Schwäbische Zeitung (Biberach)
Was hätten wir getan?
Ein sicherer Hafen (Arte, Do., 20.15 Uhr) – Das Thema „Bootsflüchtlinge treffen auf vermeintliche Retter“gab’s schon öfter, zuletzt im österreichischen Kinofilm „Styx“. Auch in der neuen vierteiligen Miniserie endet die fröhliche Stimmung auf einem Segelboot abrupt, als ein fahruntüchtiges Flüchtlingsboot mit mehr als 40 Menschen die Route kreuzt. Die fünf Freunde um Freizeitkapitän Ryan sind die Einzigen, die helfen können. Funkkontakt besteht nicht. Am sichersten wäre es, zurückzufahren und Hilfe zu holen. Trotzdem wird ein riskanter Abschleppversuch Richtung Australien gewagt. Morgens ist das Flüchtlingsboot allerdings verschwunden, das Seil wurde gekappt. Fünf Jahre später trifft Ryan auf den Iraker Ismail, der damals mit seiner Familie an Bord war. Sieben Menschen sind umgekommen, auch Ismails Tochter.
Was der australische Regisseur Glendyn Ivin, der für diese Miniserie zurecht mit einem Preis ausgezeichnet wurde, zeigt, ist Spannung pur. Denn was damals geschehen ist, wird minutiös aufgearbeitet. Auch vor Gericht. Unausgesprochenes wird thematisiert, aus Freundschaft wird fast Feindschaft. Als Zuschauer sieht man sich außerdem mit der Frage konfrontiert: Was hätte ich getan? Ein spannender, auch wegen der erfrischend unverbrauchten Gesichter lohnenswerter Fernsehabend. Ein wenig lang vielleicht, denn Arte zeigt alle Teile hintereinander.