Schwäbische Zeitung (Biberach)
Die Zeit der Ehrenrunden ist vorbei
Deutsche Leichtathleten hinken bei den Meetings in Berlin und Karlsruhe meist hinterher
BERLIN/KARLSRUHE (dpa) - Ein halbes Jahr nach der umjubelten EM in Berlin müssen die deutschen Leichtathleten erst wieder auf die Beine kommen. Bei den Hallen-Meetings in Berlin und Karlsruhe, den ersten größeren Meetings in der Vorbereitung auf die Hallen-EM in Glasgow im März, durften sich Gesa Felicitas Krause, Gina Lückenkemper, Alina Reh, Mateusz Przybylko und Co. noch einmal feiern lassen, hinkten aber meist hinterher. Die Saison unterm Dach gibt einen Vorgeschmack darauf, was sie 2019 und 2020 international erwartet: Mit Sicherheit nicht mehr so viele Ehrenrunden wie bei der Heim-EM.
Einen bitteren Jahreseinstand gab in Karlsruhe Hochsprung-Europameister Przybylko: Der Leverkusener brach nach überflogenen 2,22 Metern den Wettkampf mit einer Verletzung am Sprungfuß ab. „Ich mache mir ein bisschen Sorgen, dass es was Schlimmeres sein könnte“, sagte Przybylko, der live erleben konnte, wie ihm mit Blick auf die Freiluft-WM in Doha/Katar und auf Olympia 2020 in Tokio ein neuer Konkurrent erwuchs: Der Japaner Naoto Tobe glänzte mit 2,35 Metern.
Hindernis-Europameisterin Krause lief über 3000 Meter hinterher und räumte ein: „Das war ein schlechtes Rennen.“Die 26-Jährige war schon dreimal „Leichtathletin des Jahres“, 2018 musste sie Gina Lückenkemper den Vortritt lassen. Die Sprinterin hatte bei der EM Silber über 100 Meter und Bronze mit der Staffel erkämpft. Beim ISTAF Indoor am Freitagabend freute sie sich erst über den überwältigenden Empfang der 12 000 Zuschauer: „Bei der Vorstellung habe ich mich gefühlt wie ein Rockstar. Das war ein mega, mega geiles Gefühl.“Dann fluchte Lückenkemper über ihre ersten Rennen im Trikot des neuen Clubs SSC Berlin. Im 60-Meter-Finale blieb sie in 7,30 Sekunden deutlich über ihrer Bestzeit (7,11). Zehnkampf-König Arthur Abele hätte sich in Berlin noch gerne einmal feiern lassen. Doch der Ulmer musste wegen einer Kapselzerrung im Sprunggelenk seinen Hürden-Start absagen.
Mit Weitspringerin Malaika Mihambo von der LG Kurpfalz sorgte wenigstens eine Europameisterin für einen Knalleffekt: Nur ein Zentimeter fehlte ihr zur Sieben-Meter-Marke. Dass die deutschen Asse ansonsten schwer aus den Startlöchern kamen, wunderte Karlsruhes MeetingDirektor Alain Blondel nicht. Der Franzose kennt die Tücken eines Ehrungs-Marathons nach einem Erfolg: „Wenn du da nicht richtig gut organisiert bist, fehlen dir beim Training die Erholungsphasen.“Immerhin erfüllten in Dreisprung-Vizeeuropameisterin Kristin Gierisch, Stabhochspringerin Lisa Ryzih, Sprinterin Rebekka Haase, Alina Reh (Platz vier), Hanna Klein (beide 3000 m), Karl Bebendorf und Marius Probst (beide 1500 m) gleich sieben DLVAthleten die EM-Norm für Glasgow.