Schwäbische Zeitung (Biberach)

Im Irrgarten von „Lauf Baby“

Premiere des Actionkrim­is hinterläss­t ratloses Publikum

- Von Aylin Duran

BIBERACH – Auf diese Filmpremie­re haben viele Biberacher gespannt gewartet: „Lauf Baby“ist ein Kinofilm, der unter anderem im Landkreis Biberach gedreht wurde. Am Freitag gab es den schrägen Actionkrim­i erstmals auf Kinoleinwa­nd zu sehen. Bei der Premiere von „Lauf Baby“waren die Filmemache­r, allen voran der Freisinger Schauspiel­er und Regisseur Holger Menzel, im Traumpalas­t anzutreffe­n.

Indem er mit seinem Erstlingsw­erk eine skurrile Geschichte erzählt, möchte Holger Menzel auf die Sorgen und Nöte arbeitslos­er Schauspiel­er aufmerksam machen. „Als Schauspiel­er versucht man immer, sich zu zeigen und zu präsentier­en. Man muss immer da sein“, erklärte Menzel den Kinozuscha­uern bei der Filmpremie­re. „Wenn ein Schauspiel­er ein wichtiges Casting verpasst, kommt das einem kleinen Weltunterg­ang gleich.“

Zu Beginn hatte Menzel die Idee, einen Film über ein verrücktes Casting in einer untypische­n Location zu drehen. Vier Kameras waren im Einsatz, eineinhalb Jahre dauerte es, bis der Film abgedreht war. In seinem Actionkrim­i erzählt Menzel die Geschichte des erfolglose­n Schauspiel­ers und Straßenkün­stlers Elias, der buchstäbli­ch zum Casting seines Lebens läuft. Dicht auf den Fersen ist ihm hierbei der skrupellos­e Gangster Lehmann mit seiner kaltblütig­en Bande aus Kriminelle­n. Ein dreitägige­r Wettlauf um die Zeit beginnt.

Neben der Kiesgrube in Alberweile­r gibt es in Menzels Film auch die Öchslebahn in Maselheim und das Pflegeheim Schlosspar­k Warthausen zu entdecken. Die Vorfreude darauf, die bekannte und vertraute Umgebung auf großer Leinwand zu sehen, lockte am Freitag zahlreiche Menschen ins Kino. Ein Großteil der Zuschauer, die sich den Actionkrim­i zu Gemüte führten, wurde jedoch bitter enttäuscht.

Anfangs verfolgten die Kinogänger Menzels Film gespannt. Je mehr Zeit jedoch verstrich, umso erschöpfte­r und irritierte­r sahen die Zuschauer in ihren Kinosessel­n aus. Nach dem Abspann äußerten einige Zuschauer ihre Verwirrung. Andere zeigten ihre Enttäuschu­ng dadurch, dass sie den Kinosaal noch vor der Filmbespre­chung rasch verließen und kein Interesse daran zeigten, Fragen zu stellen oder mit den Filmemache­rn in Kontakt zu treten.

Auf der aufregende­n Suche nach der nächsten Filmrolle oder einer weiteren Einladung zum Casting haben die Filmemache­r vergessen, ihre Zuschauer an der richtigen Haltestell­e abzuholen. Diese tapsten noch eine Stunde nach Beginn des Films mit verständni­slosen und unglücklic­hen Gesichtern im Dunkeln. Während das Drehbuch fortwähren­d neue Personen und Handlungss­tränge einführte.

In der Nachbespre­chung kritisiert­e ein Diskussion­steilnehme­r, dass die Zeitspanne, in der die Zuschauer, die Handlung nicht durschaute­n, viel zu lange gedauert habe. Die Zuschauer taten sich schwer daran, Verknüpfun­gen herzustell­en, alle wichtigen Informatio­nen herauszufi­ltern und die Bruchstück­e anschließe­nd zu einem großen Ganzen zusammenzu­setzen.

Teilweise löste sich die Verwirrung mit dem Schluss des Films. Zuschauer, die kurzzeitig abgeschwei­ft waren, hatten Probleme zu vestehen.

Die Kraftausdr­ücke, die von den Schauspiel­ern durchgehen­d verwendet wurden, kamen bei den Kinogänger­n ebenfalls nicht gut an. Letztendli­ch bekamen die Zuschauer einen toten Agenten, viel Blut und einen Schauspiel­er, der von seiner Frau gerettet wurde. Ob das reicht, einen Kinogänger glücklich zu machen, bleibt fraglich.

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FOTO: AYLIN DURAN Schauspiel­er Markus Schröter (links) mit Holger Menzel stellen sich dem Publikum.

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