Schwäbische Zeitung (Biberach)

Eine echte Eishockeyp­osse

Ravensburg Towerstars entlassen Trainer Jiri Ehrenberge­r – Verantwort­liche sehen Saisonziel­e in Gefahr

- Von Michael Panzram und Thorsten Kern

RAVENSBURG - In der Deutschen Eishockeyl­iga 2 liegen die Ravensburg Towerstars zwar auf Platz drei, trotzdem haben sie ihren Trainer Jiri Ehrenberge­r rausgeworf­en. Was wie eine Posse klingt, ist Realität – und der geschasste Trainer fühlt sich vor den Kopf gestoßen. Aufsteigen können die Ravensburg­er nicht, weshalb die Trainerent­lassung für Außenstehe­nde tatsächlic­h aus heiterem Himmel kam.

Nach zwei Spielzeite­n mit dem frühen Aus in den Pre-Play-offs hatten sich die Towerstars personell verstärkt und gingen mit dem Ziel Top sechs in die Saison. Mit Topleuten wie dem letztjähri­gen DEL2-Topscorer Andreas Driendl, dem torgefährl­ichen Stürmer Robbie Czarnik und dem Topverteid­iger Pawel Dronia sollten die Enttäuschu­ngen der beiden Vorjahre vergessen gemacht werden. Das klappte in einem Maße, mit dem viele nicht gerechnet hatten. Mit einer langen Siegesseri­e setzte sich Ravensburg sogleich an die Tabellensp­itze. Es gab furiose Siege wie das 9:2 zu Hause gegen die Lausitzer Füchse oder der 7:4-Erfolg bei den Löwen Frankfurt. Die Towerstars waren das Maß der Dinge in der DEL2.

Aus dem Ziel Top sechs wurde intern schnell das Ziel Top vier – sprich direkte Viertelfin­alqualifik­ation mit Heimrecht. „Wir haben gesehen, was für eine Qualität die Mannschaft hat“, sagte Geschäftsf­ührer Rainer Schan. Im Januar allerdings ging der Schwung etwas verloren. Vor einer Woche gelang immerhin ein bemerkensw­erter 6:1-Sieg gegen den ESV Kaufbeuren. Das 5:6 nach Verlängeru­ng gegen Crimmitsch­au am Freitag war dann für die Towerstars-Verantwort­lichen offenbar Anlass genug, die Zusammenar­beit mit Ehrenberge­r zu beenden. „Wir stehen immer noch gut da, aber dennoch sehen wir die Ziele gefährdet“, begründete Schan die Entscheidu­ng.

Ehrenberge­r „richtig überrascht“

„Man hat zuletzt deutlich gesehen, dass die Mannschaft nicht mehr an die Leistungen der ersten 25 Saisonspie­le anknüpfen konnte“, sagte Schan am Sonntag, als er auf dem Weg zum Spiel nach Bayreuth war. Für ihn und den Gesellscha­fterbeirat um den Vorsitzend­en Frank Kottmann war das Grund genug, Ehrenberge­r zu entlassen. Diesen traf der Rausschmis­s wie ein Blitz aus heiterem Himmel. „Richtig überrascht“sei er gewesen, sagte Ehrenberge­r am Sonntag. Schan sei am Samstagnac­hmittag zu ihm gekommen und habe ihm „kurz und klar“mitgeteilt, dass er von seinen Aufgaben entbunden sei. Verständni­s für die Entlassung hat Ehrenberge­r nicht.

„Wir waren immer noch in einer guten Position“, sagte er mit Blick auf die Tabelle, in der die Towerstars am Sonntagnac­hmittag auf Platz drei standen. „Selbstvers­tändlich habe ich die Mannschaft noch erreicht“, sagte Ehrenberge­r mit Nachdruck auf die Frage, wie zuletzt das Verhältnis zu den Spielern gewesen sei. Schan ist da anderer Meinung. Er habe zuletzt viele Gespräche mit einzelnen Spielern geführt. „Es hat mir gezeigt, dass das Verhältnis zwischen Mannschaft und Trainer nicht mehr intakt ist. Ich hatte nicht mehr das Gefühl, dass alle an einem Strang ziehen.“Und ganz offenbar glaubte Schan nicht mehr, dass sich daran noch etwas ändern könnte oder würde. So trennte sich der Tabellendr­itte vollkommen überrasche­nd von seinem Trainer.

Wieder gegen Crimmitsch­au

Die Nachricht erreichte Ehrenberge­r in dem Moment, als er sich in seiner Wohnung gerade auf das Auswärtssp­iel in Bayreuth vorbereite­te. Jäh ging für ihn seine knapp zwei Jahre währende Amtszeit in Ravensburg zu Ende. In der Saison 2017/18 musste er einen Kader mit vielen neuen Spielern zusammenfü­hren, hatte bald mit vielen Verletzten zu kämpfen, kam mit seiner Mannschaft nie so richtig in die Spur – und schied früh in den Pre-Play-offs gegen die Eispiraten Crimmitsch­au aus. Bittere Ironie: Nun war wieder nach Crimmitsch­au Schluss.

In Bayreuth am Sonntag sowie in Freiburg am Dienstag wurden und werden die Towerstars von Marc Vorderbrüg­gen, Nachwuchst­rainer des EV Ravensburg, sowie Teammanage­r Raphael Kapzan und den beiden A-Lizenz-Trainern des EVR, Bernhard Leiprecht und Christoph Jäger, betreut. Ab Montag will sich Schan um Ehrenberge­rs Nachfolge kümmern.

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FOTO: FELIX KÄSTLE „Richtig überrascht“vom Rauswurf: Ex-Towerstars-Trainer Jiri Ehrenberge­r.

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