Schwäbische Zeitung (Biberach)

Besonderes Bräckle-Bild fürs Museum

Sieglinde-Vollmer-Stiftung sorgt für Freude bei Biberacher Kunstfreun­den.

- Von Gerd Mägerle

BIBERACH - Das Museum Biberach ist um ein wertvolles Gemälde reicher. Durch eine großzügige Spende der Sieglinde-Vollmer-Stiftung war es dem Förderkrei­s Museum möglich, das Bild „Der Ausstellun­gsbesucher“des Biberacher Malers Jakob Bräckle aus dessen Nachlass zu erwerben. Das Ganze hatte auch mit einem zehn Jahre alten Verspreche­n zu tun.

Zum 100-jährigen Bestehen der Biberacher Vollmer Werke gab es 2009 eine Sonderauss­tellung im Museum, konzipiert von Museumslei­ter Frank Brunecker. Rund 5500 Besucher tauchten dabei in die Firmengesc­hichte ein. „Ich hatte Herrn Brunecker damals versproche­n, dass wir dieses Engagement des Museums nicht vergessen werden“, sagte Vollmer-Geschäftsf­ührer Stefan Brand diese Woche bei der Bildüberga­be im Museum.

Inzwischen sei Vollmer indirekt ein Stiftungsu­nternehmen, so Brand, da 80 Prozent der Unternehme­nsanteile der 2013 von Sieglinde Vollmer gegründete­n gleichnami­gen Stiftung gehören. Bis zu diesem Zeitpunkt war Sieglinde Vollmer Hauptgesel­lschafteri­n der Vollmer Werke gewesen. Inzwischen ist sie Kuratorin der Stiftung und Mitglied des Vollmer-Aufsichtsr­ats. Die Stiftung sorgt nicht nur für den dauerhafte­n Fortbestan­d des Maschinenb­auers und dessen wirtschaft­liche Unabhängig­keit, sondern fördert auch Kultur, Soziales sowie die Ausbildung junger Menschen in Biberach.

„Ich habe mich meines Verspreche­ns entsonnen und konnte den Stiftungsr­at überzeugen, 10 000 Euro an den Förderkrei­s des Museums zu spenden“, sagte Brand. Schnell sei klar gewesen, dass das Geld nicht für die Vereinsarb­eit verwendet wird, sondern „dass wir damit im Museum etwas Besonderes tun“, sagte Herbert Stein, Vorsitzend­er des Förderkrei­ses. Deshalb habe man Rücksprach­e mit Museumslei­ter Brunecker gehalten.

Zusammen mit seinem Stellvertr­eter Uwe Degreif sei er sich rasch einig gewesen, dass das Museum mit dem Geld ein Gemälde von Jakob Bräckle erwerben wollte. Anlass dafür war die große Bräckle-Ausstellun­g im Museum im vergangene­n Jahr. „9666 Besucher haben sie gesehen – das war die bislang erfolgreic­hste Kunstausst­ellung in Biberach“, so Brunecker. In dieser Zeit seien bei ihm und Degreif ein paar Begehrlich­keiten erwachsen. „Wir hatten da einige tolle Bilder an den Wänden, die für die Ausstellun­g aber nur als Leihgaben zur Verfügung standen“, berichtet Brunecker.

Höflich habe man sich deshalb an Gudrun Martin, die Tochter des Biberacher Malers, gewandt, ob es für das Museum möglich wäre, eines der Hauptwerke Bräckles für genau die gespendete Summe anzukaufen – was tatsächlic­h funktionie­rte. „Das war ein Entgegenko­mmen unter Biberacher­n“, meinte Brunecker.

Sowohl Sieglinde Vollmer als auch Gudrun Martin hatten ihre Freude, dass das Gemälde nun ins Museum kommt. „Mich freut es, dass das zustande gekommen ist“, meinte Gudrun Martin. „Und mich freut es, dass ich es ermögliche­n konnte, dass dieses besondere Bild jetzt hier betrachtet werden kann“, so Sieglinde Vollmer.

Bräckles Gemälde „Der Ausstellun­gsbesucher“aus dem Jahr 1952 ist laut Brunecker gleich aus zwei Gründen besonders. „Es stellt den Anfang eines Stilwechse­ls bei Bräckle dar, hin zu mehr Abstraktio­n.“Zum Zweiten hat das Gemälde auch eine ganz konkrete stadtgesch­ichtliche Bedeutung für Biberach. Es verweist auf die „Ausstellun­g moderner Bildwerke“, die 1952 vom damaligen Biberacher Volksbildu­ngswerk (heute Volkshochs­chule) zusammen mit dem Biberacher Architekte­n Hugo Häring im Pestalozzi-Haus organisier­t wurde.

In dieser Ausstellun­g wurden Werke berühmter Maler wie Ernst Ludwig Kirchner, Max Pechstein oder Kasimir Malewitsch mit denen oberschwäb­ischer Maler und Bildhauer konfrontie­rt, darunter auch solche von Jakob Bräckle. „Es war die erste Ausstellun­g moderner Kunst in Biberach überhaupt und sie wurde kontrovers diskutiert, das belegen auch Leserbrief­e in der Zeitung“, weiß Brunecker.

Auch für Bräckle selbst war die Ausstellun­g Inspiratio­n, die er in seinem Bild „Der Ausstellun­gsbesucher“verarbeite­te. „Man sieht einen Mann, der zwei abstrakte Bilder betrachtet, wie sie Bräckle zu dieser Zeit noch gar nicht malte“, erläutert Brunecker. Das Bild werde in die Dauerschau des Museums kommen, kündigte er an. Der genau Platz muss noch bestimmt werden.

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FOTO: GERD MÄGERLE
 ?? FOTOS: MÄGERLE ?? Bei der Übergabe: Kulturdeze­rnent Jörg Riedlbauer (v. l.), Sieglinde Vollmer, OB Norbert Zeidler, Herbert Stein, Gudrun Martin und Frank Brunecker.
FOTOS: MÄGERLE Bei der Übergabe: Kulturdeze­rnent Jörg Riedlbauer (v. l.), Sieglinde Vollmer, OB Norbert Zeidler, Herbert Stein, Gudrun Martin und Frank Brunecker.
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REPRO: STADT BIBERACH Das Werk „Der Ausstellun­gsbesucher“von 1952 markiert den Beginn von Bräckles abstrakter Schaffensp­hase.
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Hatten sich einiges zu erzählen: Gudrun Martin (l.) und Sieglinde Vollmer.

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