Schwäbische Zeitung (Biberach)
Höfesterben geht ungebremst weiter
MÜNCHEN (dpa) - Drei Jahre nach der letzten großen Milchkrise arbeiten Deutschlands Milchbauern trotz gestiegener Preise weiter defizitär. Die Kosten der Milcherzeugung sind nach wie vor höher als die Erzeugerpreise, wie Fachleute und Bauern übereinstimmend berichten. Daher verschulden sich viele Höfe immer stärker. Deswegen gehen Branchenexperten davon aus, dass sich der Konzentrationsprozess in der Landwirtschaft in den nächsten Jahren fortsetzen wird und weiter alljährlich Tausende Bauern aufgeben.
Der Bund deutscher Milchviehhalter (BDM) beziffert die derzeitigen Produktionskosten für konventionelle Milch auf im Schnitt etwa 43 Cent pro Kilo. Bei Biomilch sind es an die 60 Cent, wie Sprecher Hans Foldenauer sagt. Die Milchbranche rechnet in Kilogramm und nicht in Litern. Die Erzeugerpreise sind deutlich niedriger: Derzeit bekommt ein Bauer nach Foldenauers Angaben im bundesweiten Schnitt von seiner Molkerei etwa 34 Cent für konventionelle Milch und zwischen 45 und 50 Cent für Biomilch.
„Den Strukturwandel in der deutschen Milchwirtschaft haben wir seit 70 Jahren, keine Politik hat das aufhalten können“, sagt Torsten Hemme, Direktor von IFCN, einem renommierten Forschungsinstitut für Milchwirtschaft in Kiel. „Wir haben seit 2008 stark schwankende Erzeugerpreise“, sagt Claus Schnakenberg, ein Agrarberater und Milchexperte im Bremer Umland. „Das Problem ist, dass die Betriebe im Schnitt über die letzten fünf Jahre keine Vollkostendeckung erreichen.“