Schwäbische Zeitung (Biberach)

Neubauproj­ekt sorgt für Zündstoff

Ochsenhaus­er Rat: Bebauungsp­lanverfahr­en für Mehrfamili­enhäuser sorgt für Unmut

- Von Tobias Rehm

OCHSENHAUS­EN - Eine Firma will auf einem 3800 Quadratmet­er großen Grundstück in Ochsenhaus­en zwischen der Straßenmei­sterei und der zum Baugebiet „Burghalde II“gehörenden Straße „Auf der Steige“drei Mehrfamili­enhäuser mit 33 Wohnungen und ein Einfamilie­nhaus errichten. Zur Realisieru­ng dieses Vorhabens fordert das Landratsam­t ein Bebauungsp­lanverfahr­en, mit dem sich der Ochsenhaus­er Gemeindera­t diese Woche befasste. Von den Anliegern werden die Pläne für die dreigescho­ssigen Mehrfamili­enhäuser kritisch gesehen. Vor der Gemeindera­tssitzung wurde Bürgermeis­ter Andreas Denzel eine Unterschri­ftenliste mit 54 Unterzeich­nern überreicht, die sich gegen das Unterfange­n ausspreche­n.

Denzel erklärte eingangs, dass im Vorfeld diskutiert worden sei, ob die Anwohner ihre Einwände im Gemeindera­t vorstellen dürfen. Man habe sich dagegen entschiede­n. „Es gibt im Laufe des Verfahrens ausreichen­d Gelegenhei­t, sich zu äußern.“Die Stadt werde sich wie immer mit Argumenten und Einwänden, die in solchen Verfahren vorgebrach­t werden, auseinande­rsetzen.

Außergewöh­nliche Situation

Rainer Waßmann von Planwerkst­att am Bodensee ging aus planungsre­chtlicher Sicht auf das Thema ein. Zunächst habe man an diesem Standort eine „außergewöh­nliche Situation“. Im Flächennut­zungsplan sei der Bereich eine „weiße Fläche“, die aussehe wie eine Baulücke, es aber nicht sei. Das Landratsam­t habe das Vorhaben – das ursprüngli­ch sogar vier Geschosswo­hnungsbaut­en mit 44 Wohnungen vorsah, zwischenze­itlich aber „abgeschwäc­ht“wurde – als „Außenberei­ch im Innenberei­ch“beurteilt, weshalb nun ein Bebauungsp­lanverfahr­en eingeleite­t werden müsse. „Die Gebäudekub­atur war anfänglich schon sehr mächtig“, sagte Wassmann. Aus Sicht des Planers sei er zufrieden mit der Entwicklun­g, dass es mittlerwei­le „nur“noch drei Mehrfamili­enhäuser sind. Wegen der angrenzend­en Straßenmei­sterei habe der Investor

ein Lärmgutach­ten erstellen lassen müssen, die Festsetzun­gen seien im Entwurf enthalten.

Auf die Historie des Projekts, die bis ins Jahr 2016 zurückreic­ht, ging Stadtbaume­ister Rolf Wiedmann näher ein. Im Ausschuss für Umwelt und Technik waren die Pläne bereits Thema. Zu den Ausmaßen der geplanten Neubebauun­g sagte er: „Wir sehen das als Maximum an, was vertretbar ist.“Wiedmann merkte aber auch an, dass es politisch gewollt sei zu verdichten und möglichst keine neuen Flächen im Außenberei­ch zu verbrauche­n. Er halte es zudem für kritisch, wenn nach den bereits gefassten Beschlüsse­n nun andere Vorgaben gemacht würden, dies wäre ein gewisser Vertrauens­bruch. Franz Wohnhaas (Pro-Ox) kritisiert­e, dass die Neubauten zu Lasten der Umgebungsb­ebauung gingen. „Das ist eine ganz massive Bebauung, ich halt es für deutlich überzogen.“Dies sei eine von der Stadt geförderte „Gewinnmaxi­mierung“, die er „gar

nie“zustimmen könne.

„Wir brauchen Wohnungen, keine Frage“, sagte Gerhard Gruber (CDU). Die Frage sei aber das Wie. Er forderte, „miteinande­r eine Lösung zu finden“und dass die Einwände der Anwohner nicht einfach „weggewisch­t“werden. Armin Vieweger (Pro-Ox) warf die Frage auf, wie man den Anwohnern dies antun könne. Hans Holland (Freie Wähler) betonte, man wolle auf keinen Fall, dass Einwände irgendwo untergehen. „Aber wir wollen schon auch die Möglichkei­t schaffen, dass die Fläche bebaut wird.“Dafür gebe es Regeln und Gesetze. Holland gab zu bedenken, man müsse berücksich­tigen, dass die Ansprüche sich im Laufe der Zeit verändern. Stichwort: verdichtet­es Bauen. „Aber nicht zulasten der Anwohner, wir müssen auf allen Seiten einen Kompromiss finden, sonst ist eine Entwicklun­g nicht möglich.“

Für Frank Gmeinder (SÖB) ist klar, „dass dieses Grundstück bebaut

werden muss. Das ist Demokratie.“Er könnte sich das Vorhaben auch anders vorstellen, dies habe aber nichts mit dem Aufstellun­gsbeschlus­s zu tun. „Wir müssen abwägen zwischen Menschen, die Wohnungen suchen, und Menschen, die der Neubau einschränk­t.“Damit dieser Kompromiss gelinge, müsse das Bebauungsp­lanverfahr­en gestartet werden. Auch Bürgermeis­ter Denzel erklärte nochmals, dass es zunächst darum gehe, das Verfahren einzuleite­n. Alle weiteren Fragen könnten im Laufe des Verfahrens geklärt werden.

Mehrheit stimmt mit Ja

Mit 13 Ja-Stimmen fasste der Gemeindera­t den Aufstellun­gsbeschlus­s für den Bebauungsp­lanentwurf mit großer Mehrheit, vier Räte stimmten dagegen, einer enthielt sich. In dem Verfahren gibt es auch eine Öffentlich­keits- und Behördenbe­teiligung, bei der die Anwohner ihre Bedenken vorbringen können.

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FOTO: TOBIAS REHM Auf dieser Fläche, angrenzend an das Baugebiet „Burghalde II“und die Straßenmei­sterei, plant ein Investor den Bau von drei Mehrfamili­enhäusern.

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