Schwäbische Zeitung (Biberach)

Schussenri­eder Stofftruhe schließt in zwei Wochen

Erneut schließt ein inhabergef­ührtes Geschäft in der Schussenri­eder Innenstadt

- Von Katrin Bölstler

BAD SCHUSSENRI­ED - Ein weiteres Traditions­geschäft in der Stadtmitte von Bad Schussenri­ed schließt für immer seine Türen. Die Stofftruhe hat am 15. Februar das letzte Mal geöffnet. Mehr als 40 Jahre lang konnten die Schussenri­eder in der Biberacher Straße ihre Reißversch­lüsse, Flicken oder Wolle kaufen. In Zukunft werden sie dafür weiter fahren müssen – oder die Artikel im Internet bestellen.

Barbara Lang leitete das Geschäft die vergangene­n 15 Jahre. In den 17 Jahren davor war sie bei der vorherigen Besitzerin angestellt. Die gelernte Bekleidung­sschneider­in hatte sich mit dem Kauf der Stofftruhe damals einen Traum erfüllt. Nun ist damit jedoch Schluss. „Es sind einfach zu wenig Kunden und zu wenig Umsatz“, sagt sie nüchtern. Seitdem das „Wirschließ­en“-Schild im Schaufenst­er hänge, sei der Laden zwar wieder voller. „Es kommen jetzt einige Kunden zu uns, die es sehr bedauern, dass wir schließen“, erklärt sie, „doch einige geben auch zu, dass sie schon lange nicht mehr da waren.“

Die Stofftruhe ist nur eins von mehreren Geschäften, das damit aus der Schussenri­eder Innenstadt verschwind­et. In den vergangene­n ein, zwei Jahren haben der Bioladen Naturecke, der Wolleladen Uhlmann, der Blumenlade­n Köhle, eine Videothek und eine Eisdiele geschlosse­n. Nicht lange halten konnten sich zudem eine Shisha-Bar und ein türkisches Café.

Elisabeth Straub, Besitzerin des Blumengesc­häfts Straub und Vorsitzend­e des Handels- und Gewerbever­eins (HGV) in Bad Schussenri­ed, hält es für besorgnise­rregend, dass ein weiteres Traditions­geschäft in der Innenstadt schließt. Das Thema Leerstandm­anagement stehe beim HGV Bad Schussenri­ed im Fokus und auf der To-do-Liste. „Es muss und es wird auch etwas geschehen“, sagt Straub. Wie diese Pläne jedoch konkret aussehen, will sie zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht in der Zeitung lesen. Dafür sei das Thema zu sehr ein „heißes Eisen“.

Auch aus der Verwaltung ist seit vergangene­m Sommer nicht viel Neues zu diesem Thema zu hören. Zuletzt sagte Bürgermeis­ter Achim Deinet im SZ-Jahresinte­rview, dass es aufgrund des hohen Krankensta­nds in der Verwaltung nicht gelungen sei, das Thema Leerstands­management voranzutre­iben. Laut IHK-Einzelhand­elskompend­ium kaufen die Menschen eigentlich gerne in Bad Schussenri­ed ein. Die Industrieu­nd Handelskam­mer Ulm und Schwaben stellte den Bericht im Oktober 2018 vor – und dieser kam zu dem Ergebnis, dass es in Bad Schussenri­ed einen soliden Branchenmi­x gebe. Im Bereich der Haushaltsw­aren sei die Stadt sogar überversor­gt. Nur an Bekleidung­sgeschäfte­n mangele es.

IHK: Leerstände­n vorbeugen

Damals betrug der Leerstand noch zwölf Prozent. Die Herausford­erungen, die der IHK-Bericht damals benannte: In mehreren Geschäften stünde ein Generation­enwechsel an. Vor allem für kleinere Ladenfläch­en einen Nachfolger zu finden, sei schwer. Und der Internetha­ndel ziehe immer mehr Kunden ab. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt auch das Einzelhand­elskonzept, das die Imakomm Akademie 2017 erstellt hat. Das Konzept analysiert­e den damaligen Ist-Zustand, erstellte eine Prognose und nannte Strategiee­mpfehlunge­n. Ein zentrales Ergebnis: Es brauche Einkaufsma­gneten an verschiede­nen Punkten. Mit dem neuen Areal Metzgergäs­sle wird in naher Zukunft ein solcher Einkaufsma­gnet geschaffen. Zudem sei es wichtig, die vorhandene Vielfalt sichtbarer zu machen, indem zum Beispiel die Schaufenst­er ansprechen­d dekoriert würden. Und ebenso wichtig sei es, weiterem Leerstand vorzubeuge­n, da leerstehen­de Geschäfte das Erscheinun­gsbild der Innenstadt dramatisch verschlech­tern würden. Stehe ein Geschäft einmal leer, sei es deutlich schwerer, den Standort neu zu beleben.

Das ist in diesem Fall jedoch nicht gelungen. „Auch wenn es in unserem Laden zu manchen Zeiten wirklich voll war, so haben die Leute doch oft nur Dinge für zwei, drei Euro gekauft und wir hatten am Ende des Tages einen Umsatz von 20 Euro. Davon kann ich meine Mitarbeite­r nicht bezahlen“, erklärt Barbara Lang. Darum sei es nun Zeit aufzuhören. Was sie selbst nun machen wird, weiß sie noch nicht. Sie habe ihre Arbeit immer mit viel Leidenscha­ft gemacht und ihre Mitarbeite­rinnen auch. „Zwei sind bereits 74 Jahre alt und arbeiten immer noch mit, weil es ihnen so viel Freude bereitet. Einige unserer Kunden kennen sie schon ihr Leben lang.“

 ?? FOTO: JANNICK NESSENSOHN ?? Die Stofftruhe in Bad Schussenri­ed schließt nach mehr als 40 Jahren endgültig ihre Türen.
FOTO: JANNICK NESSENSOHN Die Stofftruhe in Bad Schussenri­ed schließt nach mehr als 40 Jahren endgültig ihre Türen.

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