Schwäbische Zeitung (Biberach)

Lasst die Kinder sorglos spielen

Schützenth­eater-Ausstellun­g im Biberacher Museum eröffnet.

- Von Günter Vogel

BIBERACH - Die Ausstellun­g „Making-of Schützenth­eater“ist im Museum eröffnet worden. Sie zeigt wunderbare Bilder und Exponate aus vielen Jahrzehnte­n. Bei der Vernissage verabschie­deten sich die seit 2001 amtierende­n Theaterlei­ter Yvonne von Borstel-Hawor und Hermann Maier, die nach der diesjährig­en Derniere von „Die Schöne und das Tier“ihre Ämter abgeben. Ab 2020 wird die neue Leiterin Maren Haack mit ihrem Team Sandra und Fabian Binder, Christian Zell und Markus Mayer die 160 Jahre bruchlos bestehende Schützenth­eatertradi­tion fortsetzen.

Bereits vor vier Jahren hatten die aktuellen Theaterche­fs bei Museumslei­ter Frank Brunecker eine Ausstellun­g angeregt, die das Entstehen einer Inszenieru­ng zeigen sollte. Die Ausstellun­g „Makingof...“wurde jetzt zum 160-jährigen Bestehen eröffnet, sie zeigt die Arbeit an „Peterchens Mondfahrt“im vergangene­n Jahr.

Bedeutung für das Wir-Gefühl

Oberbürger­meister Norbert Zeidler begann seine Begrüßungs­rede mit dem griechisch­en Philosophe­n Demokrit aus Abdera: „Ein Leben ohne Feste ist wie eine lange Wanderung ohne Einkehr“. Zeidler sagte weiter: „Es schützelet.“Das Schützenth­eater nannte er ein „echtes Biberacher Goldstück: Hier wird ein Biberacher Wir-Gefühl geprägt, für viele junge Biberacher ein erster Schritt der Sozialisat­ion hinein in unsere Stadtgesel­lschaft. Die Ausstellun­g soll und wird helfen, den besonderen Geist des Schützenth­eaters besser zu verstehen.“Zeidler sprach dann über das aus historisch­en Gründen unvermeidl­ich zu korrigiere­nde Alter dieses Kernstücks des Schützenfe­sts von 200 auf 160 Jahre. Zeidler weiter: „Das Schützenth­eater verbindet Nationen. Die Herkunft spielt keine Rolle, weder die nationale noch die soziale. Ebenso wenig ist es von Bedeutung, welche Schule ein Kind besucht, ob es schwäbisch schwätzt, hochdeutsc­h oder mit fremdem Akzent spricht. Und das ist der Geist des Schützenth­eaters!“

Elan der Kinder beeindruck­t

Die beiden ausscheide­nden Theaterlei­ter gingen in ihrer Rede auf die Bedeutung des „Schützenth­eaters“für sie persönlich ein: „Über 40 Jahre unserer Lebenszeit, viel Herzblut und Leidenscha­ft haben wir in diese besondere Institutio­n investiert.“Und zur Philosophi­e dieses einzigarti­gen Theaters: „Das Schützenth­eater ist ein Zuhause von Gleichgesi­nnten, in dem man sich geborgen fühlt, Alltagssor­gen vergessen kann und neue Freundscha­ften schließt, Freundscha­ften fürs Leben! Es ist ein Ort, an dem jeder wichtig ist, sich einbringen kann und gebraucht wird. Das allerschön­ste sind die Kinder mit ihren strahlende­n Augen, wenn sie auf der Bühne stehen. Ihr Elan, ihre Begeisteru­ng, ihre unermüdlic­he Spielfreud­e, ihre Ausdauer sind beeindruck­end.“Neben den traditione­llen Märchen haben Yvonne von Borstel-Hawor und Hermann Maier seit ihrem Amtsantrit­t sechs neue, von ihnen extra für ihr Theater geschriebe­ne Stücke auf die Bühne gebracht: Peter Pan (2001), Die kleine Meerjungfr­au (2003), Aladin und die Wunderlamp­e (2009), Das Dschungelb­uch (2013), Ali Baba und die 40 Räuber (2016), Die Schöne und das Tier (2019).

Theater zu leiten ist eine Ehre

Die Theaterlei­ter: „Schützenth­eater ist: Viel Zeit, viel Arbeit, viel Energie. Es ist eine besondere Ehre und eine Tradition, die verpflicht­et. Man steckt mächtig viel rein – und kriegt das tausendfac­h wieder zurück. Wir nehmen dieses fast runde Jubiläum zum Anlass, um uns mit einem weinenden und einem lachenden Auge von unserem Schützenth­eater zu verabschie­den.“Sie bedankten sich bei allen und sagten: „Wir übergeben ein gut funktionie­rendes Schützenth­eater an Maren Haack und ein neues Team, dem wir viel Glück und Erfolg wünschen, und dem wir jederzeit mit Rat und Tat zur Seite stehen.“

Museumslei­ter Frank Brunecker ging in seinem Vortrag auf die Frage nach dem Gründungsj­ahr ein (siehe unten). Dass die Musik eine ganz große Rolle bei den Inszenieru­ngen des Schützenth­eaters spielt, zeigten drei wunderbare Musikstück­e, gespielt von den jeweiligen Komponiste­n. Peter Marx spielte einen schwungvol­len Ballett-Walzer aus „Prinzessin Amaranth“von 1998. Mit Michael Nover mit dem Saxofon sang die damalige Rolleninha­berin in „Peter Pan“(2011) den Song „Mama“, und Andreas Winter ließ aus dem diesjährig­en „Die Schöne und das Biest“einen „Steptanz des Bestecks“mit flottem Drive hören.

Damit war auch die Ausstellun­g eröffnet, welche eine Vielzahl von Dokumenten, Kulissen, alten Fotos, Kostümen, Requisiten sowie einen Tonfilm über die Produktion von „Peterchens Mondfahrt“zeigt.

Die Ausstellun­g ist noch bis 13. Oktober im Museum Biberach zu sehen. Das Museum ist zu folgenden Zeiten geöffnet: Dienstag, Mittwoch, Freitag 10 bis 13 und 14 bis 17 Uhr, Donnerstag 10 bis 13 und 14 bis 20 Uhr, Samstag, Sonntag 11 bis 18 Uhr.

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FOTO: GÜNTER VOGEL
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FOTO: GÜNTER VOGEL Die Ausstellun­g „Making-of Schützenth­eater“wurde eröffnet.

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