da ihm Selbstinsz­enierung nicht liegt, fand 2018 zum 40-jährigen Bestehen seiner Galerie kein großes Fest statt. Stattdesse­n kaufte Lutze 40 Bäume, die nun eine der Hauptverke­hrsstraßen von Friedrichs­hafen säumen. Und nun geht die Galerie ins 41. Jahr: mit Malerei der Koreanerin Hyun-Sook Song.

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FOTO: HARALD RUPPERT „Ich vertrete die Künstler, die ich immer geliebt habe.“– Bernd Lutze in seiner Schau „40 Jahre – 160 Ausstellun­gen“.

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