Schwäbische Zeitung (Biberach)
Eine echte Eishockeyposse
Ravensburg Towerstars entlassen Trainer Jiri Ehrenberger – Verantwortliche sehen Saisonziele in Gefahr
RAVENSBURG - In der Deutschen Eishockeyliga 2 liegen die Ravensburg Towerstars zwar auf Platz drei, trotzdem haben sie ihren Trainer Jiri Ehrenberger rausgeworfen. Was wie eine Posse klingt, ist Realität – und der geschasste Trainer fühlt sich vor den Kopf gestoßen. Aufsteigen können die Ravensburger nicht, weshalb die Trainerentlassung für Außenstehende tatsächlich aus heiterem Himmel kam.
Nach zwei Spielzeiten mit dem frühen Aus in den Pre-Play-offs hatten sich die Towerstars personell verstärkt und gingen mit dem Ziel Top sechs in die Saison. Mit Topleuten wie dem letztjährigen DEL2-Topscorer Andreas Driendl, dem torgefährlichen Stürmer Robbie Czarnik und dem Topverteidiger Pawel Dronia sollten die Enttäuschungen der beiden Vorjahre vergessen gemacht werden. Das klappte in einem Maße, mit dem viele nicht gerechnet hatten. Mit einer langen Siegesserie setzte sich Ravensburg sogleich an die Tabellenspitze. Es gab furiose Siege wie das 9:2 zu Hause gegen die Lausitzer Füchse oder der 7:4-Erfolg bei den Löwen Frankfurt. Die Towerstars waren das Maß der Dinge in der DEL2.
Aus dem Ziel Top sechs wurde intern schnell das Ziel Top vier – sprich direkte Viertelfinalqualifikation mit Heimrecht. „Wir haben gesehen, was für eine Qualität die Mannschaft hat“, sagte Geschäftsführer Rainer Schan. Im Januar allerdings ging der Schwung etwas verloren. Vor einer Woche gelang immerhin ein bemerkenswerter 6:1-Sieg gegen den ESV Kaufbeuren. Das 5:6 nach Verlängerung gegen Crimmitschau am Freitag war dann für die Towerstars-Verantwortlichen offenbar Anlass genug, die Zusammenarbeit mit Ehrenberger zu beenden. „Wir stehen immer noch gut da, aber dennoch sehen wir die Ziele gefährdet“, begründete Schan die Entscheidung.
Ehrenberger „richtig überrascht“
„Man hat zuletzt deutlich gesehen, dass die Mannschaft nicht mehr an die Leistungen der ersten 25 Saisonspiele anknüpfen konnte“, sagte Schan am Sonntag, als er auf dem Weg zum Spiel nach Bayreuth war. Für ihn und den Gesellschafterbeirat um den Vorsitzenden Frank Kottmann war das Grund genug, Ehrenberger zu entlassen. Diesen traf der Rausschmiss wie ein Blitz aus heiterem Himmel. „Richtig überrascht“sei er gewesen, sagte Ehrenberger am Sonntag. Schan sei am Samstagnachmittag zu ihm gekommen und habe ihm „kurz und klar“mitgeteilt, dass er von seinen Aufgaben entbunden sei. Verständnis für die Entlassung hat Ehrenberger nicht.
„Wir waren immer noch in einer guten Position“, sagte er mit Blick auf die Tabelle, in der die Towerstars am Sonntagnachmittag auf Platz drei standen. „Selbstverständlich habe ich die Mannschaft noch erreicht“, sagte Ehrenberger mit Nachdruck auf die Frage, wie zuletzt das Verhältnis zu den Spielern gewesen sei. Schan ist da anderer Meinung. Er habe zuletzt viele Gespräche mit einzelnen Spielern geführt. „Es hat mir gezeigt, dass das Verhältnis zwischen Mannschaft und Trainer nicht mehr intakt ist. Ich hatte nicht mehr das Gefühl, dass alle an einem Strang ziehen.“Und ganz offenbar glaubte Schan nicht mehr, dass sich daran noch etwas ändern könnte oder würde. So trennte sich der Tabellendritte vollkommen überraschend von seinem Trainer.
Wieder gegen Crimmitschau
Die Nachricht erreichte Ehrenberger in dem Moment, als er sich in seiner Wohnung gerade auf das Auswärtsspiel in Bayreuth vorbereitete. Jäh ging für ihn seine knapp zwei Jahre währende Amtszeit in Ravensburg zu Ende. In der Saison 2017/18 musste er einen Kader mit vielen neuen Spielern zusammenführen, hatte bald mit vielen Verletzten zu kämpfen, kam mit seiner Mannschaft nie so richtig in die Spur – und schied früh in den Pre-Play-offs gegen die Eispiraten Crimmitschau aus. Bittere Ironie: Nun war wieder nach Crimmitschau Schluss.
In Bayreuth am Sonntag sowie in Freiburg am Dienstag wurden und werden die Towerstars von Marc Vorderbrüggen, Nachwuchstrainer des EV Ravensburg, sowie Teammanager Raphael Kapzan und den beiden A-Lizenz-Trainern des EVR, Bernhard Leiprecht und Christoph Jäger, betreut. Ab Montag will sich Schan um Ehrenbergers Nachfolge kümmern.