Schwäbische Zeitung (Biberach)
Alles eine Frage der Technik?
Wir werden immer älter. Die Bevölkerung Deutschlands gehört zu den ältesten der Welt, Tendenz stark steigend. Die meisten möchten auch im Alter so lange wie möglich im eigenen Zuhause wohnen. Wie also könnte die seniorengerechte Musterwohnung der Zukunft aussehen?
„Es gibt sie nicht, die Modellwohnung für jeden älteren Menschen“, sagt Alexander Karl. „Jeder hat seine individuellen Bedürfnisse und Beeinträchtigungen.“Karl ist Laboringenieur der Hochschule Kempten und dort für eine Forschungseinrichtung zuständig, die einzigartig ist: das AAL Living Lab. AAL steht für englisch „Ambient Assisted Living“und bezeichnet technische Systeme, die gesundheitlich eingeschränkten Menschen ein selbstbestimmtes Leben ermöglichen sollen. „Lab“steht für „Labor“.
Forschung in einer echten Wohnung
Wie ein Labor sieht die Wohnung in der Seniorenanlage in Kempten nicht aus. Sie ist etwa 55 Quadratmeter groß und hat alles, was eine normale Wohnung auch hat: einen Flur, ein Bad, ein Wohnzimmer, ein Schlafzimmer und eine Küche. Doch die Ausstattung ist alles andere als normal. „Für uns ist das Lab eine Spielwiese, in der wir bestehende AAL-Systeme erproben und weiterentwickeln“, erklärt Karl. Das reicht von einfachen Dingen wie rutschfesten und bruchsicheren Tellern bis hin zum iPad, über das sich Licht, Heizung und Rollläden steuern lassen. Die Gardinenstange fährt auf Knopfdruck nach unten, ebenso die Regale im Kleiderschrank und in der Küche, das Bett richtet sich auf und dreht sich um 90 Grad, die Haltegriffe an der Toilette messen Blutdruck, Puls und Sauerstoffsättigung. Braucht man das alles?