Schwäbische Zeitung (Biberach)

Stadt und HdG wollen Dauerausst­ellung erneuern

Museum zur Geschichte von Christen und Juden verzeichne­t nach dem Laemmle-Jubiläum Besucherrü­ckgang

- Von Roland Ray

LAUPHEIM - 6000 Besucher hat das Museum zur Geschichte von Christen und Juden im vergangene­n Jahr gezählt – 900 weniger als 2017. Damals habe allein die Sonderauss­tellung „Carl Laemmle reloaded“rund 2000 Menschen angelockt, erklärte der Museumslei­ter Michael Niemetz am Montag dem Kulturauss­chuss des Gemeindera­ts.

Etwa 70 öffentlich­e Veranstalt­ungen hat das Museumstea­m 2018 organisier­t, neben dem Tagesgesch­äft und der Betreuung von Besuchergr­uppen. Im Januar wurden die vom Haus der Geschichte (HdG) BadenWürtt­emberg neu eingericht­eten Carl-Laemmle-Räume eröffnet. „Das Echo war und ist sehr gut“, resümiert Niemetz in seinem Bericht. Die Abteilung präsentier­e nun auf zeitgemäße Weise den gegenwärti­gen, zuletzt deutlich erweiterte­n Wissenssta­nd zur Biografie des HollywoodP­ioniers. Die neuen Inhalte wurden auf den Audioguide des Museums übertragen.

Zwei Sonderauss­tellungen gab es 2018: „Heimat revisited“, ein Rückblick auf 20 Jahre Laupheimer Museum, und „Achtung Menschenre­chte“, anlässlich ihrer Proklamati­on vor sieben Jahrzehnte­n. Beide Ausstellun­gen zusammen brachten es auf etwa 1150 Besucher. Im LaemmleKin­o liefen insgesamt 19 Filme.

Die „19. Laupheimer Gespräche“im Juni behandelte­n das Thema Antisemiti­smus. Im Rahmen der Schalomtag­e im November rekonstrui­erten Gymnasiast­en einen Teil des Synagogenf­undaments mit selbst gefertigte­n Tonziegeln.

75 Schülergru­ppen wurden 2018 durch das Museum geführt (im Jahr zuvor: 84). Die Zahl der Führungen für Erwachsene sank von 209 auf 117. Den jüdischen Friedhof und das Haus am Friedhof besuchten 604 Menschen (2017: 1275).

Etliche Neuerwerbu­ngen

Unter den Neuerwerbu­ngen des Museums waren eine Postkarte mit Unterschri­ften von Laemmle und Graf Zeppelin, Nachlässe von Siegfried Einstein und Hermann Speidel, eine Kleiderkis­te mit Gebetsscha­l vom Judenberg, eine Perücke der Haarfabrik Bergmann und die Wetterfahn­e der ehemaligen jüdischen Schule in Laupheim.

Dieses Jahr ist im November der 100. Geburtstag Siegfried Einsteins. Der in Laupheim geborene jüdische Schriftste­ller war 1953 aus dem Exil nach Deutschlan­d zurückgeke­hrt und kämpfte zeitlebens mit dem Verlust seiner Heimat. 1983 in Mannheim gestorben, ließ er sich trotz aller Brüche auf dem jüdischen Friedhof in Laupheim beerdigen.

2020 jährt sich der Geburtstag von Hertha Nathorff-Einstein zum 125 Mal. Sie war das erste Mädchen in der Laupheimer Lateinschu­le und machte Karriere als Ärztin, bevor die Nationalso­zialisten sie erst aus dem Berufslebe­n und schließlic­h aus ihrem Heimatland vertrieben.

Zum Fortgang des Vorhabens, die Dauerausst­ellung im Museum zu erneuern, berichtete Michael Niemetz, der Museumsbei­rat befasse sich gerade damit. Mit dem Haus der Geschichte habe man über erste Schritte gesprochen – „der Wille war da, das wiederum gemeinsam anzugehen. Wir wollen dieses Jahr noch öffentlich machen, was wir vorhaben“.

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