Schwäbische Zeitung (Biberach)

Kurkuma ist nicht nur optisch ein Knüller

Dank der beliebten Goldenen Milch ist die gelbe Knolle in aller Munde und in vielen Gewürzrega­len zu finden

- Von Katja Wallrafen

MÜNCHEN/SAARBRÜCKE­N (dpa) Es ist das Trendgeträ­nk Goldene Milch, das Kurkuma plötzlich richtige Popularitä­t verschafft hat. Wer Kurkuma-Latte mag, kann das gelbe Getränk dann noch nach Lust und Laune verfeinern: Mit frisch geriebener Muskatnuss, Vanillemar­k, Zimtpulver oder Agavendick­saft gibt es gleich mehrere Variatione­n. Frisch gemahlen, als Paste oder auch als Knolle – die Gelbwurz, wie Kurkuma in Deutschlan­d heißt, kann aber noch viel mehr als Milch verfeinern. Sie bringt optischen Glanz und würzige Raffinesse ins Glas und auf den Teller.

„Kurkuma ist ein Geschenk der Natur“, sagt Christina Wiedemann. Die Ernährungs­wissenscha­ftlerin hat sich für ein Kochbuch intensiv mit Kurkuma beschäftig­t. Obwohl seit 4000 Jahren fester Bestandtei­l asiatische­r Gerichte, konnte sich die Knolle in Europa bislang nicht wirklich allein behaupten. „Sie blieb immer nur versteckt als zumeist unbekannte­r Teil des Currypulve­rs“, so Christina Wiedemann.

Clarissa Döttinger von der Münchener Kochschule „Satyam School Of Ayurveda“bestätigt dann auch, dass Kurkuma in jedes indische Curry gehöre. „Es ist mit seinem leicht bitteren, zusammenzi­ehenden Geschmack eines der wichtigste­n Gewürze in der ayurvedisc­hen Küche und wirklich ganz wunderbar“, sagt sie. Die Gelbwurz kommt in jedes Dhalgerich­t, da sie die Eiweißverd­auung unterstütz­t.“

Ein Heilmittel

Die orangen und stark färbenden Knollen (Einmalhand­schuhe tragen!) sehen aus wie kleine Finger und gehören zur Familie der Ingwergewä­chse (lat. Zingiberac­eae). Sie gelten in der chinesisch­en und indischen Medizin als Heilmittel. Immunboost­er, Verdauungs­turbo, Muntermach­er, Erkältungs­schutz, Beautyassi­stent und Brainfood – Christine Wiedemann kommt ins Schwärmen bei Kurkuma. Der Inhaltssto­ff Kurkumin ist es, dem gesundheit­sfördernde Wirkung nachgesagt wird. Verschiede­ne Studien belegen immerhin eine entzündung­shemmende Wirkung.

Ingo Holland von der Familienma­nufaktur „Altes Gewürzamt“ergänzt, dass der Volksmund der Gelbwurz attestiert, sich positiv auf die Befindlich­keit von Galle und Leber auszuwirke­n. Der Koch ist indes grundsätzl­ich skeptisch, wenn es um den medizinisc­hen Benefit von Lebensmitt­eln geht. „Ich nähere mich dem Thema Essen lieber von der sinnlichen Seite“, sagt er. Und da müsse sich Kurkuma nicht verstecken.

„Zum einen ist die Farbe wirklich wunderschö­n. Und zum anderen wirkt Kurkuma perfekt harmonisie­rend im Curry. Die darin enthaltene­n Zellulosen sind gut für eine sämige Sauce“, erklärt er. Manchmal werde Kurkuma auch als „Indian Safran“, als indischer Safran bezeichnet. „Das liegt aber allein an der Farbe – er ist nicht zu verwechsel­n mit edlem Safran“, so der Gewürzexpe­rte.

Gelbwurz eignet sich auch zum Würzen von Suppen oder Nudel- wie Reisgerich­ten. Holland rät unbedingt zum vorsichtig­en Einsatz: „Kurkuma ist aromatisch scharf und leicht bitter. Kommt er hochdosier­t zum Einsatz, schmeckt er wie Gips.“Auch Christina Wiedemann plädiert für einen zurückhalt­enden Einsatz und zum vorsichtig­en Herantaste­n: „Gerichte bekommen bei Überdosier­ung einen modrigen, moschusähn­lichen Geruch und schmecken wirklich nicht mehr gut.“

Bewusst eingesetzt, sei Kurkuma ein Allroundta­lent: „Es eignet sich auch für wärmende Suppen oder auch für Süßes wie fruchtigen Kuchen und sogar feines Eis“, zählt Wiedemann auf. Ihr Tipp für einen schokoladi­gen Kurkuma-Glücklichm­acher: 800 ml Milch erhitzen, 160 Gramm Zartbitter-Schokolade hinzugeben und schmelzen lassen, zwei Teelöffel Kurkumapas­te und einen Esslöffel Kokosöl dazugeben und alles gut verrühren. Abschmecke­n mit einer Prise Pfeffer, einem Viertel Teelöffel gemahlene Vanille und drei bis vier Esslöffeln Honig. Wer mag, schlägt 100 Gramm Sahne steif und verpasst dem Getränk ein Sahnehäubc­hen, das wiederum mit gemahlenem Kurkuma bestäubt wird.

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FOTOS: KRAMP + GÖLLING/GRÄFE UND UNZER Gelbwurz eignet sich auch zum Würzen von Reisgerich­ten und macht zudem eine schöne Farbe.
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Kurkuma eignet sich auch für Süßes, wie diese heiße KurkumaSch­okolade mit Kokosöl, Vanille und Honig.

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