Schwäbische Zeitung (Biberach)
Neuer Charme für alte Kirche
St. Martinus wird in Schemmerberg renoviert – Kosten von mehr als 500 000 Euro
SCHEMMERBERG - Noch stehen die Gerüste, Kabel liegen frei und Baustaub hängt in der Luft: Die katholische Kirche St. Martinus in Schemmerberg wird aufwendig renoviert, für etwa eine halbe Million Euro. Doch die Zeit drängt: Am vierten Advent soll das erneuerte Kirchenschiff eingeweiht werden.
Hoch über dem Kirchenboden muss Sabine Haarseim behutsam vorgehen: Die Restauratorin steht auf einem Gerüst und entfernt mit einem Reinigungsschwamm Ruß und Staub vom Deckengewölbe. „Das funktioniert so wie mit ein Radiergummi“, erklärt sie. Über die Jahrzehnte hinweg ist die Kirche ergraut. Die Wände und Figuren sind überzogen von feinen Rußpartikeln. Unter den Sitzen der Kirchenbesucher sorgte eine offene Sitzheizung für Wärme, aber auch für den Rußausstoß.
Haarseim sagt: „Ich muss nun vor allem darauf achten, dass ich von der alten Malerei nichts beschädige.“Denn unter der Schmutzschicht verbergen sich oft Farbpigmente, die viel älter sind als der Staub. Bei einer Untersuchung vor fünf Jahren wurden kleine Sichtfenster in den Putz geschlagen, die den Blick auf das 15. Jahrhundert freigeben – die Zeit, als die Kirche errichtet wurde. Rund fünf Schichten Putz und Farbe seien seitdem im Chorgewölbe aufgetragen worden. Die Schemmerberger hätten ihre Kirche also nie verkommen lassen. Haarseim und ihr Kollege Bernd Schweizer haben die frühe Kirchenkunst genau dokumentiert, „um sie für künftige Generationen zu erhalten“.
Die Erhaltung der Bauhistorie ist das eine, die Modernisierung des Gebäudes das andere: Als Kilian Krug 2017 als Pfarrer nach Schemmerhofen kam, waren die Planungen bereits im Gange. Und Krug brachte eigene Ideen ein. Einen „ästhetischen Raum“habe er sich gewünscht. Zudem schlug er vor, das Taufbecken zu versetzen. Bislang stand es „versteckt“hinter einer Seitenwand und wurde nicht mehr genutzt. Krug setzte sich zudem dafür ein, dass ein kleiner Kapellenraum im Seitenschiff wieder hergerichtet
wurde. Darin sollen künftig wieder werktags Gottesdienste stattfinden. Ein Abstellraum wird zudem in ein Beichtzimmer verwandelt. „Vor allem die Ministranten und die Landjugend haben tatkräftig beim Ausräumen geholfen“, lobt der Pfarrer.
Vollautomatische Fenster
Die Schemmerhofer Architektin Sibylle Hagel hat die Wünsche der Bauherren in konkreten Planungen umgesetzt. Zunächst habe das Landesdenkmalamt
darauf aufmerksam gemacht, dass die Kirche zu feucht sei. Über Jahre wurden Messungen vorgenommen und Gutachten erstellt. 2018 kam dann die Baugenehmigung.
Das Feuchtigkeitsproblem soll nun mit moderner Technik gelöst werden: Sensoren außen und innen steuern einen kleinen Motor, der die Kirchenfenster öffnet und schließt, vollautomatisch je nach Temperatur und Feuchtigkeit. Und das ist nicht die einzige technische Neuerung: Die alten
Pendelleuchten werden durch moderne LED-Lampen ersetzt, die Sitzheizung wird ausgetauscht und eine neue Alarmanlage installiert. „Wir sparen damit rund die Hälfte an Energie ein“, verspricht Hagel, umgerechnet seien das mehr als 5000 Euro im Jahr. Demgegenüber stehen Baukosten in Höhe von 540 000 Euro. Knapp ein Zehntel davon muss die Kirchengemeinde über Spenden aufbringen. Zuschüsse vom Landesdenkmalamt gibt es keine. Den Löwenanteil schultert die Kirchengemeinde mit Eigenmitteln und Rücklagen.
Spätestens mit der Einweihung am 22. Dezember soll dann auch die bisherige Übergangslösung in der Martinsstube in der alten Schule ein Ende haben. „Ich freue mich auf einen hellen Raum, der neu erstrahlt“, sagt Pfarrer Krug. „Wenn das erste Mal der Orgel- und Kirchengesang erklingt und wir die Kirche wieder in Besitz und Betrieb nehmen können.“
Der Kirchengemeinderat Schemmerberg nimmt Spenden entgegen. Die Bankverbindung ist IBAN: DE95 6546 1878 0087 2730 04 bei der Raiba Biberach.