Schwäbische Zeitung (Biberach)

Leben im „Wisch und Weg“

Kabarettis­t HG. Butzko sorgt im Komödienha­us für einen heiteren Abend

- Von Gabi Ruf-Sprenger

BIBERACH - Der Kabarettis­t HG. Butzko hat am Donnerstag­abend das Publikum im Komödienha­us mit seinem aktuellen Programm „echt jetzt“mit auf eine heitere Zeitreise genommen.

Vor 22 Jahren ging HG. Butzko mit seinem ersten eigenen politische­n Kabarett-Programm auf die Bühne. Nun schaut er in „echt jetzt“zurück auf das, was sich seither geändert hat – oder auch nicht: pointiert, schnoddrig, polemisch, komisch und zwischendu­rch auch mal besinnlich. Das Publikum soll schließlic­h nicht einfach nur dasitzen und lachen, sondern auch mitund nachdenken können. Butzko verzichtet darauf, Altes aufzuwärme­n und bringt Neues.

Dabei kommt er vom Politische­n ins Private. Bundestag und Alltag finden bei ihm flott zusammen. Auf billige Gags über Trump verzichte er, dafür sei ihm sein Auftritt zu schade, sagt er und haut dennoch einen raus: „Was haben Trump und Schröder gemeinsam? Einen Ehrenplatz in Putins Zäpfchensa­mmlung.“Das war's dann aber auch schon.

Im ersten Teil seines Programms lästert der Kabarettis­t mit der grünen Kappe noch über OnlineSchm­inktipps junger Frauen, „die Millionen scheffeln, weil sie in der Lage sind, sich mit dem Stift im Gesicht zu treffen“, aber sonst keine Leistung erbringen. Er fragt auch, was gewesen wäre, wenn das Schießpulv­er nach Afrika gelangt wäre und mutmaßt, Gambia, Niger und Somalia hätten dann wohl Kolonien gegründet in Deutschlan­d, die Leute hier ausgebeute­t und am Ende behauptet, all die Menschen, die infolgedes­sen nach Afrika wollten, seien

Wirtschaft­sflüchtlin­ge. Butzko spielt mit der Sprache. Er fragt sich, was es mit einem „herrenlose­n Damenfahrr­ad“auf sich hat, ob der Begriff Mutterspra­che, daher kommt, „weil Papi nix zu sagen hat“.

Der Gelsenkirc­hener geht zurück in die Vergangenh­eit bis zum FaxGerät – „für die Jüngeren: Faxen, das war so was, wie Whats app, nur mit Papier“– und zum 56 K-Modem („die Älteren werden sich erinnern“). Er beschreibt die ersten Handys, „große schwarze Klötze“, deren Benutzer rote Ohren bekamen und mit denen nur eines möglich war: telefonier­en. Damit ist er bei seinem Lieblingst­hema, der Digitalisi­erung.

Die digitale Welt sei nicht vom Himmel gefallen, sondern menschenge­macht oder zumindest von Nerds, die er „Menschensi­mulanten“nennt. Er rechnet ab mit Amazon, Apple, Google, Ebay und Microsoft.

Handys? Eine „Evolutions­bremse“

Für Butzko sind Handys längst zur „Evolutions­bremse“geworden, die ihren Nutzern viel zu viele Gedanken und Aktionen abnehmen würden und somit zu einer „Aufmerksam­keitsdefiz­itepidemie“geführt hätten, deren Auswirkung­en er drastisch schildert. Regelrecht­es „Gehirnjogg­ing“verlangt Butzko aber von seinem Publikum, wenn er schneller sprechend, als mancher denken kann, mit schönstem Fachchines­isch kognitive Prozesse erklärt und weshalb es fatal sei, wenn Kinder statt etwas zu ergreifen, um es mit all ihren Sinnen zu begreifen, nur „darüber wischen“. Oberflächl­ichkeit sei die Folge vom vielen Wischen über die Oberfläche des Handys. Am Ende die Erinnerung: „Der Mensch lebt nur im ,Hier und Jetzt‘, mit Ausnahme vielleicht der Historiker. Hantiert der Mensch am Smartphone oder Tablet rum, ist er in dem Moment nicht im ,Hier und Jetzt‘, sondern im ,Zewa‘, also im ,Wisch und Weg‘.

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FOTO: GABI RUF-SPRENGER Butzko forderte sein Publikum im Komödienha­us beim „Gehirnjogg­ing“.

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