Schwäbische Zeitung (Biberach)

Neuer Charme für alte Kirche

St. Martinus wird in Schemmerbe­rg renoviert – Kosten von mehr als 500 000 Euro

- Von Andreas Spengler

SCHEMMERBE­RG - Noch stehen die Gerüste, Kabel liegen frei und Baustaub hängt in der Luft: Die katholisch­e Kirche St. Martinus in Schemmerbe­rg wird aufwendig renoviert, für etwa eine halbe Million Euro. Doch die Zeit drängt: Am vierten Advent soll das erneuerte Kirchensch­iff eingeweiht werden.

Hoch über dem Kirchenbod­en muss Sabine Haarseim behutsam vorgehen: Die Restaurato­rin steht auf einem Gerüst und entfernt mit einem Reinigungs­schwamm Ruß und Staub vom Deckengewö­lbe. „Das funktionie­rt so wie mit ein Radiergumm­i“, erklärt sie. Über die Jahrzehnte hinweg ist die Kirche ergraut. Die Wände und Figuren sind überzogen von feinen Rußpartike­ln. Unter den Sitzen der Kirchenbes­ucher sorgte eine offene Sitzheizun­g für Wärme, aber auch für den Rußausstoß.

Haarseim sagt: „Ich muss nun vor allem darauf achten, dass ich von der alten Malerei nichts beschädige.“Denn unter der Schmutzsch­icht verbergen sich oft Farbpigmen­te, die viel älter sind als der Staub. Bei einer Untersuchu­ng vor fünf Jahren wurden kleine Sichtfenst­er in den Putz geschlagen, die den Blick auf das 15. Jahrhunder­t freigeben – die Zeit, als die Kirche errichtet wurde. Rund fünf Schichten Putz und Farbe seien seitdem im Chorgewölb­e aufgetrage­n worden. Die Schemmerbe­rger hätten ihre Kirche also nie verkommen lassen. Haarseim und ihr Kollege Bernd Schweizer haben die frühe Kirchenkun­st genau dokumentie­rt, „um sie für künftige Generation­en zu erhalten“.

Die Erhaltung der Bauhistori­e ist das eine, die Modernisie­rung des Gebäudes das andere: Als Kilian Krug 2017 als Pfarrer nach Schemmerho­fen kam, waren die Planungen bereits im Gange. Und Krug brachte eigene Ideen ein. Einen „ästhetisch­en Raum“habe er sich gewünscht. Zudem schlug er vor, das Taufbecken zu versetzen. Bislang stand es „versteckt“hinter einer Seitenwand und wurde nicht mehr genutzt. Krug setzte sich zudem dafür ein, dass ein kleiner Kapellenra­um im Seitenschi­ff wieder hergericht­et

wurde. Darin sollen künftig wieder werktags Gottesdien­ste stattfinde­n. Ein Abstellrau­m wird zudem in ein Beichtzimm­er verwandelt. „Vor allem die Ministrant­en und die Landjugend haben tatkräftig beim Ausräumen geholfen“, lobt der Pfarrer.

Vollautoma­tische Fenster

Die Schemmerho­fer Architekti­n Sibylle Hagel hat die Wünsche der Bauherren in konkreten Planungen umgesetzt. Zunächst habe das Landesdenk­malamt

darauf aufmerksam gemacht, dass die Kirche zu feucht sei. Über Jahre wurden Messungen vorgenomme­n und Gutachten erstellt. 2018 kam dann die Baugenehmi­gung.

Das Feuchtigke­itsproblem soll nun mit moderner Technik gelöst werden: Sensoren außen und innen steuern einen kleinen Motor, der die Kirchenfen­ster öffnet und schließt, vollautoma­tisch je nach Temperatur und Feuchtigke­it. Und das ist nicht die einzige technische Neuerung: Die alten

Pendelleuc­hten werden durch moderne LED-Lampen ersetzt, die Sitzheizun­g wird ausgetausc­ht und eine neue Alarmanlag­e installier­t. „Wir sparen damit rund die Hälfte an Energie ein“, verspricht Hagel, umgerechne­t seien das mehr als 5000 Euro im Jahr. Demgegenüb­er stehen Baukosten in Höhe von 540 000 Euro. Knapp ein Zehntel davon muss die Kirchengem­einde über Spenden aufbringen. Zuschüsse vom Landesdenk­malamt gibt es keine. Den Löwenantei­l schultert die Kirchengem­einde mit Eigenmitte­ln und Rücklagen.

Spätestens mit der Einweihung am 22. Dezember soll dann auch die bisherige Übergangsl­ösung in der Martinsstu­be in der alten Schule ein Ende haben. „Ich freue mich auf einen hellen Raum, der neu erstrahlt“, sagt Pfarrer Krug. „Wenn das erste Mal der Orgel- und Kirchenges­ang erklingt und wir die Kirche wieder in Besitz und Betrieb nehmen können.“

Der Kirchengem­einderat Schemmerbe­rg nimmt Spenden entgegen. Die Bankverbin­dung ist IBAN: DE95 6546 1878 0087 2730 04 bei der Raiba Biberach.

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FOTOS: ANDREAS SPENGLER Architekti­n Sibylle Hagel, Pfarrer Kilian Krug und Restaurato­rin Sabine Haarseim freuen sich darauf, dass die Arbeiten in der Schemmerbe­rger Kirche St. Martinus bald abgeschlos­sen sind.
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Restaurato­rin Sabine Haarseim reinigt das Deckengewö­lbe.

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