Schwäbische Zeitung (Biberach)

590 Chancen, den Krebs zu besiegen

Registrier­ungsaktion der VR-Bank findet ein lebhaftes Echo.

- Von Roland Ray und Bernd Baur

LAUPHEIM - 590 Menschen sind am Samstag dem Aufruf der VR Bank Stiftung gefolgt und haben sich als potenziell­e Stammzells­pender für Blutkrebsp­atienten registrier­en lassen. Die Kosten der Aktion – rund 20 000 Euro – trägt die im vergangene­n Jahr von der Volksbank Raiffeisen­bank Laupheim-Illertal gegründete Stiftung.

Bis halb zwei haben die Augenoptik­erin Carolin Gindele und drei Kolleginne­n gearbeitet. Nach Geschäftss­chluss suchen sie die Volksbank-Zentrale am Laupheimer Marktplatz auf. Bevor es ins Wochenende geht, wollen sie sich registrier­en lassen, um so an Blutkrebs erkrankten Menschen eine Chance auf Heilung zu eröffnen.

Nur ein paar Minuten

Bankmitarb­eiterinnen nehmen sich der vier jungen Frauen an, bitten sie, eine Liste mit Ausschluss­kriterien durchzules­en, die der Registrier­ung entgegenst­ehen könnten, und eine Einverstän­diserkläru­ng zu unterschre­iben. Sie notieren die Personenda­ten und reichen je drei Wattestäbc­hen für Abstriche an der Wangenschl­eimhaut. Nur ein paar Minuten dauert die Prozedur. In einem Labor der Deutschen Knochenmar­kspenderda­tei (DKMS) werden jetzt die Gewebemerk­male bestimmt.

„Mein Freund war heute auch schon hier“, erzählt Carolin Gindele. Die 25-jährige Laupheimer­in spendet regelmäßig Blut und wollte die Aktion der VR Bank Stiftung nutzen, künftig auch als Stammzells­penderin zur Verfügung zu stehen. „Wenn ich an Blutkrebs erkranken würde, wäre ich unheimlich froh, wenn mir jemand helfen würde“, sagt sie.

Claudia Russ sieht das genauso. Kaum ist ihr Obst- und Gemüsestan­d auf dem Laupheimer Wochenmark­t abgebaut, wechselt sie mit Sohn André zur Volksbank hinüber, um die Aktion zu unterstütz­en und ins zentrale deutsche Spenderreg­ister aufgenomme­n zu werden. „Das wollte ich schon seit Längerem tun“, sagt sie. Vor der heimtückis­chen Krankheit Blutkrebs sei schließlic­h niemand gefeit.

70 Bankmitarb­eiter im Einsatz

In acht Geschäftss­tellen der VRBank Laupheim-Illertal konnten sich die Menschen am Samstag registrier­en lassen; etwa 70 Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r des Geldinstit­uts, von der DKMS in die Aufgabe eingewiese­n, waren im Einsatz. Der größte Andrang herrschte in Rot an der Rot; dort beteiligte­n sich 218 Personen an der Aktion.

Knapp 50 Menschen haben sich in Schwendi registrier­en lassen. „Bei uns war es den ganzen Tag über ruhig“, stuft Gerda Fick die Resonanz ein. In der hiesigen Raumschaft seien viele Menschen schon bei der Typisierun­gsaktion in Mietingen gewesen; dort wurde Ende September 2018 für den damals sechsjähri­gen Malte ein Stammzells­pender gesucht.

„Zu dieser Aktion wollte ich damals auch gehen, hatte dann aber keine Zeit“, sagt die 19-jährige Robina Ziegler, als sie die Schwendier VRGeschäft­sstelle betritt. Auf Facebook hatte sie von der Aktion der VRBank-Stiftung erfahren, zwei Bekannte konnte sie kurzfristi­g zur Teilnahme gewinnen. „Vor einer Stunde habe ich davon erfahren“, so Lars Riekenbrau­ck. Der Student beweist Spontaneit­ät – „wenn man damit Leben retten kann, sollte man mitmachen“, sagt er. Auch OliverPaul Kurzyk-Heldt aus Kleinschaf­hausen musste nicht lange überlegen und greift zu den Wattestäbc­hen.

Insgesamt 119 neue potenziell­e Stammzells­pender sind es in Laupheim geworden. Etliche von ihnen haben offenbar auf das vorige Woche bekannt gewordene Schicksal der 28jährigen Annika Berger aus Ulm reagiert, berichtet Marion Fakler, die stellvertr­etende Vorstandsv­orsitzende der VR Bank Stiftung. Die Ärztin Annika Berger, Mutter einer fünf Monate alten Tochter, hatte vor Kurzem die Diagnose Blutkrebs erhalten. Ihre Familie ist aus dem Kreis Biberach.

590 neue Chancen, schwerkran­ken Menschen zu helfen: „Ich bin mit dem Ergebnis der Aktion zufrieden“, sagt Marion Fakler. 1000 potenziell­e Stammzells­pender zu finden, dieses Jahresziel für 2019 habe die Stiftung ausgerufen. Über weitere Aktionen wolle man im Vorstand beraten.

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FOTO: VOLKER STROHMAIER
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FOTO: VOLKER STROHMAIER Her mit den Wattestäbc­hen: Am größten war die Resonanz auf die Registrier­ungsaktion in Rot an der Rot.

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