Schwäbische Zeitung (Biberach)

„Alfred Remmele trug stets dafür Sorge, dass seine Firma ein bedeutende­r Wirtschaft­sfaktor für unsere Stadt ist.“

Beim Requiem in der Basilika wird die Lebensleis­tung des Südpack-Gründers gewürdigt

- Von Tobias Rehm

Andreas Denzel, Bürgermeis­ter von Ochsenhaus­en, über den jüngst verstorben­en SüdpackGrü­nder Alfred Remmele an dessen Beisetzung.

OCHSENHAUS­EN - In der Ochsenhaus­er Basilika St. Georg hat am Freitagnac­hmittag eine große Trauergeme­inde Abschied vom Unternehme­r und Ochsenhaus­er Ehrenbürge­r Alfred Remmele genommen. In dem knapp eineinhalb­stündigen Requiem wurden neben seiner unternehme­rischen Leistung auch seine Geradlinig­keit und sein Verantwort­ungsbewuss­tsein gewürdigt. Remmele war am Sonntag im Alter von 89 Jahren nach kurzer Krankheit gestorben.

Mehrere Hundert Trauergäst­e aus Politik, Wirtschaft und Gesellscha­ft waren nach Ochsenhaus­en gekommen, um Alfred Remmele das letzte Geleit zu geben. Pater Alfred Tönnis leitete den Gottesdien­st. Er würdigte den Verstorben­en als jemanden, der Verantwort­ung übernommen habe, was gerade in der heutigen Zeit wichtig sei. Tönnis schlug zu Beginn den Bogen zum Coronaviru­s. Aufgrund dessen gebe es beim Friedensgr­uß kein Händeschüt­teln und auch keine Mundkommun­ion. Am Donnerstag hatte die Diözese zu Vorsichtsm­aßnahmen geraten. Man übernehme hier Verantwort­ung, erklärte der Pater, so wie es Alfred Remmele auch getan habe.

In seiner Predigt betonte Alfred Tönnis, dass Alfred Remmele Ecken und Kanten gehabt habe, aber immer geradlinig seinen Weg gegangen sei. Privat wie beruflich. 1964 gründete er die Firma Südpack. Erster Firmensitz war die Garage der Familie, erstes Produkt waren Kunststoff­verbunde für Käsereifun­gsbeutel. Remmele, so Tönnis, habe zeitlebens Verantwort­ung übernommen: für die Familie (mit seiner 2002 verstorben­en Frau Maria hatte Remmele zwei Kinder, Johannes und Carolin, sowie mittlerwei­le acht Enkel und zwei Urenkel), für sich selbst sowie für Gesellscha­ft und Politik. „Diese drei Verantwort­ungsbereic­he waren ihm wichtig. Er hat sie gelebt.“Remmeles Motto sei gewesen: „Du musst es wollen und glauben, dann wird es werden.“

Tönnis erzählte, er selbst habe Alfred Remmele 1999 kennengele­rnt. Während des Kosovokrie­gs hatte der Pater in der „Schwäbisch­en Zeitung“eine Spendenakt­ion zum Wiederaufb­au

eines Krankenhau­ses initiiert. Am Tag, als der Artikel erschien, erhielt Tönnis zwei Anrufe: einen von Alfred Remmele, einen von Arthur Handtmann. „Beide haben gesagt, dass sie dieses Projekt unterstütz­en wollen.“

Ochsenhaus­ens Bürgermeis­ter Andreas Denzel lobte Remmele in seiner Ansprache als einen Mann, dem die Stadt und die Menschen viel zu verdanken hätten. Innerhalb weniger Jahrzehnte habe er es geschafft, Südpack zu einem Unternehme­n mit Millionenu­msätzen zu machen. „Alfred Remmele trug stets dafür Sorge, dass seine Firma ein bedeutende­r Wirtschaft­sfaktor für unsere Stadt ist.“Er sei ein Garant für sichere und attraktive Arbeitsplä­tze gewesen, so Denzel.

Als Industriep­ionier habe Remmele ein „beeindruck­endes Stück Wirtschaft­sgeschicht­e“geschriebe­n. Dabei sei die Firma über all die Jahre der Stadt Ochsenhaus­en und dem Landkreis Biberach treu geblieben und habe zur „überdurchs­chnittlich­en Entwicklun­g“Ochsenhaus­ens beigetrage­n. Denzel übermittel­te auch die Anteilnahm­e des im Ausland weilenden Landrats Heiko Schmid und betonte, dass Alfred Remmele einen „ehrenvolle­n Platz“in der Geschichte der Stadt einnehmen werde. „Wir verneigen uns vor seiner großen Lebensleis­tung.“

Für die Mitarbeite­r der Firma Südpack sprach Erik Bouts, seit September vergangene­n Jahres Sprecher der Geschäftsf­ührung. Bouts hatte diesen Posten von Johannes Remmele übernommen. Auch wenn er Alfred Remmele erst seit dem vergangene­n Jahr gekannt habe, habe er ihn in dieser Zeit als „beeindruck­enden, geselligen und hochintell­igenten Menschen“schätzen gelernt, sagte Bouts. Als sein Wechsel zu Südpack mit Johannes Remmele und Carolin Grimbacher bereits abgestimmt gewesen sei, habe es ein Mittagesse­n mit Alfred Remmele gegeben. Dabei sei schnell klar geworden, dass er ohne Zustimmung des Seniorchef­s nicht bei Südpack anfangen werde, erzählte Bouts.

Der Niederländ­er lobte Remmele dafür, dass er „immer ein Herz und ein offenes Ohr für seine Mitarbeite­r“hatte. „Er war ein liebevolle­r Familienpa­triarch, die Familie und Südpack waren für ihn immer ein Ganzes.“Seine Mitarbeite­r habe der Firmengrün­der nicht nur an Entscheidu­ngen, sondern auch am unternehme­rischen Erfolg beteiligt. Südpack verliere mit Alfred Remmele eine „herausrage­nde Persönlich­keit“. Seine „wegweisend­en Entscheidu­ngen“würden das Unternehme­n bis heute prägen. Bouts schloss mit den Worten: „Wir werden das Unternehme­n in seinem Sinne weiterführ­en. Seine Unternehme­nsprinzipi­en werden stets einen festen Platz bei Südpack haben.“

Anschließe­nd zog die Trauergeme­inde auf den Friedhof St. Veit, wo Alfred Remmele beigesetzt wurde und die letzte Ruhe fand.

 ?? FOTO: TOBIAS REHM ?? Ochsenhaus­en hat Abschied von Alfred Remmele genommen. Beim Requiem in der Basilika St. Georg wurden die Verdienste des Südpack-Gründers gewürdigt.
FOTO: TOBIAS REHM Ochsenhaus­en hat Abschied von Alfred Remmele genommen. Beim Requiem in der Basilika St. Georg wurden die Verdienste des Südpack-Gründers gewürdigt.

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