Schwäbische Zeitung (Biberach)
An die Zukunft denken
Ein weiteres wichtiges Anliegen der Technikbotschafter ist die Vorsorge für den Notfall. „Wir empfehlen die sogenannte Rot-Kreuz-Dose“, sagt Mohr. Die Dose ist tatsächlich eine Dose und sieht aus wie ein großer, roter, runder Salzstreuer aus Plastik. „In der Dose ist alles Wichtige kompakt zusammengefasst: medizinische Informationen über den Bewohner wie Vorerkrankungen, die Medikamente, die er nimmt, und zu welchem Hausarzt er geht. Und die Patientenverfügung“, erklärt Mohr. Die Dose wird im Kühlschrank gelagert. Ein kleines Hinweisschild auf der Rückseite der Wohnungstür weist Rettungskräfte auf die Dose hin. Doch damit die Rettungskräfte überhaupt alarmiert werden, rät Walz zu einem Hausnotruf mit Alarmknopf.
Im AAL Living Lab in Kempten ist ein solcher nicht mehr notwendig. „Im Boden sind Sensoren, die alles registrieren, das sich bewegt und elektrischen Strom leitet“, sagt Karl. Der menschliche Körper gehört mit seinem hohen Wasseranteil dazu. Karl demonstriert, wie das System reagieren könnte, wenn ein Bewohner den Boden fällt und mehrere Sekunden dort liegen bleibt. „Das System schlägt Alarm, das Licht in der Wohnung wird heller, der Rettungsdienst wird informiert und die Tür geht automatisch auf“, sagt Karl. Doch Sicherheit ist nicht alles. „Die schönste barrierefreie Wohnung nützt nichts, wenn der 80-jährige Senior isoliert darin sitzt und verkümmert“, mahnt Walz.
Er rät Senioren dazu, aktiv zu bleiben (Tipp 4) und sich nach Bedarf Hilfen für den Haushalt zu organisieren (Tipp 3). „Wenn ich mir zum Beispiel Essen auf Rädern kommen lasse, entlastet mich das. Entlastung verhindert Überlastung. Zudem kommt dann jeden Tag jemand vorbei.“
Angehörigen legt er ans Herz, die Selbstbestimmung der Senioren zu respektieren (Tipp 8). „Nicht sagen ,Du brauchst einen Rollator’, sondern ,Ich würde mich sicherer fühlen, wenn du einen Rollator hättest’.“Und er empfiehlt jungen Menschen, die ein Haus bauen oder sich eine Wohnung kaufen wollen, sich die Frage zu stellen: „Wie kann ich mein Haus oder Wohnung anpassen, wenn ich nicht mehr so mobil bin?“(Tipp 7)