Schwäbische Zeitung (Biberach)

Miss Oberschwab­en trägt das Fell kurz

Robert Böttle aus Göffingen bereitet zwei Kühe für den Fleckvieht­ag vor

- Von Berthold Rueß

GÖFFINGEN - Um die 90 Kühe hat Robert Böttle in seinem Stall in Göffingen. Jede hat nicht nur eine Registrier­nummer, sondern auch einen Namen. „Das ist persönlich­er“, erklärt der Landwirt. Zwei von ihnen, Sandy und Franzi, bekommen derzeit besonders viel Aufmerksam­keit: Sie sollen die Böttlesche Herde beim Fleckvieht­ag in Bad Waldsee vertreten. Dort geht es am Sonntag um nichts Geringeres als die Wahl der „Miss Oberschwab­en“, also der schönsten Kuh des Verbands.

Für die dreijährig­e Sandy rechnet sich Böttle gute Chancen für einen vorderen Platz aus, wenn es auch vielleicht nicht für den Titel „Miss Oberschwab­en“reichen wird. Die Konkurrenz ist groß: 165 Tiere aus 35 Betrieben sind gemeldet. Man müsse schon „kuhverrück­t“sein, sagt Böttle.

Kuh muss „gezähmt“werden

Der Aufwand für die beteiligte­n Bauern sei schon beträchtli­ch. Die Tiere müssen nämlich für ihren großen Auftritt entspreche­nd vorbereite­t werden. Zunächst müssen sie sich daran gewöhnen, am Strick zu gehen – wie beim Zähmen eines Pferds. Das funktionie­re nicht bei allen Kühen. Manche seien zu eigensinni­g, so wie das ältere Tier, das Böttle zunächst mitnehmen wollte: „Die krieg ich nicht angebunden.“Sandy zeigte sich hingegen kooperativ. Sie absolviert brav ihre Laufübunge­n, scheint sogar Spaß daran zu haben. Auch die Schur vorher lässt sie geduldig über sich ergehen: Drei Millimeter lang sollen die Haare am Sonntag sein, auch der Schwanz glatt rasiert und auftoupier­t. Damit das Weiß des Fells gut zur Geltung kommt, wird die Kuh gründlich gewaschen. Böttle verwendet dafür ganz normales Shampoo. „Mit Glanz“, wie der Landwirt verrät.

Was letztendli­ch im Ring ausschlagg­ebend ist, sind körperlich­e Merkmale, auf den „Rahmen“, das „Fundament“und das Euter kommt es an. Das sind auch Zeichen für Gesundheit – und für die Milchleist­ung. Eine Grundleist­ung von 6500 Litern Milch ist Voraussetz­ung, um an dem

Wettbewerb teilzunehm­en. Bei einem Durchschni­tt von 7800 Litern in Baden-Württember­g sei das kein Problem: „Die meisten Betriebe sind Spitzenbet­riebe.“Jugendlich­es Alter ist beim Schönheits­wettbewerb der Kühe kein Vorteil. Bei der Tierschau in Ilshofen habe die älteste Kuh gewonnen.

Die Tiere werden in Gruppen vorgestell­t. Dabei treten jeweils gleichaltr­ige Tiere gegeneinan­der an. Unter den Siegertier­en der jeweiligen Altersgrup­pe wird dann die „Miss Oberschwab­en“gekürt. Das Urteil fällt ein neutraler Richter. Am Sonntag wird das der Kärntner Reinhard Scherzer sein. Böttle hofft, dass zumindest Sandy ins Finale kommt. Führen wird sie Böttles Sohn Tobias. Der sorgt übrigens auch für den guten Ton: als Musikant der Fleckviehk­apelle, ebenso wie Tochter Simone.

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FOTO: THOMAS WARNACK Robert Böttle lässt Kuh Sandy eine grundliche Wäsche zukommen. Am Sonntag soll sie einen guten Eindruck machen.

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