Schwäbische Zeitung (Biberach)
Erster in der Lehmann-Tabelle
Finnbogasons Dreierpack beschert Augsburg Sieg
AUGSBURG - Es hat in den acht Jahren Fußball-Bundesliga schon ruhigere Zeiten für den FC Augsburg gegeben als in der letzten Januarwoche. Erst die schlechteste Saisonleistung bei der 0:2-Niederlage in Mönchengladbach, dann der Rauswurf der beiden Stammspieler Caiuby und Martin Hinteregger und zusätzlich noch das medienwirksame Engagement von Ex-Nationaltorhüter Jens Lehmann als neuem Co-Trainer. Und trotzdem: Die Zeichen stehen gut, dass zumindest wieder etwas Ruhe einkehrt in der Fuggerstadt. Daran wird auch der souveräne 3:0-Sieg über den FSV Mainz 05 am Sonntagnachmittag seinen Anteil haben.
„Es war eine hektische Woche. Wahrscheinlich ist darin mehr passiert als in den drei Jahren zuvor, seit ich hier bin.“Das gab Augsburgs Stürmer Alfred Finnbogason nach dem Abpfiff zu, nur: Während des Spiels war Finnbogason davon rein gar nichts anzumerken. Der Isländer versenkte die Mainzer mit einem Dreierpack – seinem vierten in der Bundesliga – fast im Alleingang, verwandelte mit seiner ganzen nordischen Coolness unter anderem zwei Handelfmeter. Hatte er am Elfmeterpunkt Nervosität gespürt? „Keine Spur“, sagte Finnbogason grinsend. „Ich liebe solche Situationen, in denen ich richtig unter Druck stehe.“
Rückfall in beste Zeiten
Zum ersten Mal schien die ganze Mannschaft unter dem Druck richtig aufzublühen. Augsburg erlebte einen Rückfall in beste Zeiten. Vorne presste der FCA deutlich höher als noch vor einer Woche, erzwang so immer wieder lange Bälle aus der Mainzer Abwehr. Aus einer Flanke von Dong Wong Ji, der mit einem starken Auftritt den ausgemusterten Caiuby fast vergessen machte, resultierte ein Handelfmeter und Augsburg lag nach sieben Minuten mit 1:0 in Führung. Dass es am Ende nur ein 3:0 wurde, lag weniger an erstaunlich schwachen Mainzern, als an den Gastgebern selbst, die nach teilweise überragenden Spielzügen freudig beste Chancen ausließen. Aber auch dieses Ergebnis war nach einer solchen Vorgeschichte – und zuvor zehn sieglosen Spielen – nicht selbstverständlich.
Ein klarer Lehmann-Effekt also? In der Lehmann-Tabelle, also der Bundesligatabelle seit Lehmanns Amtsantritt, ist Augsburg nun immerhin Erster.
Die freilich nicht alle vollkommen ernst gemeinten Fragen nach dem Anteil des neuen Co-Trainers am Sieg begegneten die Augsburger mit Diplomatie. „Jeder, der in der Kabine sitzt, trägt seinen Teil zu den Siegen bei“, sagte Kapitän Daniel Baier stellvertretend. Keiner wollte den neuen Co-Trainer, der neben FCA-Manager und Kumpel Stefan Reuter Platz auf der Bank Platz nahm, in den Vordergrund stellen. „Er strahlt sehr viel Ruhe aus, ist sehr konzentriert während dem Spiel“, sagte Reuter, „er hat seine Aufgabe zu 100 Prozent erfüllt. Er bringt sich ein, hat beim ein oder anderen Spieler schon positive Impulse gesetzt, hat Mut vermittelt.“
So war es ein rundum gelungener Spieltag für den FC Augsburg. „Wir haben eine gute Mannschaft und heute haben wir das zum ersten Mal über 90 Minuten auf den Platz gebracht“, lobte Cheftrainer Manuel Baum. „Im Pressing und im Spiel mit dem Ball.“Die Augsburger ließen sich nicht ablenken vom großen Trubel unter der Woche. „Mir ist das Außenherum völlig egal“, erklärte etwa Stürmer Michael Gregoritsch, der aber auch einen entscheidenden Vorteil hat: „Ich hab’ in Hamburg gespielt. Da lernt man, mit sowas umzugehen.“