Schwäbische Zeitung (Biberach)

Endlich ein normales Schneckenr­ennen

- Von Filippo Cataldo

Am 20. Spieltag ist endlich mal ein bisschen Bewegung in den Abstiegska­mpf gekommen. Der war in den ersten zwei Spieltagen nach der Winterpaus­e ja noch weniger als ein Rennen zwischen unbeweglic­hen Schnecken gewesen. Nun scheint er zu einem normalen Schneckenr­ennen unter Abstiegska­ndidaten werden zu können. Die Unentschie­den von Stuttgart, Freiburg, Düsseldorf und Nürnberg brachten den Mannschaft­en auch diesmal nur je einen Punkt. Aber ein Punkt ist ein Punkt ist ein Punkt. Dreifach punktete am Wochenende nur Augsburg – Dreifachto­rschütze

Alfred Finnbogaso­n und bestimmt irgendwie auch Jens Lehmann sei Dank. Lehmanns Anteil am 3:0 gegen Mainz erschloss sich vielleicht nicht unbedingt auf den ersten Blick, auch Finnbogaso­n wusste nicht so recht, was er auf die Frage nach dem „Lehmanneff­ekt“antworten sollte, aber natürlich war der vorhanden. Erfolge sind immer ein Verdienst des ganzen Teams. Und als Co-Trainer von Manuel Baum hat sich Ex-Nationalke­eper und Neu-Teamplayer Jens Lehmann ja Loyalität als oberste Arbeitsmax­ime auf die Fahnen geschriebe­n.

Bei Hannover 96 steht die Null zwar weiter, Hannover fiel bei Thomas Dolls Bundesliga-Comeback durch das 0:3 gegen Leipzig am Freitag sogar um einen Rang auf Platz 18 – doch das gab Doll, der bei seiner Vorstellun­g die Losung ausgegeben hatte, seine neue Mannschaft „nicht mit Parolen, sondern mit Arbeit“aus der Krise führen zu wollen, die Gelegenhei­t, seine Pläne zu präzisiere­n. „Es muss ein kalter Nordwind in die Trainingse­inheiten rein“, sagte er nach der Niederlage. Und: „Ich bin froh, dass ich da bin. Die Mannschaft braucht mich.“Am Samstag war der Nordwind über Hannover so kalt, dass Doll einem am Trainingsg­elände herumstehe­nden TV-Journalist­en eine Tasse Tee brachte.

Dass Unentschie­den einen zu moralische­n Siegern machen können,

bewiesen am Samstag die Nürnberger. Das späte 1:1 durch den eingewechs­elten Aufstiegsh­elden Mikael

Ishak gegen Bremen führte bei allen „Cluberern“zu einer mittelgroß­en Gefühlsexp­losion. „Das war für uns ein ganz, ganz wichtiger Punkt, weil es eines zeigt: Wie charakters­tark die Mannschaft ist, über was sie verfügt, und das ist ein Riesenspir­it“, sagte Trainer Michael Köllner. „Für die Moral, für den Kopf war das sehr, sehr wichtig“, meinte Offensivsp­ieler Sebastian Kerk. Der „Club“kletterte um einen Platz auf Rang 17, der VfB Stuttgart auf dem Relegation­splatz hat nur drei Zähler mehr. Doch die Nürnberger verlängert­en auch ihre Horrorseri­e. Das 1:1 gegen Bremen war das 14. sieglose Bundesliga­spiel hintereina­nder. „Wir müssen wegkommen, auf die Tabelle zu gucken. Wir müssen schauen, dass wir die Spiele einzeln so annehmen, wie sie sind“, empfahl Verteidige­r Enrico Valentini. Umso höher müssen die Nürnberger ihren Punktgewin­n gegen Bremen bewerten, weil auf Bremer Seite Nuri Sahin mitwirkte. Und der Ex-Dortmunder kann gegen Nürnberg nicht verlieren. Auch in seinem elften Bundesliga­spiel gegen die Franken blieb er ungeschlag­en. Das 2:2 war dabei das vierte Remis gegen Nürnberg in seiner Karriere.

Das 1:1 um das von Friedhelm Funkel trainierte Fortuna Düsseldorf in Hoffenheim stürzte vor allem TSGCoach Julian Nagelsmann in eine semi-existentie­lle Krise („Die Champions League können wir erst einmal aus den Köpfen streichen“; „wir haben es sehr, sehr schlecht gemacht“, sagte er). Um den nach dem 0:2 gegen Mönchengla­dbach auch in der Selbstwahr­nehmung endgültig zum Bundesliga­zwerg mutierten FC Schalke – Manager Christian Heidel klagte hinterher, dass seinem bald 300 Millionen Euro umsetzende­n Club das nötige „Kleingeld“gefehlt habe, um auf dem Transferma­rkt einen neuen Stürmer zu verpflicht­en – hinter sich zu lassen, war das Remis im Kraichgau jedoch zu wenig. Düsseldorf rangiert punktgleic­h, aber hinter Schalke und Freiburg mit 22 Zählern auf Rang 14. 22 Punkte bedeuten aber auch schon sieben mehr, als Stuttgart auf Platz 16 hat. Düsseldorf kann den Abstiegska­mpf langsam ad acta legen.

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FOTO: DPA 1:1-Torschütze Mikael Ishak jubelt mit Nürnberger Fans.
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