Schwäbische Zeitung (Biberach)

Zum letzten Mal Flagge gezeigt?

Alexander Zverev führt Deutschlan­d zum Sieg gegen Ungarn, bekräftigt aber Absage für Davis-Cup-Finalturni­er

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FRANKFURT (dpa/SID) - Alexander Zverev blieb auch nach der souverän erfüllten Pflichtauf­gabe dabei: Nachdem Deutschlan­ds bester Tennisspie­ler dem Publikum in Frankfurt in der ersten Runde des Davis-Cups noch einmal eine kleine Kostprobe seines Könnens gegeben hatte und die deutsche Mannschaft mit dem 5:0 gegen die Tennis-Nobodys aus Ungarn das Finalturni­er in Madrid erreicht hatte, bekräftigt­e Zverev, dass er in Madrid nicht dabei sein wird.

„Ich wollte unbedingt noch einmal raus, weil ich in Madrid leider nicht dabei sein werde“, sagte der 21Jährige, der zu den prominente­sten Kritikern des neuen Formats gehört, nach seinem mühelosen 6:3, 6:4-Erfolg am Samstag gegen Gabor Borsos. Er wird seinen Mannschaft­skollegen stattdesse­n im Urlaub auf den Malediven die Daumen drücken, wenn diese im November in Madrid im neuen einwöchige­n Finalturni­er um den Davis-Cup-Sieg spielen werden.

Das Preisgeld kann Zverev nicht locken

Zverevs Absage schmälert die Chancen für die Auswahl des Deutschen Tennis Bundes erheblich. Doch obwohl er den Titel gern einmal gewinnen möchte, sich für die Pflichtauf­gabe gegen die Ungarn nicht zu schade war und den Davis Cup „liebt“, lässt sich der Weltrangli­stendritte nicht umstimmen. „Die Emotionen beim Davis Cup kannst du nirgendwo nachspiele­n“, sagte Zverev. „Das ist eines der emotionals­ten Sportevent­s, die wir auf der Welt haben.“

Doch diese Emotionen gehen mit der Reform des Nationen-Wettbewerb­s und der Endrunde in Madrid verloren, so die Kritik vieler Profis. Die Stimmung insbesonde­re bei Heimspiele­n werden sie vermissen, erklärten die deutschen Tennisspie­ler – auch wenn das Anfeuern beim einseitige­n 5:0 über Ungarn in Frankfurt am Main aus Zverevs Sicht zu leise blieb.

Der Hauptgrund seiner unwiderruf­lichen Absage für den Titelkampf mit 18 Teams vom 18. bis 24. November ist der „Wahnsinns“-Termin, der die Pause für Regenerati­on und intensives Training zu sehr verknappe. Auf „zwei bis drei Wochen“würde die Zeit bis zum Flug nach Australien verkürzt, wo das nächste Tennisjahr beginnt. Seine Saison soll im Idealfall mit dem erneuten Titel bei den ATP Finals am 17. November enden, dann werde er sich am Indischen Ozean erholen, so Zverev: „Es gibt keinen Menschen auf der Welt, der mich umstimmen wird.“

Hinter der umstritten­en DavisCup-Reform steckt auch die Investment­firma Kosmos um den spanischen Fußballer Gerard Piqué, für 25 Jahre sind drei Milliarden Dollar versproche­n. Mit dem Weltmeiste­r von 2010 sei er schon essen gewesen, erzählte Zverev. Er habe nichts gegen ihn persönlich. Aber Geld kann den zehnfachen ATP-Turniersie­ger nicht locken. Fast 16 Millionen Dollar Preisgeld hat er bereits gewonnen.

Zverevs Teamkolleg­en äußerten Verständni­s für dessen klare Haltung. „Die finanziell­e Entlohnung ist für uns wichtiger“, sagte Tim Pütz. Der 31-Jährige, selbst nur Nummer 350 der Einzel-Weltrangli­ste, holte im Doppel am Samstag den vorentsche­idenden dritten Punkt. Mit JanLennard Struff gewann Pütz klar 6:2, 6:3 gegen die Tennis-Nobodys Peter Nagy und Gabor Borsos. Zverev ließ auch im zweiten Einzel seinem ungarische­n Gegner Borsos erwartungs­gemäß keine Chance. Kohlschrei­ber hatte dagegen selbst gegen David Szintai, der noch nie zu den 1000 besten Spielern der Welt zählte, erhebliche Probleme.

Auch nach dem erwartbar deutlichen Erfolg über die Ungarn sieht Teamchef Michael Kohlmann die Finalwoche skeptisch. „Jetzt müssen wir damit erst mal zurechtkom­men, das akzeptiere­n“, sagte der 45-Jährige. Am 14. Februar werden die sechs Dreiergrup­pen ausgelost. Die Gruppensie­ger und zwei besten Zweiten erreichen die K.o.-Phase. Gespielt werden jeweils zwei Einzel – statt vier – und ein Doppel.

Deutschlan­d - Ungarn 5:0. – Kohlschrei­ber (Augsburg) – Piros 6:7 (6:8), 7:5, 6:4, Alexander Zverev (Hamburg) – Nagy 6:2, 6:2, Pütz (Frankfurt)/Struff (Warstein) – Borsos/Nagy 6:2, 6:3, Zverev – Borsos 6:3, 6:4, Kohlschrei­ber – David Szintai 6:7 (5:7), 6:3, 10:5.

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FOTO: DPA Alexander Zverev (von links), Philipp Kohlschrei­ber, Tim Pütz und Jan-Lennard Struff jubeln nach dem Sieg gegen Ungarn.

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